Hochsprung Hochsprung: Friedrich will nicht «Everybodys Darling» sein

Berlin/dpa. - Denn die Konzentration auf den Wettkampfist alleiniger Maßstab ihres Handelns, Medaillen sind ihr mehr Wertals Mammon. «Ich bin einfach fokussiert auf mein Ziel, hochspringen», sagte die Hallen-Europameisterin, die an diesem Dienstagin der WM-Qualifikation an den Start geht. «Ich bin in der Formmeines Lebens, schon das ganze Jahr.»
Für das große Ziel, bei der Heim-EM den Titel zu holen und diekroatische Konkurrentin und Titelverteidigerin Blanka Vlasic zuüberflügeln, geht Ariane Friedrich konsequent ihren eigenen Weg.Statt bei der Golden-League-Serie um den mit einer Million Dollargefüllten Jackpot zu kämpfen, ist sie lieber zur Universiade nachBelgrad gereist. «Das ist eine Zockerei, das soll man machen, wenneiner nur ans Geld denkt», sagte ihr Trainer Günter Eisinger.Verkaufen will sich auch Ariane Friedrich nicht, die über mancheOfferten aus der Wirtschaft erbost war: «Manche Unternehmen meinenwohl in Zeiten der Wirtschaftskrise, sie könnten ein Schnäppchen mituns Sportlern machen.»
Ob es um Sponsoren, Interviews, Wettkämpfe oder Training geht -der allgegenwärtige Eisinger kümmert sich um alles. «Ich bin wie eineGlucke und muss aufpassen, dass mir Ariane nicht wegbricht.» DerDruck sei riesig, «nur ein kleiner Fehler», und alles könne schiefgehen. Eisinger genießt das Vertrauen der eher misstrauischenKommissar-Anwärterin aus Frankfurt: «Er ist ein bisschen Papa,Kumpel, Trainer, Manager. Er ist von allem was, das ist genaurichtig.»
Die Athletin - blond gefärbte Haare, Sonnenbrille sogar imWettkampf - verzichtet auf einen PR-Berater, der ihr ein positivesImage wie das ihrer Vorgängerinnen Heike Henkel oder Ulrike Meyfarthverpasst. «Sie kommt so ein wenig Girlie-mäßig rüber. Ich weiß nicht,ob das überall gleich gut ankommt», meinte die heute 53-jährigeMeyfarth, die 1972 in München olympisches Hochsprung-Gold gewann.«Vielleicht muss sie da noch ein bisschen an sich arbeiten.»
Dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ist es egal, wie ArianeFriedrich sich gibt - wichtig ist, wie sie springt. «Die Besonderheitder Leichtathletik ist, dass sie aus 47 Disziplinen besteht. Sounterschiedlich sind auch die Athleten», sagte Präsident ClemensProkop. «Da gibt es nicht die Schablone Leichtathlet. Es sindIndividuen mit Stärken und Schwächen. Ich akzeptiere die Athleten,wie sie sind.»
Die Popularität schmeichelt aber auch der mal abweisend, malüberdreht, mal gekünstelt wirkenden Überfliegerin, die die Zwei-Meter-Marke schon 24 Mal überwunden hat. «Sie fühlt sich einerseitsgebauchpinselt, andererseits ist sie sich der Verantwortung bewusst»,sagte Eisinger. «Sie ist ein unheimlich lockerer Typ, kommt bei TV-Auftritten gut rüber.» In diesem Jahr habe es rund 400 Medienanfragengegeben - 200 Interview-Wünsche habe sie erfüllt. «TV macht sie nichtgerne, das ist schon jedes Mal 'ne neue Herausforderung», so ihrTrainer.
Beim Medientag des WM-Teams im Trainingslager in Kienbaum gab sieals einzige deutsche Athletin eine Extra-Pressekonferenz, während dieanderen Sportler mit den Journalisten locker im Café oder auf derTerrasse saßen. «Wir haben Ihnen jetzt fünf Wochen alle Fragenbeantwortet, jetzt haben wir die Bitte an Sie, dass wir uns möglichstin Ruhe vorbereiten können», bat Eisinger. Schließlich geht es inBerlin um das Wesentliche: den Medaillenkampf. Und darauf fokussiertsich der Anti-Star des Hochsprungs, der gerne auch mal in der drittenPerson über sich redet: «Ich freue mich, und das ist, glaube ich, dasStärkste, was die Ariane Friedrich haben kann.»