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Handel auf der Silberhöhe Handel auf der Silberhöhe: Wegweiser bündelt Angebote

Von Heidi Pohle 10.05.2001, 16:22

Halle/MZ. - Selbst langjährige Bewohner der Silberhöhe dürften sich verschätzen, wenn sie die Zahl der Händler und Dienstleister in ihrem Stadtteil nennen sollten - es sind tatsächlich rund 100. Seit kurzem stehen sie alle in einem Einkaufswegweiser, den das Stadtteilbüro erarbeitet hat - wer will, kann nachzählen. Am kommenden Wochenende ist das Heft zum Stadtteilfest zu haben; am Sonntag findet dort 13.45 Uhr ein Forum der MZ zum Thema Handel statt.

Einer der Händler und Gewerbetreibenden ist Gerd Neugebauer. Den Besitzer einer Eisdiele in der Jessener Straße ärgert es seit langem, dass die Silberhöhe solch ein negatives Image hat. Dabei wohne und lebe es sich hier nicht schlechter als in anderen Vierteln. Und auch Einkaufsmöglichkeiten gebe es im Großen und Ganzen ausreichend, meint er, auch wenn am 10. Juni eine der acht Kaufhallen schließt am Anhalter Platz, weil es sich für Edeka nicht mehr lohnt, angesichts immer weniger Bewohner den Markt zu betreiben.

Neugebauers "Kollegin" Erika Becke gehört seit 1992 eine Apotheke im Ärztehaus. Die Pharmazierätin wohnt seit rund 20 Jahren auf der Silberhöhe. Ja, ein paar schicke Boutiquen und eine gute Parfümerie, die vermisse sie schon manchmal. Aber sonst sei doch alles da, was zum täglichen Gebrauch gehöre. Obwohl - wer sich für Läden auf der Silberhöhe interessiere - es stünden etliche leer.

Ein Blick in den Einkaufswegweiser zeigt, dass neben Lebensmittelhändlern auch zahlreiche Dienstleister in dem Stadtteil zu Hause sind. Die Palette reicht vom Friseur, Schuhmacher und einer Fotodienst-PGH bis hin zum Optiker, einem Graveur und einer Reinigung. Sogar eine Änderungsschneiderei hat sich dort niedergelassen, ein Kosmetik-Salon ist da, eine Zoohandlung, auch Reisebüros oder ein Fitness-Studio.

Was die Händler ärgert, ist die nach wie vor mangelnde Ordnung und Sauberkeit auf der Silberhöhe, wo derzeit rund 22 000 Menschen leben (von einst 40 000). Erika Becke hat sich über den aufwändig gestalteten Grünzug, die Sträucher und Bäume gefreut. Doch das Grün, so sagt die Apothekerin, werde nur sporadisch gesäubert. Hundehalter räumten die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge nicht weg, Bierdosen lägen herum.

Und was sie besonders schlimm findet, sind die vielen Ratten. "Sogar am Tag spazieren sie herum." Gerd Neugebauer hatte die Plage mehrfach bei der Stadt angezeigt. "Doch bis Herbst, so wurde mir gesagt, sei für Rattenbekämpfung kein Geld mehr da", sagt Neugebauer ärgerlich. Da ist Monika Trepte besser dran. Ihr Edeka-Center an der Weißenfelser Straße verfügt über einen eigenen Sicherheitsdienst, der auch auf Ordnung und Sauberkeit rund um das Center achtet. "Solch einen Dienst können die kleinen Händler nie bezahlen", so die Apothekerin.

Und was sagt die Stadt? Nach den Worten von Barbara Weigert aus dem Wirtschaftsdezernat werde das Thema unter anderem am 22. Mai zur Stadtteilkonferenz eine Rolle spielen, zu der die Oberbürgermeisterin eingeladen habe. Und auch im Arbeitskreis Silberhöhe, der Anfang Juni tagt.

Die Händler wissen, dass auch in ihren eigenen Reihen Reserven schlummern. Ein kleiner Kreis engagiere sich, erzählt Neugebauer. Doch machten einfach nicht mehr Händler mit. So blicken Apothekerin, Marktleiterin und der Eisdielenbesitzer etwas neidisch auf funktionierende Händlergemeinschaften der Stadt wie auf die vom Steinweg. Die Hoffnung wollen sie jedoch nicht aufgeben, einst als eigenständige Interessengemeinschaft zum Beispiel ein Fest auf die Beine stellen zu können. Helfer, so sagen sie, seien willkommen, auch Einwohner.

Das Fazit der Händler - es lebe und arbeite sich gut auf der Silberhöhe, das heiße nicht, dass es nichts mehr zu verbessern gebe. Sie hoffen sehr auf die Urban-21-Fördermittel, vor allem deshalb, weil damit der Wegzug der Bewohner zumindest teilweise gestoppt werden könnte. "Wenn die Silberhöhe stirbt, dann verlieren wir unsere Existenz", so Neugebauer.