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Handball Handball: «In dieser Saison ist jedes Spiel ein Endspiel»

Von STEFFEN BRACHERT 25.08.2010, 18:04

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Doch Thomas Zänger, der Präsident des Dessau-Roßlauer HV, warnt vor Rechenspielen jeder Art. "In dieser Saison ist jedes Spiel ein Endspiel. Da darf sich kein Team Nachlässigkeiten erlauben."

Kritik an Entwicklung

Am Freitag startet die Saison 2010 / 2011, an deren Ende ein neue Zweite Liga gebildet wird. Mit einer Staffel, in der 20 Teams aus ganz Deutschland spielen. Mit einer Klasse, die mittelfristig zu einer zweiten Profiliga führt. Es gab und gibt viele Kritiker an dieser Entwicklung. Die Handball Bundesliga GmbH hofft, mit einer professionelleren Zweiten Liga den Abstand zur Ersten Liga zu verkürzen und sieht bessere Vermarktungschancen. Thomas Zänger sieht vor allem höhere Kosten und viele Unbekannte. Ob der TV Korschenbroich oder die SG Bietigheim-Bissingen, letztes Jahr Sechster und Neunter der Südstaffel, attraktiver sind als der VfL Bad Schwartau oder der VfL Potsdam? Doch die Zweifel sind vorerst beiseite gestellt: Der Dessau-Roßlauer HV geht mit dem klaren Ziel in die Saison, sich für diese neue Zweite Liga qualifizieren zu wollen.

Tusem Essen gegen die Füchse Berlin II, der VfL Potsdam gegen die HSG Varel und der VfL Edewecht gegen Eintracht Hildesheim heißen die ersten drei Partien des Wochenendes, die endlich Aufschluss geben sollen, wer wie stark ist, welche Leistung hinter den neu zusammengestellten Mannschaften steht. Der Dessau-Roßlauer HV ist am Sonnabend zuerst beim VfL Bad Schwartau gefordert.

Minden klarer Favorit

Klarer Favorit der Nordstaffel ist Erstliga-Absteiger Grün-Weiß Minden. "Natürlich wollen und müssen wir versuchen, sofort wieder in die Erste Bundesliga zu kommen", sagt Manager Horst Bredemeier, der den Mindener Etat zwar von 2,6 Millionen Euro auf zwei Millionen Euro reduzieren musste, damit aber immer noch in der Liga ganz vorn ist. Zum Vergleich: Der Dessau-Roßlauer HV gibt seinen Etat mit 750 000 Euro an.

Minden hat es geschafft, mit René Bach Madsen und Aljoscha Schmidt Leistungsträger zu halten. Ihre Ambitionen unterstrich die GWD mit den Verpflichtungen des schwedischen Spielmachers Dalibor Doder, der zuletzt in Spanien bei Leon spielte, und von Torwart Anders Persson, der vom dänischen Erstligisten Silkeborg kam.

Ärgster Konkurrent im Kampf um den Aufstieg dürfte der TV Emsdetten sein, der vorige Saison erst in der Relegation gegen Bayer Dormagen unterlag. Emsdetten hat zwar Trainer Lars-Hendrik Walther und Torjäger Luka Dobelsek an Polens Erstligisten Wisla Plock verloren. Rückraumspieler Duje Miljak suchte zudem das Abenteuer Champions League und wechselte nach Skopje. Doch der neue Trainer Patrekur Johannesson hat trotzdem eine starke Truppe zusammen. Aus seiner Heimat Island kam Spielmacher Fannar Fridheirsson. Aus Holland wechselte Linksaußen Jeffrey Boomhouwer, immerhin Talent des Jahres 2009. Uros Lazarevic kommt vom italienischen Meister Ancona mit der Empfehlung des Torschützenkönigs der Serie A.

Hinter den beiden Favoriten wird es schon enger. Empor Rostock wird einiges zugetraut. "Viele Mannschaften haben enorm aufgerüstet. Auch wir stecken alles Mögliche in ein schlagkräftiges Team", sagt Holger Schneider, der zu seiner Tätigkeit als Mit-Geschäftsführer der Empor Handball GmbH auch das Trainer-Amt übernommen. Mit dem bulgarischen Nationalspieler Todor Ruskow (Filippos Verias / Griechenland) und Alexander Ladig (Schwerin) präsentierten die Rostocker starke Zugänge.

Ebenfalls aufgerüstet hat Eintracht Hildesheim. "Platz 8 ist das Minimalziel, die eingleisige Zweite Liga dürften wir sicher erreichen", sagt Hildesheims Trainer und Manager Gerald Oberbeck. Sein Optimismus beruht auf den Verpflichtungen von Torjäger Michael Jahns (Nordhorn), Yacine Bouakaz (Trembley / Frankreich), Michael Qvist (Nordsjaelland / Dänemark) und Marco Stange (SVH Kassel).

Andere haben sich zurückgehalten. Post Schwerin hat es bislang bei den Neuzugängen von Linksaußen Martin Murawski und Kreisläufer Tomas Riha belassen. "Wir haben hart gearbeitet. Nun möchten wir die Früchte ernten", ist Dirk Beuchler, der Trainer des Vorjahres-Dritten, optimistisch. Bad Schwartau, Vorjahres-Sechster und damit für Dessau-Roßlau echter Gradmesser zum Auftakt, hat einzig Torwart Ariel Panzer (VfL Potsdam) geholt. Das Ziel von Trainer Thomas Knorr ist klar: Der VfL war vorige Saison mit 1 030 Gegentoren die Schießbude der Liga. Die Abwehr soll sicherer werden.

Viele Unbekannte

Viele andere Teams sind voller Unbekannte. Was ist Nordhorn ohne Michael Jahns, Mike Machulla und Nicky Verjans wert? Kann der VfL Potsdam seine starke erste Saison wiederholen? Wie schnell findet sich Tusem Essen in der Nordstaffel zurecht? Was kann der letztjährige Vorletzte Edewecht leisten, was Wilhelmshaven ohne Trainer Klaus-Dieter Petersen? Kommt der Vorjahreszehnte HSG Varel ohne Abwehrchef Ralf Koring zurecht? Kann Rückkehrer Rasmus Gersch den TSV Altenholz zu alter Klasse führen? Wie viel kann Trainer Dimitri Fillipow aus Aufsteiger HC Aschersleben herausholen? All diese Fragen harren auf Antworten. Und wozu ist eigentlich der Dessau-Roßlauer HV mit Neuzugang Michal Panfil und Aufsteiger Martin Pratersch fähig?

Die Saison hat aber auch schon vor dem ersten Anpfiff drei Verlierer. Zuallererst ist das Concordia Delitzsch, das sich durch alle Instanzen zur Lizenz kämpfte, dann einen Insolvenzantrag stellte und nach langem Hin und Her nun in der fünftklassigen Sachsenliga vor einem Neuanfang steht. Das Delitzscher Aus sorgt dafür, dass nur 17 Teams an den Start gehen.

Mit Aufsteiger Füchse Berlin II und mit den Youngstern des SC Magdeburg gibt es aber noch zwei Mannschaften, die nichts zu gewinnen haben. Die Statuten der Handball Bundesliga GmbH legen fest, dass ein Verein nur mit einer Mannschaft in den ersten beiden Ligen vertreten sein darf. Ihr "Abstieg" ist schon jetzt besiegelt, was aber nicht heißt, dass die jungen Talente zu unterschätzen sind. Acht Punkte aus diesen vier Spielen einzuplanen, wäre leichtsinnig. Geschenkt gibt es diese nicht.