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Handball Handball: Friederike Lütz: Vom Nachrücker zum Matchwinner

Von Franziska Garcia 26.03.2012, 15:03

Trier/SID. - Neben der "Mutter der Kompanie", genauer gesagt an der Seite von Stefanie Melbeck, da fühlte sich Friederike Lütz wohl. Ansonsten wusste die Handball-Nationalspielerin in Diensten des Buxtehuder SV gar nicht so recht, wie ihr nach dem 26:18-Sieg im EM-Qualifikationsspiel gegen Ungarn geschah. Autogrammwünsche hier, Interviews da - die 24 Jahre alte Rechtsaußen war nach acht Treffern und einer erstklassigen Leistung äußerst gefragt. "Ich muss das alles erstmal sacken lassen. Das waren aufregende Tage", sagte Lütz im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Ein Anruf von Bundestrainer Heine Jensen am Donnerstagabend hat die Handballwelt von Friederike Lütz zumindest vorerst ein wenig durcheinander gebracht. "Ich hatte schon geschlafen, und dann habe ich erstmal eine Weile gebraucht, um eine passende Zugverbindgung zu finden", erzählte sie. Jensen hatte die Linkshänderin für Spielführerin Isabell Klein nachnominiert, der im Hinspiel (23:25) in Nyiregyhaza das Kreuzband gerissen war. Die Verletzung der Teamkollegin wurde somit zur Chance, die Lütz eindrucksvoll nutzte.

Nach ihrem Länderspieldebüt am 13. Oktober 2006 gegen die Niederlande wird der 24-Jährigen die zweite Partie im Nationaltrikot in ganz besonderer Erinnerung bleiben. Vor 2017 Zuschauern in Trier zeigte die gebürtige Dortmunderin überhaupt keine Nerven: Acht Treffer bei neun Versuchen - besser geht es fast nicht. Dazwischen aber lagen viele Gedanken und Emotionen. "Als mir gesagt wurde, dass ich in der Startaufstellung stehe, habe ich gedacht, ich habe mich verhört", sagte Lütz und ergänzte: "Ich hatte dann zwei Varianten: Nervös sein oder einfach Handball spielen."

Lütz entschied sich für die Variante Handball spielen und hatte großen Anteil daran, dass die deutsche Mannschaft das Ticket zur EM-Endrunde in den Niederlanden so gut wie in der Tasche hat. In den verbleibenden zwei Partien gegen die Außenseiter aus Weißrussland und Aserbaidschan benötigt die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) noch einen Punkt.

Sicherheit gab Lütz vor allem die Anwesenheit von Stefanie Melbeck, mit 217 Länderspielen erfahrenste Spielerin im aktuellen Aufgebot und Teamkollegin in Buxtehude. "Es war gut, dass Steffi neben mir war. Da war vieles einfacher", so Lütz. Und mit dem ersten Treffer war die Nervosität dann vollends verflogen. Ihr sensationelles Spiel kommentierte die Linkshänderin dann aber ziemlich zurückhaltend: "Man wirft nicht alle Tage so viele Tore. Aber ich habe auch super Pässe bekommen."

Ihren zwei Länderspielen werden nach dieser Leistung weitere folgen, das scheint sicher. Bis dahin will sich die Außenspielerin, die über die Stationen TV Mengede und Borussia Dortmund 2009 nach Buxthude wechselte, ihrem Klub und ihrem Architektur-Studium widmen. "Häuser bauen, das kann ich mir gut vorstellen, das später mal zu machen", sagt Lütz. Bis zur Karriere nach dem Handball freut sich Deutschland aber erstmal über weitere Tore der Rechtsaußen. Immerhin hat ihre Karriere in der Nationalmannschaft gerade erst begonnen, und mit der Zeit wird Lütz auch die Autogramm- und Interviewanfragen locker bewältigen. Mit links natürlich.