Hannover 96 Hannover 96: Thomas Brdaric schießt sich aus dem Formtief

Hannover/dpa. - Die «Wilde 13» macht Betrieb: Thomas Brdaricschießt wieder Tore. Vier Tore in den vergangenen drei Partien habenHannover 96 in die zweite Runde des DFB-Pokals befördert und dessenTalfahrt in der Fußball-Bundesliga gestoppt. «Ich bin an einem Punktangelangt, wo ich aus wenigen bis gar keinen Chancen einen Treffermache. So einen Lauf braucht ein Stürmer natürlich, wenn er derMannschaft mit Toren helfen will», meinte der 31 Jahre alteAngreifer, der innerhalb von nur zwei Wochen vom Tribünenhocker zurunersetzlichen «Bank» geworden ist.
Schuld daran war wie so oft ein Trainerwechsel. Unter PeterNeururer wegen angeblich schlechter Trainingsleistungen ins Abseitsgestellt (Brdaric: «Ich habe mir nichts vorzuwerfen und mich immerreingehängt»), bekam er nach dessen Entlassung von Nachfolger DieterHecking sofort eine Chance. Und führte Neururers Klage mit einergehörigen Wut im Bauch ad absurdum. Das Tor beim Pokal-3:2 in Dresdenwar gewissermaßen die Initialzündung. Danach schoss Brdaric seinenehemaligen Verein, den VfL Wolfsburg, mit zwei Toren zum 2:1endgültig in die Krise, und seinen aktuellen zum 1:1 gegen Leverkusenund damit zum erfolgreichen Ansatz der Krisenbewältigung.
Dieter Hecking, einst selbst ein gefährlicher Angreifer, weißwarum. «Wenn Stürmer Tore machen, blühen sie auf. Thomas hat immerwieder das Näschen, im richtigen Moment dazustehen», lobte er underteilte dem vor Wochen noch verschmähten schlaksigen Angreifer eineStammplatz-Garantie. Das freut den 197-maligen Bundesliga-Spieler (52Tore), der 96 als den «Verein seines Herzens» betrachtet. Daran hatsich auch nach den Querelen mit Neururer, die ein teures Nachspielhatten, rein gar nichts geändert. Der mitteilungsfreudige Fußball-Profi wurde mit einer Geldstrafe belegt, weil er in einem Interviewgegen seinen ehemaligen Übungsleiter nachgekartet hatte. So etwaswerde nicht wieder vorkommen, versprach 96-Manager Ilja Kaenzig.
Wohl etwas voreilig. Der eigenwillige Stürmer mit dem ausgeprägtenTorriecher hat sich noch nie an einer seiner mittlerweile fünfBundesliga-Stationen den Mund verbieten lassen - allen möglicherweiseunangenehmen Folgen zum Trotz. «Man soll immer die positiven Seitensehen und auch bei Negativ-Erlebnissen denken: Wer weiß schon, wofüres vielleicht gut war», philosophiert der zweifache Familienvater.
Und rät den Besuchern seiner Website («Die Wilde 13»): «Gebtniemals auf». Brdaric hat dies in seiner wechselvollen Karrierebeherzigt. Wahrscheinlich ist diese Einstellung ein Gund dafür, warumder verschiedentlich schon abgeschriebene Torjäger immer wiederzurückkommt. Wie gerade in Hannover. Hecking traut ihm mindestenszehn bis zwölf Tore zu. Ob die wohl reichen, um den Traum des Ex-Nationalspielers zu erfüllen, einmal mit 96 im Europacup zu spielen?