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Generationswechsel in DRK-Pflegeheim im Kreis Stendal Gute Seele des Hauses sagt ade

Fred Myrach, Hausmeister des Altenpflegeheimes „Am Kaland“ Seehausen, gibt nach 22 Jahren den Staffelstab an Installateur und Fußballer René Gäde weiter. Und blickt auf die wechselvolle Geschichte der Einrichtung zurück.

Aktualisiert: 19.12.2024, 23:42
Zeit für einen Wechsel in DRK-Pflegeheim „Am Kaland“ im Kreis Stendal: Hausmeister Fred Myrach übergibt an René Gäde den "Generalschlüssel" in ihrer Kaffeestube in Seehausen.
Zeit für einen Wechsel in DRK-Pflegeheim „Am Kaland“ im Kreis Stendal: Hausmeister Fred Myrach übergibt an René Gäde den "Generalschlüssel" in ihrer Kaffeestube in Seehausen. Foto: Astrid Mathis

Seehausen. - Er ist die gute Seele des Hauses. So viel steht für die Leiterin des DRK-Pflegeheimes „Am Kaland“ in Seehausen im Landkreis Stendal fest. Jetzt muss sich Katharina Mattern langsam von Hausmeister Fred Myrach verabschieden. Im neuen Jahr übernimmt René Gäde den Generalschlüssel.

„Mein Hausmeisterschild liegt in irgendeinem Heizungsschacht“, gesteht Fred Myrach lachend. 22 Jahre ist er im Pflegeheim ein- und ausgegangen und hat alle Umbauphasen, Krisen und Sonnenstunden hautnah miterlebt. Dabei hatte er für sein Berufsleben doch ganz andere Pläne.

Damit das Tingeln aufhört

Nach seiner Ausbildung 1976 bei Heinz Müller in Seehausen war Fred Myrach bei Dietmar Laubstein in Lichterfelde als Heizungs- und Sanitärinstallateur beschäftigt. „Meine Frau hat mich überredet, im Pflegeheim die Bewerbung abzugeben“, verrät er. „Mein Vorgänger Herr Kaluschka wollte mit 60 in Rente gehen.“ Zu jener Zeit war Regine Roger-Knade Heimleiterin. „Mit 45 noch durch die Gegend tingeln, das sollte aufhören.“ Drei Bewerbungen lagen Bereichsleiter Hartmut Streichert vor. Die Wahl fiel auf Myrach – der fing am 1. Januar 2022 an und wollte nach einem halben Jahr am liebsten aufhören. Ihm fehlte es, unterwegs zu sein. Regine Roger-Knade war um keine Lösung verlegen und gab den Tipp: „Dann nimm' das Dienstauto und fahr' eine Runde durch Seehausen.“ Das half.

Langeweile kam in dem Job nie auf. Das alte Abflussrohrsystem verlangte dem Hausmeister einiges ab – Rohre wechseln, Demontage, Entsorgung. Samstags nachts um 4 los, um auf den Hilferuf einer Schwester zu reagieren, weil der Abfluss verstopft ist oder es aus den Decken tropft. Im Winter drei Mal am Tag zum Schneefegen. Wege frei? Heizung läuft? Fred Myrach will, dass es seinen Leuten gut geht. Mit beauftragten Firmen arbeitete er Hand in Hand. „Wenn wir hier was machen, machen wir es für uns alle“, war sein Motto. Dazu gehörte allerhand: neues Dach, Garage, Carport, vor fünf Jahren Sanierung der Bäder und der gemütliche Frühstücksraum. Den können auch Angehörige als Kaffeestube nutzen.

Mit Trick 17 zur Kaffeestube

„Die Kaffeestube haben wir vom Speiseraum abgezweigt“, merkt Myrach an. „Hier sitzen wir jeden Tag zur Beratung.“ Auch die Chefin Katharina Mattern mit ihren zwei Sekretärinnen. Das kennt sie schon seit 2009, seit ihrer Zeit als Pflegeschwester, und behält die Tradition bei. Zwischen Leitung und Hausmeister darf kein Blatt Papier passen, in Seehausen wird auf Schulterschluss zusammengearbeitet. Busfahrten und Grillabende gehört für sie dazu wie in einer Familie.

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In dem Raum entstand manche Idee: Als die Vergrößerung der Speisung abgelehnt wurde, obwohl die Terrasse niemand nutzte, bekam das Kind einfach einen anderen Namen. Ein Sinnesraum mit Glasfenstern müsse her. Mit 80.000 Euro Zuschuss von Lotto Toto ging der Plan letztlich auf. „Regine Roger-Knade hatte viele Ideen. Als es ab Mittag zu heiß wurde, setzte sie kurz darauf Jalousien durch“, berichtet der 66-jährige Hausmeister.

Zeit für Hobbys nimmt Fred Myrach sich. Der Garten will versorgt sein, der Sohn in Hannover das unlängst erworbene Haus auf Vordermann bringen, die Tochter in Kläden hat zwei Kinder. Sie sollen Oma und Opa aufwachsen sehen.

Ein Hausmeister ist nicht nur ein Hausmeister.

Katharina Mattern, Pflegeheimleiterin

„Der Bau des Pflegeheimes begann 1989, 1993 wurde es aufgemacht. Im letzten Jahr haben wir 30. Geburtstag gefeiert“, berichtet Katharina Mattern. „Ich bin seit zweieinhalb Jahren Leiterin und arbeite schon 15 Jahre hier.“ Vor zwei Jahren wollte Fred Myrach in Rente gehen, aber als gute Seele des Hauses sicherte er der neuen Leiterin seine Unterstützung zu, denn keiner kennt das Haus so gut wie er. Wenn bei Frost der Wasserhahn explodiert, wenn mal eine Schraube für ein Bild an die Wand muss – Fred Myrach ist zur Stelle. "Ein Hausmeister ist nicht nur Hausmeister. Vier Etagen, 70 Bewohner, 45 Mitarbeiter.

Heimleiterin Katharina Mattern ist stolz auf ihr Team im Pflegeheim Seehausen (Kreis Stendal).
Heimleiterin Katharina Mattern ist stolz auf ihr Team im Pflegeheim Seehausen (Kreis Stendal).
Foto: Astrid Mathis

Die Ausbildung zur Einrichtungsleitung war geplant, die Pflegedienstleitung hatte Katharina Mattern schon in der Tasche. Aufgrund ihrer Schwangerschaft war zwischen Regine Roger-Knade und der neuen Leiterin eine Zwischenlösung unvermeidlich. Für die gebürtige Seehäuserin stand außer Frage, dass sie nach der Elternzeit wieder an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren würde, auch wenn sie mittlerweile in Wittenberge lebt.

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Zwei Monate Einarbeitungszeit hat René Gäde, bis er ab 1. Januar 2025 auf eigenen Füßen stehen muss. „Als ich anfing, musste ich mir alles allein suchen. Ich wollte immer, dass es meinem Nachfolger nicht so geht“, sagt Myrach. Für ein gutes Gefühl sorgt zudem Myrachs Versprechen: „Du kannst mich anrufen und sagen: Fred, hol' mich mal ab!“ Man merkt sofort, hier herrscht ein Zusammenhalt, der seinesgleichen sucht.

Kleiner Tipp: Eine Runde durch Seehausen drehen

45 Jahre ist der Seehäuser René Gäde jung, genauso wie zu Beginn seiner Zeit als Hausmeister Fred Myrach. Bei Matthias Jose in Seehausen zum Gas- und Wasserinstallateur ausgebildet, war René Gäde 18 Jahre für Brunnenbau und Sanitär der Firma Rauch in Seehausen zuständig. Fred Myrach kennt er schon lange. Da seine Mutter mit Myrach die Schulbank drückte, kam beim Einbau der Fußbodenheizung vor 17 Jahren bei René Gäde auch nur Fred Myrach als zuverlässiger Experte in Frage. Gädes Frau und die zwei Töchter freuen sich mit ihm über den neuen Job. Bei den alten Herren der Seehäuser Kickers geht trotzdem noch was. Wenn René Gäde dem Beispiel seines Vorgängers folgt, bleibt er im Pflegeheim die nächsten 22 Jahre. Mindestens. Er kann ja zwischendurch eine Runde durch Seehausen fahren und bei Fred Myrach vorbeischauen. Das hilft bestimmt.