Hamburg Hamburg: Heinrich Heine und die Elb-Metropole

Hamburg/dpa. - Nicht schmeichelhaft war auch das: «Hamburg ist amTage eine große Rechenstube und in der Nacht ein großes Bordell.»Dabei waren die Jahre, die Heine in der Elb-Metropole verbrachte -damals zehn Mal so groß wie sein Geburtsort Düsseldorf - nicht dieschlechtesten. Und - da sind sich die Biografen einig: In Hamburgwurde er zum Dichter.
Präsent ist Heine, 150 Jahre nach seinem Tod, dort noch immer,sogar an zentraler Stelle: Auf dem Rathausmarkt steht sein Denkmal.Nachdenklich legt der Dichter das Kinn in die Hand und blickt, dieBeine verschränkt, offenbar eher skeptisch in die Runde. Kein Wunder:Auch die Hamburger haben mit dem berühmten Autoren ihre Problemegehabt und ihm lange Zeit seine jüdische Herkunft und seine spitzenBemerkungen übel genommen.
Seinen Platz mitten in der Stadt hat Heine erst seit 1982. DasVorgänger-Denkmal, Vorbild für das heutige, wurde 1926 im Stadtparkaufgestellt - weitab vom Zentrum. Die Nazis, die Heinrich Heine ausrasseidelogischen Gründen genauso hassten wie für seine klugen,politischen Texte, zerstörten es schon kurz nachdem sie 1933 die«Macht übernahmen».
Nach Hamburg kam Heinrich Heine im Juni 1816. Sein Onkel Salomon,erfolgreicher Bankier und geachtetes Mitglied der hanseatischenHigh-Society, sollte ihn unter die Fittiche nehmen. Heinrichs Elternwaren sich sicher: Wenn ihr Sohn irgendwo Geschäftssinn und dieVoraussetzungen für den Erfolg als Kaufmann lernen würde, dann beiOnkel Salomon, dem «Hamburger Rothschildt».
Das ging allerdings gründlich schief: Heine und sein Onkel fandenkeinen Draht zueinander. Und für die Geschäftswelt war der jungeHeine noch viel weniger zu begeistern. Stattdessen verguckte er sichauch noch in seine Cousine Amalie.
Die wollte davon zwar nichts wissen. Aber immerhin hatte das denpositiven Nebeneffekt, dass Heine umso emsiger Gedichte schrieb. «InHamburg hat er entdeckt, Dichter zu sein», sagt Prof. GerhardKaufmann, der frühere Leiter des Altonaer Museums, zu dem heute dasHeine-Haus gehört: Das kleine und eher unscheinbare Gebäude an derElbchaussee 31 im Stadtteil Ottensen ist das einzige noch erhalteneGebäude aus dem Besitz von Salomon Heine.
Wein rankt an der Dachrinne die Wände hoch. Ein Blumentopf mitSchnittlauch steht auf dem Boden vor dem Fenster, Harke und Rechenlehnen an der Wand. Das passt: Zu Salomon Heines Zeiten wohnte in demHäuschen der Gärtner. Der Bankier selbst zog sich dorthin zurück,wenn es ihm in seinem Landhaus zu trubelig wurde. Heute wohnt imersten Stock ein Student. Das Erdgeschoss wird für Veranstaltungengenutzt.
Neben dem kleinen Heine-Haus ragt eine umso riesiger wirkendeBlutbuche in den Himmel. Und in unmittelbarer Nähe stehen etlichefast genauso große Kastanienbäume. Der Heine-Park erstreckt sich bisan den Elbhang. Heute kommen vor allem Spaziergänger und Joggerhierher oder Eltern auf dem Weg zum Spielplatz am Rand des Parks.
Der Blick weit hinunter auf den Fluss war schon zu Heines Zeitenungewöhnlich - und ist es noch heute. Inzwischen allerdings ist amHorizont die Köhlbrandbrücke zu sehen. Und auch die zahllosen Kräneaus dem boomenden Containerhafen sind neu.
In Heines Bild von Hamburg hätten sie gepasst: Für ihn blieb esimmer die Stadt der Pfeffersäcke, der Händler und Geschäftemacher.Den Kontakt in die Hansestadt hielt er zeitlebens - auseinleuchtenden Gründen: Von Campe, sein Verleger, war im weitestenSinn einer der Pfeffersäcke.
SERVICE-KASTEN: Veranstaltungen im Heine-Haus
Das Heine-Haus wurde zwar 1962 unter Denkmalschutz gestellt. Aberzeitweise schien ein Abbruch fast unvermeidlich. 1975 gründete sichder Verein Heine Haus, der sich für den Erhalt des Gebäudes vonSalomon Heine einsetzte - mit Erfolg. Das Haus wurde in denSiebzigern saniert und wird inzwischen für Veranstaltungen genutzt:«Vor allem für Lesungen und Vorträge zu kulturgeschichtlichen Themen,auch, aber nicht nur zur Heine-Zeit», sagt Karin Müller, die dasVeranstaltungsprogramm für den Verein organisiert.
Politische Themen der neueren Geschichte werden nicht ausgespart:«Heine hat schließlich auch durch sein politisches Engagement gewirktund stand für Toleranz und Offenheit», erklärt Müller. Das Heine-Jahrim Heine-Haus klingt mit einer Lesung aus den «Reisebildern» aus - am13. Dezember, seinem Geburtstag.
Informationen: Heine-Haus, Elbchaussee 31, 22765 Hamburg (Tel.:040/82 27 81 97).
