Handball Handball: Zwei Städte im Derbyfieber
Wittenberg/MZ. - Denn trotz Platz 16 und erst elf erkämpften Pluszählern, kann das Abstiegsgespenst in der Umkleidekabine des SV Grün-Weiß nur wenig Schrecken verbreiten.
Rudow drückt der Schuh an einer ganz anderen Stelle. Anspruch und Wirklichkeit bilden in der Lutherstadt noch keine kongruente Masse, um den Sprung aus dem Tabellenkeller im Schnellverfahren zu schaffen. Konkret: Erfolge sind das Ergebnis einer gezielten Vorbereitung. Wer im Training nicht hundertprozentig bei der Sache ist, kann auch im Spielbetrieb nicht sein gesamtes Leistungsvermögen abrufen. Der Coach nüchtern: "Und genau das muss erst in die Köpfe meiner Spieler rein."
Für das Anhalt-Derby gegen die HSG Wolfen, das Match wird am Freitag um 19.30 Uhr in der Sporthalle Krondorf angepfiffen, steht dem Wittenberger Übungsleiter nicht der komplette Kader zur Verfügung. Kreisläufer Nico Meckel muss berufsbedingt absagen, Matthias Rudow trägt am gleichen Abend das Trikot des Zweitbundesligisten SC Magdeburg II. Improvisieren heißt am Freitag aus Sicht der Gäste das Zauberwort, Andreas Olle und André Möller bieten sich für die Angriffsmitte an. Die Zielstellung des SV Grün-Weiß bringt Rudow auf einen einfachen Nenner: "Wir gehen zwar als Außenseiter in die Partie, doch im Abstiegskampf kann das Ziel dann nur zwei Punkte heißen."
Bei der HSG Wolfen ist die Situation entspannter. Das Team um Coach Frank Mühlner hat die Abgänge von Wladimir Stoukaline und Igor Sharnikau gut verkraftet, mit 15 Pluspunkten rangieren die "Wölfe" auf dem elften Rang. Mannschaftsleiter Matthias Berger freut sich zwar über den zwischenzeitlichen Aufwärtstrend des SV Grün-Weiß und wünscht den Lutherstädtern viel Glück im Kampf um den Klassenerhalt, doch die Vorstellungen der eigenen Mannschaft machen Mut zur Prognose: "Unsere große Stärken heißen gute Moral und mannschaftliche Geschlossenheit. Beim 29:28-Erfolg gegen Glinde hat die HSG gezeigt, welches Potenzial in ihr steckt. Es wird am Freitag zwar eine knappe Kiste, doch ich glaube schon, dass die spielerischen Vorteile auf unserer Seite liegen."
Im Hinspiel (31:26 für Wolfen) waren die Karten noch anders verteilt. Der SV Grün-Weiß befand sich nach dem Weggang seines Stammsechsers in der Findungsphase, Neuzugänge wie Thomas Metting, André Möller oder Andreas Olle mussten erst integriert werden. Zudem plagte sich Kapitän René Seiffert mit einer langwierigen Verletzung herum, Jörg Schröter (Jessener SV) wartete noch auf seine Spielerlaubnis.
Diese Fakten gehören inzwischen der Verhangenheit an. Bis auf die erwähnten Meckel und Rudow sind bei den Wittenbergern alle an Deck. Der Wolfener Mannschaftsleiter Berger respektvoll: "Torwart Maik Engel, Regisseur René Seiffert und Robert Szép Kis werden uns das Leben schon schwer machen." Rudow, den Ball clever zurück spielend: "Christian Peschek und Stefan Gragert bereiten uns die meisten Kopfschmerzen." Etwas wünschen sich jedoch beide: eine ausverkaufte Halle, die Unterstützung der Zuschauer und ein spannendes Derby.