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Handball Handball: Auf zaghaftem Weg zur Sportelite

Von Constanze Weiske 28.08.2007, 18:03

Weißenfels/MZ. - "Ich wollte nie von zu Hause weg, denn ich liebe meine Familie," erklärte die 15-jährige Sophie Lindner. Die telefonischen Anfragen von den Sportschulen aus Halle und Magdeburg, die die Weißenfelserin seit der Grundschule erhielt, hatte sie daher immer ignoriert. Nun wechselt die Aufbauspielerin doch vom Weißenfelser Verein (WHV 91) zum Leipziger Handball-Club (HCL) und damit aufs Sportgymnasium mit angeschlossenem Internat.

Denn ihr Weißenfelser Trainer Edgar Schreiber habe die Chancen seines talentierten Schützlings nicht so einfach verstreichen lassen wollen, erklärte Sophie Lindner. "Nach einer weiteren Einladung zur Aufnahmeprüfung musste ich zu einem ernsten Gespräch", erinnerte sich die Spielmacherin der Weißenfelser C- und zugleich B-Jugend-Mannschaft. Währenddessen habe Schreiber sie als zweite Inge Schanding bezeichnet. Der Vergleich mit der ehemaligen Handball-Nationalspielerin aus der Saalestadt habe der Nachwuchsspielerin ihre sportlichen Qualitäten bewusst gemacht, sagte das athletische Mädchen. Bis zur sachsen-anhaltischen Landesauswahl war sie vorgedrungen, als ihr Vater einen Termin zum Probetraining beim Leipziger Bundesligisten vereinbarte. Die offiziellen Sichtungstermine seien zwar abgelaufen gewesen. Für Sophie habe der Verein jedoch eine Ausnahme gemacht, erzählte sie ein wenig stolz.

"Als wir ganz allein in der Arena standen, wäre ich am liebsten gleich wieder nach Hause gefahren", schmunzelte sie. Doch Sophie Lindner blieb. Denn der Elite-Verein hatte sie sofort in den Nachwuchskader berufen. "Sie haben mich mit Kusshand genommen", freute sich die 15-Jährige zurückhaltend. Nie geglaubt hätte das bescheidene Mädchen, dass es einmal für den Leipziger Bundesligisten Handball spielen würde.

In diesen Tagen wird die Neuntklässlerin nun ihre Koffer fürs Leipziger Sportinternat packen, in dem sie unter der Woche wohnen wird. "Ganz wichtig sind meine zwei Sporttaschen mit vielen Sachen drin." Abitur machen wolle die künftige Gymnasiastin der Sporteliteschule aber auf jeden Fall. "Der Abschluss ist mir wichtiger als das Handball spielen."

Lediglich der Internatseintritt mache der ehemaligen Goethe-Gymnasiastin noch etwas Sorgen. "Ich bin schon übelst aufgeregt", verrät sie. Mit ihrer Handball-Mannschaft sei das anders. Die zwei Jahre älteren Mädchen der B-Jugend, mit der sie schon seit März trainiert, hätten sie sofort herzlich aufgenommen, schwärmte das Sporttalent. Sympathisch fand sie vor allem den Kleidungsstil während des Trainings. "Als ich die ausgefransten T-Shirts und Shorts gesehen habe, habe ich mich gleich wohl gefühlt." Im Team müsse sie nun noch ihre Position finden. "In Weißenfels war ich die Spielmacherin, beim HCL sind alle athletisch, schnell und voller Sprungkraft", zieht sie den Vergleich. "Das ist etwas ganz Anderes in Leipzig", fügt sie ehrfürchtig hinzu. Ihrem zaghaft reifenden Traum vom Nationalteam ist Sophie Lindner damit jedenfalls ein großes Stück näher gekommen.