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Handball Handball: Torhüter bei Kontern schneller mit Rot gefährdet

Von MARKUS BRÄUER UND THORSTEN KÖHLER 17.08.2010, 16:55

ASCHERSLEBEN/MZ. - und wurde nur durch das schnelle Eingreifen des Mannschaftsarztes vor dem Ersticken bewahrt. Die Szene und ihre Folgen waren Auslöser für heftige Debatten. Wie kann der Handball das Risiko für solche Situationen eindämmen?

Seit dem 1. Juli 2010 gilt nun ein überarbeitetes Regelwerk, welches das Vorgehen der Schiedsrichter beim Zusammenprall zwischen Torwart und Angreifer genauer definiert. Die überarbeitete Regel 8.5 besagt nun, dass der Torwart, der seinen Torraum verlässt, um einen Konterpass abzufangen, bei jeder Berührung mit einem Gegenspieler die Rote Karte erhält. Egal, ob der Ball erreicht wird oder nicht. "Der Torwart trägt die volle Verantwortung", sagt Sebastian Wutzler, Bundesligaschiedsrichter und Pressesprecher der deutschen Handball-Schiedsrichter.

Schon im alten Regelwerk aus dem Jahr 2005 war definiert, dass ein Torwart, der einen Gegenspieler außerhalb seines Torraumes stößt oder so angreift, dass dieser die Körperkontrolle verliert, zu disqualifizieren ist. Für die Schiedsrichter war es jedoch schwierig, einheitlich zu entscheiden. "Es gibt im Handball einfach eine Vielzahl von Grauzonen", erklärt Sebastian Wutzler. "Für die Schiedsrichter war es schwer zu erkennen, wann ein Eingreifen des Torwarts zu hart oder gerade noch im Rahmen war."

Die neue Regelauslegung macht den Schiedsrichtern die Entscheidung leichter. Maßgebend für eine Rote Karte ist jetzt die Gefährdung des Gegenspielers, nicht mehr die Intensität des Körperkontaktes.

"Ich halte die neue Regelung für übertrieben. Eine Verletzungsgefahr besteht auch in anderen Situationen. Das kann auch als Feldspieler passieren. Zumal solche Aktionen eher selten vorkommen", sieht Frank Seifert, Co-Trainer des HC Aschersleben, die Änderung. Ob sich deshalb für die Torhüter der Alligators etwas ändere, meinte er, dass die HC-Keeper generell mehr zurückgezogen und nicht so offensiv spielen würden. "Wir haben mit den Torhütern gesprochen. Sie wissen, wie sie zu agieren haben", so Seifert.

Das Handballspiel wird sich durch Neuerungen, wie den Wegfall des Ausschlusses aufgrund einer Tätlichkeit, nicht grundsätzlich verändern. "Es gab vor allem eine Vielzahl von redaktionellen Änderungen, wie Umformulierungen und klarere Definitionen", erklärt Wutzler. Die Anwendung der meisten Änderungen wird der Fan auf der Tribüne gar nicht mitbekommen. Schiedsrichter-Entscheidungen werden dort auch weiter diskutiert.