Hilfe, meine Schwester kommt!
Hamburg/dpa. - Als Jule Ronstedt Anfang der 90er Jahre in der Serie «Aus heiterem Himmel» ihr TV-Debüt gab, spielte Michael Fitz den eher onkelhafte Freund ihres Bildschirm-Vaters.
In der ARD- Komödie «Hilfe, meine Schwester kommt!», die an diesem Freitag (20.15 Uhr) ausgestrahlt wird, ist er ihr Film-Ehemann. Kein Wunder, dass die Schauspielerin ins Grübeln kam: «Bin ich um so vieles älter geworden oder bleibt der Michael ewig jung?»
Jule Ronstedt, Allround-Talent als Schauspielerin bei Theater wie Film («Wer früher stirbt, ist länger tot»), Regisseurin am Münchner Theater der Jugend und gelegentliche Bühnenautorin, ist als Ehefrau Luisa beängstigend perfekt. Die Powerfrau ist durchorganisiert in Haus und Beruf. Und sie hat noch eine Zwillingsschwester mit Namen Jenny. Die ist alles, was die Schwester nicht ist: chaotisch, spontan, der ewige Hippie.
Äußerlich gleichen sich die beiden aufs Haar: Jule Ronstedt spielt die eine wie andere. Sie konnte sich während der Aufnahmen nie recht entscheiden, wer von beiden ihr eigentlich sympathischer ist. Sie selbst, meint sie, sei wohl eher - verheiratet, Mutter, dazu der Beruf - die Luisa: «Anders würde ich ja das alles kaum schaffen.» Aber ein wenig wäre sie auch gern der Typ Jenny, leichtlebiger, weniger diszipliniert.
Im Film treiben auch die Luisa zuweilen solche Gelüste um. So kommt es, wie es spätestens seit Kästners «Doppeltem Lottchen» immer wieder kommt. Die Damen tauschen die Rollen. Luisa zieht fort ins freie, wilde Künstlerleben und Jenny bemüht sich redlich, als frischgebackene Managerin ihre Frau zu stehen.
«Es geht weniger um Ähnlichkeiten als um Gegensätze», meint Jule Ronstedt, die gerade das spannend fand. Aber die Doppelexistenz wollte erstmal erspielt sein und das war schon recht anstrengend: «Ich saß da, starrte ins Leere und musste mir vorstellen: Da sitzt jetzt meine Schwester.» Dankbar ist sie ihrer Kollegin Berit Menze, die selbst als Sekretärin mitwirkt und ein gutes Double für die Doppelrolle war. Und in Dirk Regel hatte sie einen einfühlsamen Regisseur, der sie dezent bremste, wenn sie allzu komödiantisch die Gegensätze der beiden herausarbeiten wollte.
Nicht leicht fällt ihr auch die Entscheidung, welcher der beiden potenziellen Lover der Schwestern ihr privat besser gefiele, der schnittig stromlinienförmige Felix (Markus Knüfgen) oder der mehr leger verspielte Gernot (Dieter Landuris): «Schon weil mein eigener Mann weder das eine noch andere ist.»