Ungewöhnlicher Job Zwischen Leichenfunden und Chaos: Was Harzer Tatortreiniger bei seiner Arbeit erlebt
Leichenfundorte, Messie-Wohnungen und Schimmelbekämpfung - der Harzer Maik Rettmer arbeitet an Orten, die andere womöglich nicht betreten wollen. Sein Job als Tatortreiniger ist nicht nur körperlich, sondern auch emotional fordernd.
Heudeber. - Beißende Gerüche, blutige Spuren und verwahrloste Wohnungen – wo andere längst umkehren, beginnt seine Arbeit. Maik Rettmer ist Tatortreiniger. Doch nicht nur Tatorte, sondern auch Schimmelbekämpfung, Brandsanierungen und die Reinigung von Messie-Wohnungen gehören zu seinen Aufgaben. Seit August ist die Region um den Brocken der Einsatzort seiner Firma Crime Scene Cleaner Harz.
Lesen Sie auch: Grausige Entdeckung im Harz: Nach Leichenfund in überhitzter Wohnung in Wernigerode: Todesursache steht fest
Bislang hatte er in der Umgebung noch keine Einsätze bei Leichenfundorten. Allerdings war er in Düsseldorf mit einem befreundeten Tatortreiniger unterwegs. „Was ich dort gesehen habe, werde ich nicht vergessen“, sagt Rettmer. „Man darf die Eindrücke nicht mit nach Hause nehmen.“
Zwischen Müll und Körperflüssigkeiten: Harzer reinigt und bringt Ordnung
Auf die Frage, wie sich seine Sicht auf den Tod durch seinen Job geändert hat, antwortet der 41-Jährige: „Es ist komisch, in eine Wohnung zu gehen, wo jemand verstorben ist.“ Vor allem, wenn bis dahin noch kein Fenster geöffnet wurde. Dann öffnet er es. Und glaubt man alten Traditionen, geht in diesem Moment die Seele des Verstorbenen. Allein sind Tatortreiniger in den Wohnungen trotzdem nicht. Meist haben sich Insekten ausgebreitet.
Vielen ist die TV-Serie „Der Tatortreiniger“ ein Begriff. Doch mit der Realität habe sie wenig zu tun, schätzt der Heudeberaner ein. In der NDR-Produktion werde der Beruf zu vereinfacht dargestellt. Tatsächlich dauere es bis zu einer Woche, bis ein Leichenfundort gereinigt ist. Die wichtigsten Schritte beim Tatortreinigen seien Inspektion, Desinfektion und Geruchsneutralisierung.
„Ohne Schutzkleidung gehe ich nirgendwo rein“, sagt Rettmer, der sich auch ehrenamtlich bei der Opferhilfe Weißer Ring engagiert. Viren und Bakterien würden überall auf ihn warten. Wichtig seien gute Masken. Doch ganz geruchslos arbeitet er nicht. Jemand habe ihm mal den Tipp gegeben, vorher einen Snickers-Riegel zu essen und eine Cola zu trinken. Das schließe wohl die Poren. Ob das stimmt, kann Rettmer nicht sagen. Vor und nach seiner Arbeit isst er in der Regel nichts.
Scharfe Gegenstände? Magnet ist wichtiges Arbeitsmittel für Sauberkeitsprofi
Sein Arbeitsmotto: Augen zu und durch. „Man muss doch schon ein bisschen abgebrüht sein“, schätzt er ein. Das gelte auch bei der Reinigung von Messie-Wohnungen. Sein erster Schritt: Er geht mit einem starken Magneten durch die Räume. „Falls sich unter dem Müll scharfe Gegenstände befinden“, erläutert Rettmer. Dann arbeitet er sich vom Gröbsten zum Feinsten.
Auch interessant: Laubenbrand in Quedlinburg: Feuerwehr findet Leiche
Die Reaktionen auf seinen Beruf sind ganz unterschiedlich. Die einen würden ihn fragen, ob er verrückt sei. Andere zeigen Interesse. Eine Berufskrankheit sei es, dass er an beliebigen Orten, zum Beispiel im Hotel, auf die Sauberkeit achte. Dann wischt er gerne auch mal mit dem Finger über die Oberflächen. „Man kennt halt die Stellen“, sagt Rettmer schmunzelnd.
Im Februar 2024 hat er an einer Vorgründungsqualifizierung im Innovations- und Gründerzentrum Wernigerode teilgenommen und anschließend einen Lehrgang an der Berliner Hygiene-Fachschule absolviert. In Zukunft sollen auch Familienmitglieder in seiner Firma arbeiten – seine Frau und Tochter sowie sein Sohn, der das Angebot um Wohnraumsanierungen erweitern soll.