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Helmut Rahn Helmut Rahn: Der «Held von Bern» starb mit 73 Jahren

14.08.2003, 12:20
Helmut Rahn (l.), der Schütze des spielentscheidenden 3:2 beim Fußball-WM-Endspiel Deutschland - Ungarn am 04.07.1954 im Wankdorf-Stadion von Bern, nimmt aus den Händen von Bundespräsident Theodor Heuss das Silberne Lorbeerblatt entgegen. (Archivfoto: dpa) (Foto: MZ)
Helmut Rahn (l.), der Schütze des spielentscheidenden 3:2 beim Fußball-WM-Endspiel Deutschland - Ungarn am 04.07.1954 im Wankdorf-Stadion von Bern, nimmt aus den Händen von Bundespräsident Theodor Heuss das Silberne Lorbeerblatt entgegen. (Archivfoto: dpa) (Foto: MZ) dpa

Hamburg/dpa. - Teamchef Rudi Völler, Weltmeister von 1990, zeigte sich «sehr bestürzt. Es ist traurig».

Rahn erlag nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zuHause in Essen «einem langen und schweren Leiden». Der 40-maligeNationalspieler, der am Samstag 74 Jahre alt geworden wäre,hinterlässt seine Frau Gerti und zwei Söhne. Von der ersten deutschenWeltmeister-Elf leben jetzt nur noch Horst Eckel, Hans Schäfer undOttmar Walter, der sich tief betroffen vom Tod seines Mitstürmerszeigte: «Er war für mich während unserer aktiven Zeit immer einechter Freund.»

Rahn lebte seit über 20 Jahren zurückgezogen in seiner HeimatstadtEssen. Er gab seit langem keine Interviews mehr und zeigte sich auchselten in der Öffentlichkeit. Nur ab und zu war er in seiner Eck-Kneipe im Essener Stadtteil Frohnhausen anzutreffen. Dort musste erauch immer wieder das Tor schildern, das ihn unvergessen machen wird:«Hänschen Schäfer schaufelt die Kirsche von links rüber zu mir, ichstehe halbrechts. Ich nehme das Ding auf den linken Schlappen undziehe voll ab. Zwischen Lantos, Lorant und dem Bozsik durch. DerGrosics im Tor ist am rutschen, es hatte den ganzen Tag gegossen. Ichhabe gar nicht gesehen, wohin der Ball ging. Aber ich wusste: Der istdrin. Drinner geht's nicht.»

In seiner berühmten Reportage schilderte Herbert Zimmermann dieentscheidende Szene des Berner WM-Finales mit den legendär gewordenenSätzen: «Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt, Tor,Tor, Tor .....» Dieser Treffer und sein Schütze stehen auch imMittelpunkt des Spielfilms «Das Wunder von Bern» des deutschen Film-Regisseurs Sönke Wortmann, der ausgerechnet am Mittwochabend inFrankfurt wenige Stunden vor Rahns Tod eine Voraufführung erlebte.«Wir haben nachher zusammen gesessen und darüber diskutiert, wie wirHelmut Rahn im Oktober zur Premiere in Essen aus seinem Haus lockenkönnen», sagte der erschütterte Völler, dessen Team am Mittwoch beimLänderspiel gegen Italien in Stuttgart mit Trauerflor antreten wird.

Der am 16. August 1929 in Essen-Katernberg geborene Rahn starteteseine Fußball-Karriere 1948 beim Landesliga-Club Oelde 09, für den er52 Tore erzielte. Über die Sportfreunde Katernberg kam er 1950 zuRot-Weiß Essen. 1951 wurde er vom damaligen Bundestrainer SeppHerberger in die Nationalmannschaft berufen und spielte am 21.November beim 2:1-Sieg über die Türkei in Istanbul erstmals im DFB-Trikot. In seinen 40 Länderspielen bis am 27. April 1960 (2:1 gegenPortugal) schoss er 21 Tore, davon zehn bei den Weltmeisterschaften1954 und der mit Platz vier abgeschlossenen WM 1958.

Nach einer Auslandsreise mit RW Essen durch Nord- und Südamerikaerhielt Rahn von Racing Club Buenos Aires ein Angebot, für 150 000Mark nach Argentinien zu wechseln. Er lehnte ab und wurde 1953 mitseinem Stammclub DFB-Pokalsieger und 1955 deutscher Meister. Nacheinem Gastspiel beim 1. FC Köln und in der niederländischenEhrendivision beim SV Enschede gab Rahn 1963 in der neugegründetenBundesliga ein überraschendes Comeback beim Meidericher SV, mit demer im Gründungsjahr Vizemeister wurde. Geschichte schrieb Rahn auchdadurch, dass er als erster Spieler in der neuen Liga vom Platzgestellt wurde. Nach dem Ende seiner Karriere 1965 wegen einerKnieverletzung betrieb der begeisterte Brieftaubenzüchter mit seinemBruder einen Gebrauchtwagenhandel.

Torjäger Helmut Rahn (l.) stürmt auf das jugoslawische Tor zu, verfolgt von Abwehrspieler Dobrsav Kristic (r.) - Archivbild. Rahn schließt die Aktion mit dem 1:0 ab. Es ist am 19.06.1958 im Stadion von Malmö im Viertelfinalspiel der Fußball-WM gleichzeitig der einzige Treffer, so dass am Ende die deutsche Mannschaft Jugoslawien mit 1:0 schlägt und in das Halbfinale einzieht. (Foto: dpa)
Torjäger Helmut Rahn (l.) stürmt auf das jugoslawische Tor zu, verfolgt von Abwehrspieler Dobrsav Kristic (r.) - Archivbild. Rahn schließt die Aktion mit dem 1:0 ab. Es ist am 19.06.1958 im Stadion von Malmö im Viertelfinalspiel der Fußball-WM gleichzeitig der einzige Treffer, so dass am Ende die deutsche Mannschaft Jugoslawien mit 1:0 schlägt und in das Halbfinale einzieht. (Foto: dpa)
dpa