Herzkrankheiten Herzkrankheiten: Wenn der Puls aus dem Takt kommt
Halle (Saale)/MZ. - Bernd T., Dessau-Roßlau: Mein Arzt hat mirPradaxa verschrieben. Nun habe ich in der MZ gelesen, wie gefährlich das Medikament für Menschen sein kann und bin verunsichert. Was soll ich tun?
Antwort: Pradaxa ist ein neues Medikament zur Blutverdünnungund seit September bei uns zugelassen. Prinzipiell sollen alle Patienten mit Vorhofflimmern und einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle (Diabetes, Bluthochdruck, Gefäßerkrankungen, Herzschwäche, hohes Lebensalter, durchlebter Schlaganfall) damitbehandelt werden können. Allerdings ist Pradaxa nicht geeignet für Patienten mit Herzklappenerkrankungen und schlechten Nierenwerten.Es soll in einer Dosis von zweimal 50 Milligrammsogar wirksamer als Falithrom oder Marcumar sein. Patienten, bei denen die Therapie mit Falithrom oder Marcumar jedoch gut und problemlos anschlägt, ist zu empfehlen, diese beizubehalten.
Waltraud F., Salzatal: Ich habe einen normalen Blutdruck, aber immer wieder einen schnellen und unregelmäßigen Puls. Kann das sein?
Antwort: Mit zunehmenden Alter wird die Rhythmusstörung Vorhofflimmern immer häufiger (fast 20 Prozent der 80-Jährigen sind davon betroffen). Daher ist anzuraten, ein EKG und Langzeit-EKG durchzuführen. Auch eine Blutverdünnung ist bei Vorhofflimmern sinnvoll, je nach Alter und Begleiterscheinungen, um Schlaganfälle zu vermeiden.
Rainer T., Halle: Bei mir liegt eine Herzklappen-Undichtigkeit an der Mitralklappe vor. Ist das gefährlich?
Antwort: Bei einer geringgradigen Klappenundichtigkeit sollte dies zunächst beobachtet werden. Nimmt die Undichtigkeit allerdings zu oder treten Beschwerden auf wie Luftnot oder Herz-Rhythmus-Störungen wäre eine Vorstellung beim Kardiologen mit Schluckultraschall und gegebenenfalls Herzkatheter notwendig.
Werner H., Saalekreis: Luftnot und Belastungsfähigkeit haben sich nach Bypass- und Herzklappen-Operation nicht gebessert. Kann das sein?
Antwort: Zunächst: Ist der Herzmuskel bereits geschädigt, muss eine weitere Schädigung vermieden werden - das ist ein wichtiges Ziel der OP. In der Tat bessern sich Luftnot und Belastungsgrenze danach nur langsam. Insbesondere, wenn die Herzerkrankung vor der OP schon länger bestanden hat oder der Infarkt groß war. Wichtig ist es, weiteren Schäden vorzubeugen.
Fred T., Harzkreis: Ich nehme wegen Vorhofflimmern seit vielen Monaten das Medikament Multag ein. Seitdem habe ich Oberbauchschmerzen. Hängt das zusammen?
Antwort: Bei Einnahme von Multaq müssen anfangs monatlich die Leberwerte kontrolliert werden. Sollten sie deutlich erhöht sein (mehr als das Dreifache), muss Multaq abgesetzt werden. Ebenso sollte das Medikament nicht weiter verordnet werden, wenn es trotz seiner Einnahme immer wieder zu Vorhofflimmern kommt.
Manfred T., Merseburg: Ich hatte im vergangenen Jahr eine Herzklappen-OP und es wurden vier Bypässe gelegt. Dürfte ich jetzt eine Flugzeugreise antreten? Ich habe gehört, dass nur zweieinhalb Stunden Flug anzuraten sind?
Antwort: Nach einer solchen OP gibt es die allgemeine Empfehlung, ein halbes Jahr zu warten, ehe man fliegt. Einen normalen Verlauf vorausgesetzt, darf die Flugreise dann auch länger als zweieinhalb Stunden dauern.
Birgit L., Halle: Ich habe gehört, dass bei lang anhaltenden Herz-Rhythmus-Störungen eine Katheterablation hilft?
Antwort: Bei einer Katheterablation werden Herzzellen gezielt durch Hochfrequenzstrom oder Kälte so verödet, dass die Rhythmus-Störungen nicht mehr entstehen können. Man geht davon aus, dass durch die Ablation 90 bis 95 Prozent der Herz-Rhythmus-Störungen für immer geheilt werden können. Das Problem: Nicht jede Herz-Rhythmus-Störung lässt sich mit dem Verfahren behandeln. Inwieweit es angewendet werden kann, muss individuell geklärt werden. Eventuell müssen Eingriffe wiederholt und manchmal müssen dann doch noch Medikamente gegeben werden.
Regina T., Zeitz: Ich bin 65 Jahre alt, war wegen Vorhofflimmern zur Ablation und wurde gegen das Flimmern mit Amiodaron behandelt. Ich vertrage das Medikament nicht und habe seit vier Wochen wieder verstärkt auftretendes Flimmern. Was tun?
Antwort: Sie sollten sich bei einem Kardiologen vorstellen und eine Frequenzkontrolle (Langzeit-EKG) durchführen lassen. Er wird mit Ihnen die weitere Therapie festlegen. Möglich wäre, wegen der Unverträglichkeit das Amiodaron abzusetzen und zu versuchen, das Vorhofflimmern zu akzeptieren. Es beeinträchtigt nicht die Lebenserwartung. Ansonsten käme die Einnahme des Blut verdünnenden Medikaments Falithrom und eines Betablockers in Frage.
Manfred N., Leuna:Ich hatte bereits vier Herzinfarkte und nehme seit vielen Jahren eine Mischung aus zwei Plättchenhemmer. Jetzt wurde bei mir festgestellt, dass die Anzahl meiner Thrombozyten stark sinkt. Können die Tabletten schuld sein?
Antwort: Prinzipiell können alle Medikamente dafür verantwortlich sein. Man sollte Ihre Einnahme prüfen. Grundsätzlich ist eine lebenslange Blutplättchenhemmung mit zwei Medikamenten nicht notwendig. Als Dauertherapie reicht ein Jahr nach dem Infarkt ASS aus.
Frank D., Mansfeld-Südharz: Mir wurden 2006 drei Bypässe gelegt, von denen einer total zu ist, die beiden anderen verkalken mehr und mehr. Ursprünglich wurde mir gesagt, dass die Bypässe etwa zehn Jahre funktionieren würden?
Antwort: Es wird zumeist die Meinung vertreten, dass Bypässe zirka zehn Jahre offen bleiben. Wie lange dies im Einzelfall jedoch der Fall ist, hängt von vielen Faktoren ab. Arterielle Bypässe halten in der Regel länger als venöse. Die Fließgeschwindigkeit des Blutes in den Bypässen beeinflusst ebenfalls die Funktion.Häufig sind Bypässe wieder verschlossen und der Patient hat gar nichts gemerkt. In solchen Fällen hat sich das Herz oft selbst geholfen und kleine Umgehungskreisläufe gebildet. Dann kann man das auch akzeptieren.
Roswitha F., Halle: Ich bin 66 Jahre alt. Im vergangenen Jahr bekam ich Herzrasen und Vorhofflimmern. Mir wurde Metoprolol, Falithrom und Rampipril verschieben. Muss ich die Medikamente denn nun mein ganzes Leben lang einnehmen?
Antwort: Sie haben drei gute Begleiter an die Seite bekommen, die Sie vor weiteren Erkrankungen schützen können. Metoprolol ist ein Medikament, das durch die Blockade des vegetativen Nervensystems das Herz schützt und damit Vorhofflimmern vorbeugt. Das Medikament Falithrom beugt einem Schlaganfall vor, und Ramipril ist ein sehr gutes Blutdruckmedikament. Gerade bei Vorhofflimmern ist es sehr wichtig, den Blutdruck gut einzustellen, da ein hoher Blutdruck ausschlaggebend für Vorhofflimmern ist.
Matthias G., Wittenberg:Ich betreibe Ausdauersport wie Triathlon und Marathon. Seit einiger Zeit treten Ziehen und Stechen auf. Meine Blutwerte sind in Ordnung, die Lunge auch. Was sollte ich beachten?
Antwort: Bei Ausdauersport ist per Ultraschall und Belastungs-EKG eine kardiologische Untersuchung sinnvoll. Zugleich sollte eine eventuell angeborene Herzerkrankung ausgeschlossen werden.
Fragen und Antworten notierten Kornelia Noack und Dorothea Reinert.