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Handball Handball: Torhüter aus Leidenschaft

Von Sandra Degenhardt 22.12.2003, 16:53
Der ehemaligen Handball-Torwart Wieland Schmidt zeigt am Montag (22.12.2003) in Leipzig ein Trikot mit seinem Namenszug. Der geborene Magdeburger lebt jetzt in der Messestadt und feiert am Dienstag (23.12. 2003) seinen 50. Geburtstag. Schon als 20-Jähriger holte er 1974 als Torsteher mit der DDR-Nationalmannschaft die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft. 1978 folgte noch einmal WM-Bronze, ehe er 1980 mit dem Olympiasieg in Moskau den Höhepunkt seiner Karriere erlebte. 276 mal spielte er in der DDR-Nationalmannschaft. (Foto: Peter Endig)
Der ehemaligen Handball-Torwart Wieland Schmidt zeigt am Montag (22.12.2003) in Leipzig ein Trikot mit seinem Namenszug. Der geborene Magdeburger lebt jetzt in der Messestadt und feiert am Dienstag (23.12. 2003) seinen 50. Geburtstag. Schon als 20-Jähriger holte er 1974 als Torsteher mit der DDR-Nationalmannschaft die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft. 1978 folgte noch einmal WM-Bronze, ehe er 1980 mit dem Olympiasieg in Moskau den Höhepunkt seiner Karriere erlebte. 276 mal spielte er in der DDR-Nationalmannschaft. (Foto: Peter Endig) ZB

Leipzig/dpa. - Wutentbrannt und mit viel Adrenalin im Körper feuert Wieland Schmidt nach dem Abpfiff des Olympia-Finales den Ball ab. Das Bild ging im August 1980 um die Welt und zu seinem 50. Geburtstag an diesem Dienstag lüftet die Torhüter-Legende das Geheimnis. «Eigentlich wollte ich den russischen Kameramann, der mich nach jedem von mir kassierten Tor angegrinst hat, mit dem Ball abschießen», erinnert sich der Jubilar noch ganz genau an die Anekdote unmittelbar nach dem sensationellen Olympiasieg der DDR- Handballer in Moskau über den haushohen Favoriten UdSSR. «Aber im letzten Moment habe ich es mir noch überlegt und der Ball flog haarscharf an seinem Kopf vorbei in eine Blechwand.»

Mit einem in der letzten Sekunde gehaltenen Ball des Russen Alexander Karschakewitsch machte Wieland Schmidt das Wunder von Moskau perfekt und krönte sich nach dem 23:22-Endspielsieg selbst zu einem der Weltbesten seiner Zunft. «Davon haben wir nicht mal zu träumen gewagt, da die Russen uns in allen Belangen überlegen waren», blickt der 276-fache DDR-Nationalspieler mit Stolz zurück. Im Vorfeld hatten er und seine Kollegen wie Lothar Doering, Frank-Michael Wahl oder Peter Rost zwar das in einer Nebenhalle stehende Siegerpodest als Dritter schon mal ausprobiert. «Einer wollte ganz nach oben, aber wir haben ihn zurück gehalten, weil wir glaubten, es bringt Unglück.»

Den Weg zum Handball fand Wieland Schmidt über seinen Vater, der noch auf dem Großfeld aktiv war. Erst probierte er sich als Spieler, um dann im Tor seine Berufung zu finden und beim SC Magdeburg als Ausnahmekönner über mehr als ein Jahrzehnt die Szene zu bestimmen. «Torhüter sind eigentlich Idioten. Weil ein bisschen pervers ist dieser Job schon», gibt der dreifache Handballer des Jahres, der mit dem SCM von 1974 bis 1989 kein einziges Heimspiel verlor, unumwunden zu. Sein Erfolgsrezept: «Mein unbedingter Siegeswille. Ich kann einfach nicht verlieren.» Und dementsprechend lang ist die Liste seiner Erfolge: Vize-Weltmeister 1974, WM-Bronze 1978 und 1986, zweifacher Europapokalsieger sowie Supercup-Gewinner 1981 und sechsfacher DDR-Meister.

Nach der politischen Wende spielte der seit 18 Jahren glücklich mit Michaela verheiratete Familienvater noch bis 1992 beim Bundesligisten SG Hameln, um dann endgültig dem geliebten Handball- Parkett Adieu zu sagen. Doch seinen schwersten Kampf musste der gelernte Kommunikationswirt 1998 ausfechten, als er nach einer Herzmuskelentzündung klinisch tot war («Ich war mal kurz im Zauberwald») und nur durch Reanimation auf einer Leipziger Intensivstation wieder ins Leben zurück geholt wurde. «Da fragt man sich schon: Warum ausgerechnet ich?», erzählt Wieland Schmidt.

Ein Schrittmacher regelt seitdem den Herzschlag des viel beschäftigten Olympiasiegers: «Und es geht mir gut und ich bin im Kopf viel freier.» Seinen immensen Erfahrungsschatz gibt Wieland Schmidt als Torhütertrainer des Frauen-Zweitligisten SC Markranstädt weiter und auch ein Angebot des Champions-League-Siegers Magdeburg liegt ihm vor. «Das ist eine interessante Sache, die ich im nächsten Jahr sicher in Angriff nehmen werden.» Zudem wird 2004 das mit Nationalkeeper Henning Fritz geschriebene Buch «Unschlagbar» erscheinen.

Der privaten Feier an diesem Dienstag wird eine große am 16. Januar in der Magdeburger Gieseler-Halle mit alten SCM-Weggefährten folgen. «Das wird ein tolles Fest, auf das ich mich schon sehr freue», sagt Wieland Schmidt. (Internet: http://www.wielandschmidt.de)