1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Handball: Handball: SV Anhalt zieht Lizenzantrag zurück

Handball Handball: SV Anhalt zieht Lizenzantrag zurück

Von CARSTEN ROLOFF 06.04.2010, 16:51

BERNBURG/MZ. - Das Kapitel zweite Bundesliga ist für den Aufsichtsrat des SV Anhalt Bernburg abgehakt. Der Lizenzantrag für die zweite Bundesliga wird zurückgezogen. Nach neun Jahren will der Verein freiwillig in die Regionalliga absteigen, obwohl Geschäftsführer Jürgen Weigelt Anfang März mit seinen Mitstreitern den Lizenzantrag für die zweite Liga gestellt hatte, jedoch damals schon mit einem erheblich geringeren Etat, als er in diesem Spieljahr noch zur Verfügung stand.

Der Rückzieher geschah jedoch nicht nur aus sportlichen Gründen, obwohl die neue Mannschaft in der kommenden Saison mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr konkurrenzfähig gewesen wäre und die Rolle des braven Punktelieferanten wie auch schon ab Dezember 2009 gespielt hätte. Der freiwillige Abstieg hat handfeste wirtschaftliche Ursachen. "Uns blieb keine andere Wahl. Wir mussten die Notbremse ziehen" erklärte Weigelt.

Bereits seit Jahren schiebt der Zweitligist einen Schuldenberg in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro vor sich her, der sich aktuell auf 120 000 Euro beläuft. Doch kürzlich ist noch eine weitere Nachforderung vom Finanzamt aus den Jahren 2003 bis 2006 im mittleren fünfstelligen Bereich eingegangen, die bis zum 26. April getilgt oder zumindest teilweise bezahlt werden muss. Damals hatte Klaus-Uwe Marsch als Präsident das Sagen. Im Aufsichtsrat saß Uwe Cord Heinze. Später kam als Geschäftsführer der GmbH Jörg Westerkowsky dazu. Pikant ist außerdem, dass Volker Muhlack 2003 ausgestiegen ist. Zu diesem Zeitpunkt hatte der SV Anhalt keine Schulden, sondern sogar ein kleines Plus auf dem Konto.

Doch auch in der Regionalliga benötigt der SV Anhalt eine konkurrenzfähige Mannschaft. "Wir stehen vor einem Neuanfang und haben das Ziel, in der dritten Liga im gesicherten Mittelfeld zu landen. Dieser neue Beginn wird jedoch ohne Helmut Röder über die Bühne gehen, dessen Vertrag wir nicht verlängern werden. Röder hat unsere Entscheidung hingenommen. Er ist Profi und kennt die Spielregeln des Geschäfts", plant Weigelt gemeinsam mit den Mitgliedern des Aufsichtsrats die Verpflichtung eines neuen Coachs. "Nachdem wir Röder von unserer Entscheidung in Kenntnis gesetzt hatten, nahmen wir nach dem Heimspiel gegen die Reserve des SC Magdeburg Kontakt mit unserem Wunschkandidaten auf. Es ist jemand, der das Umfeld in Bernburg bestens kennt und hier schon tätig war", wollte der Geschäftsführer das Geheimnis noch nicht lüften. In den letzten Jahren haben in Bernburg Heinz Prokop, Sven Liesegang und Lothar Doering auf der Trainerbank des SV Anhalt gesessen. Prokop (bei der HG 85 Köthen) und Doering (bei den Elbehexen Riesa) haben derzeit einen festen Job. Der Vertrag von Liesegang als Interimscoach beim SC Magdeburg läuft im Sommer aus. Mit Frank Carstens steht sein Nachfolger bereits fest, so dass vieles auf ein Comeback von "Liese" in der Saalestadt hindeutet.

Der neue Trainer, egal ob Prokop, Liesegang oder Doering, steht vor einer schwierigen Aufgabe, denn kein Spieler hat einen Vertrag für die Regionalliga. "Wir sind schon sehr daran interessiert, dass die Bernburger Urgesteine Michael Krause und Toni Pajung sowie Michal Panfil oder Risto Lepp trotz unserer begrenzten finanziellen Möglichkeiten bleiben", meinte Weigelt, der demnächst Gespräche führen will. Doch aus Lust und Liebe wird kein Anhalt-Spieler einen neuen Vertrag unterschreiben, zumal mit dem ambitionierten Zweitliga-Aufsteiger HC Aschersleben ein sportlich attraktiver Verein in unmittelbarer Nachbarschaft lockt. Der Spitzenreiter der Regionalliga hat seine Fühler schon nach Bernburg ausgestreckt.

Außerdem muss der SV Anhalt aufpassen, nicht in die Oberliga durchzurutschen. Andere Zweitligisten haben auch den freiwilligen Abstieg in die Regionalliga in Erwägung gezogen. Doch die dritte Liga kann nicht alle finanziell klammen Zweitligisten aufnehmen...