Handball-DHB-Pokal Handball-DHB-Pokal: Tapferkeit gegen Weltklasse
Köthen/MZ/hös. - Über 1000 Handballfreunde wollten die Stars und ihr handballerisches Können aus allernächster Nähe sehen und sie hatten ihr Kommen nicht bereut. Sie erlebten einen Handballabend, den wohl keiner der Anwesenden so schnell vergessen wird. Es wurde so ziemlich alles geboten, was eine erstklassige Bundesligamannschaft zu bieten hat. Erfreulich, dass die HG 85 streckenweise aufopferungsvoll dagegenhielt und gute Handballkost bot, was von den Fans respektvoll anerkannt wurde. Nach Spielende hätten somit beide Teams aus den Bierkrügen, die als Gastgeschenk vor Spielbeginn an die Kieler überreicht wurden, einen Freudentrunk nehmen können.
Schon beim Einlaufen in die Halle wurde die athletische Überlegenheit des Gastes deutlich. Immerhin sind neun Kieler Spieler über 1,90 m groß. Da blieb vielen HG 85-Akteuren bei der freundschaftlichen Begrüßung nur der Blick nach oben übrig. Wer gedacht hatte, der Bundesligist würde den Regionalligisten wie ein Küstensturm vom Parkett fegten, musste sich bald revidieren. Die Anfangsminuten des von den beiden Schiedsrichtern Hagen Becker und Axel Hack aus Halberstadt souverän geleiteten Pokalhits waren noch mit einigen Unkonzentriertheiten behaftet. Den erfolgreicheren Start erwischte der Favorit und führte in der 6. Minute mit 3:0. Eine Minute später bejubelten die Zuschauer den ersten Treffer des Gastgebers, erzielt durch den sichtlich verbesserten Christian Rüchardt. Wie nicht anders zu erwarten, setzte der THW die weiteren Akzente und führte bereits in der 11. Minute mit 7:1 Toren. Den zweiten Jubelschrei aus den Kehlen der HG 85-Fans lockte der an diesem Abend gut aufgelegte Oliver Schoof mit dem 2:7 (12.). Fortan zog Kiel das Tempo an und rückte mit dem 2:10 (14.) die Verhältnisse wieder zurecht. Mit großem Tempo und schönen spielerischen Akzenten kamen die Köthener durch Vaidas Dilkas und Christian Rüchardt dreimal frei zum Wurf, bevor sich die Kieler Abwehr organisiert hatte. In der 15. Minute stand es 5:11. Als dann zwischenzeitlich das Köthener Spiel an der nicht ausreichenden Chancenverwertung krankte und zudem THW-Trainer Serdarusic Christian Zeitz und Demetrio Lozano brachte, erhöhte sich der Vorsprung auf neun Tore (6:15 / 19.).
Die fortan durch die Köthener schnell herausgespielten Tore nährten das Fünkchen Hoffnung auf einen längeren Widerstand. Nach 24 Minuten stand es durch die Treffer von Christian Rüchardt, Rene Uelsmann und Kalman Fenyö 9:15.
Christian Zeitz und der Schwede Marcus Ahlm zogen umgehend das Tempo wieder an und erzielten je zwei Treffer zur erstmaligen Zehn-Tore-Führung (19:9 / 27.) der Kieler. Diese hätte noch höher ausfallen können, aber der "HG-Spieler des Monats Oktober" Patrick Tuchen verhinderte das Aufstocken des Torpolsters durch zwei Glanzparaden gegen Roman Pungartnik und Christian Zeitz, die völlig frei zum Wurf kamen. Kalman Fenyö machte es gegen Ende der ersten Halbzeit besser und versenkte gegen den schwedischen Nationaltorwart Mattias Andersson seinen zweiten Siebenmeter und einen weiteren Wurf in der 29. Minute zum 11:19. Mit dem 11:20-Pausenstand waren rundum alle zufrieden, u. a. auch deshalb, weil die beiden Referees eine Spitzenleistung boten und mit ihrem Auftreten dafür sorgten, dass kein Spieler auf die Strafbank musste.
Im zweiten Abschnitt versuchte es Guido Peter mit der 3:3-Abwehr-Formation und diese bereitete den Kielern sichtliche Probleme, ohne, dass sie dabei aus den Fugen gerieten. Vor allem ihr Rückraum hatte dadurch kleine Probleme beim Passspiel. Das Match war weiterhin Schwerstarbeit für die HG 85 Köthen, die viel mehr Widerstand als erwartet leistete. Nachdem Philipp Hickethier am deutschen Nationaltorhüter Henning Fritz vom Siebenmeterpunkt (32.) scheiterte und es Rene Uelsmann (35.) genauso ging, gelang Oliver Schoof, der im Doppelback den Keeper überlistete, eine Resultatsverbesserung zum 13:21 / 36. Eine Minute tankte sich Sebastian Preiß gleich zweimal am Köthener Wurfkreis durch und stellte wieder die Zehn-Tore-Führung (23:13) her. Bis zur 45. Minute reduzierten Vaidas Dilkas, Rene Uelsmann und Philipp Hickethier den Abstand wieder auf acht Tore (17:25).
Ausdruck eines äußerst fairen Spiels war zu diesem Zeitpunkt, dass die Schiedsrichter das erste Mal einen Spieler (Sebastian Preiß) auf die Strafbank schickten und gleiches nur noch einmal mit Vaidas Dilkas (53.) taten. Der nie versiegende Elan des Gastgebers, die Tordifferenz nicht größer werden zu lassen, hielt bis zur 55. Minute.
Erst jetzt musste die HG 85 ihrem hohen Tempo, was sie bis dahin überzeugend mitging, Tribut zollen. Kiel nutzte jetzt die konditionellen Vorteile konsequent aus und lief bis zur 59. Minute auf 20:35 auf und davon. Oliver Schoof krönte seine bravouröse Leistung noch mit zwei Treffern in der Schlussminute und Kiels Kapitän Stefan Loevgren setzte mit einem verwandelten Siebenmeter zum 22:36-Endstand den Schlusspunkt unter ein Spiel mit hohem Unterhaltungswert, zu dem beide Mannschaften beitrugen.
HG 85 Köthen: Patrick Tuchen, Patrick Schliwa; Steffen Baumgart, Vaidas Dilkas 4, Kalman Fenyö 3 / 2, Philipp Hickethier 1, Thomas Judenhahn, Maik Mischek, Francois Peglow, Christian Rüchardt 3, Oliver Schoof 6, Rene Uelsmann 5.