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Handball Handball: HSV scheitert erneut an eigenen Ansprüchen

Von Franko Koitzsch 18.10.2005, 15:38

Hamburg/dpa. - Handball-Bundesligist HSV Hamburg torkelt voneiner Ohnmacht in die nächste. Was mit drohender Insolvenz imvergangenen Jahr und dem Abzug von acht Punkten begann, dann mit derEntlassung von Trainer Bob Hanning im Mai fortgesetzt wurde, hat inder Trennung von Nachfolger Christian Fitzek am Montagabend undGehaltskürzungen für die Spieler einen neuen Höhepunkt erreicht. Dermit Europacup-Ambitionen gestartete Verein ist erneut an den eigenenhohen Ansprüchen gescheitert.

«Wir sind mit der sportlichen Entwicklung nicht einverstanden undmussten ein Zeichen setzen», erklärte Präsident Andreas Rudolph, dergemeinsam mit Geschäftsführer Dierk Schmäschke an diesem Mittwoch inKöln beim Spiel gegen den VfL Gummersbach auf der Trainerbank sitzenwill, während die Übungseinheiten vom 34 Jahre alten Spieler ThomasKnorr geleitet werden. Wann das Provisorium durch die Verpflichtungeines neuen Trainers ein Ende findet, ist offen.

Die Bilanz in der laufenden Saison unter Cheftrainer Fitzek fälltwahrlich dürftig aus: Nach neun Spielen mit lediglich drei Siegen undfünf Niederlagen (7:11 Punkte) nimmt das mehrfach desolat auftretendeTeam lediglich Platz zwölf ein. «Personell sind wir eigentlich aufAugenhöhe mit den Spitzenteams. Wir können weder den Zuschauern nochdem Umfeld solche Leistungen zumuten», ereiferte sich Rudolph.

Hatten die Spieler den Rauswurf von Hanning vor fünfeinhalbMonaten mit einer Revolte betrieben, sollen sie sich diesmalzurückgehalten haben - das allerdings auch auf dem Spielfeld. SeitWochen fristen einstige Leistungsträger nur ein Schatten-Dasein. «Wirhaben der Mannschaft einen Gehaltsverzicht aufgebrummt. Das Geld wirdeingefroren, bis die Teilnahme am Europacup oder am Final Fourerreicht ist», sagte Rudolph. Dem Vernehmen nach soll es sich um einezehnprozentige Kürzung handeln.

Aufsichtsratschef Michael Grollmann hat Verständnis für dieStrafmaßnahme. «Das hätte man aber aber schon lange vorher machenkönnen. Wer so viel Geld verdient wie die Spitzenspieler, der mussvöllig unabhängig vom Einfluss des Trainers genug Eigenverantwortungbesitzen und sich den Allerwertesten aufreißen», sagte Grollmann, dernicht in die Entscheidung um die Trainerentlassung eingebunden war.Schon unter der Ägide des umtriebigen und impulsiven Hanning endeteeinstiger Enthusiasmus im Mittelmaß, mit dem ruhigen und stetskorrekten Fitzek an der Spitze wurde es nicht besser.

Fitzek wurde sein auf Kollegialität und Kooperation angelegterFührungsstil zum Verhängnis. Der 44-Jährige wird schlichtweg als «zunett» eingestuft. Die lange Leine für die Profis hat sich als Giftfür Leistungswillen und Leistungsvermögen erwiesen. Nunmehr ist derVorstand auf der Suche nach einer Respektsperson, die denLeistungsverweigerern «mit spitzem Schuh auch mal dorthin tritt, woes wehtut», wie ein Vertrauter der Führungsriege behauptet. Erneutsoll Rudolphs Wunschkandidat Martin Schwalb Favorit auf den Postensein. Doch die Bilanz des Trainers der HSG D/M Wetzlar ist allesandere als eine Empfehlung: ein Sieg, sechs Niederklagen, Platz 15.