Grün-Weiß Wolfen Grün-Weiß Wolfen: Comeback verfehlt seine Wirkung
MAKRANSTÄDT/MZ. - "Meine Familie", meint Tretschok, "ist allein geflogen. In der jetzigen Situation ist das mein Zeichen."
Wer Zweifel hatte, warum ein so erfolgreicher Fußballer wie René Tretschok, langjähriger Bundesligaprofi und Champions-League-Sieger, sich eigentlich das Abenteuer Grün-Weiß Wolfen antut, der könnte die Antwort auf diese Frage im emotionalen Bereich finden. Wolfen scheint für Tretschok eine Herzensangelegenheit zu sein. Im Sommer angetreten, den Aufsteiger als Sportdirektor sportlich und strukturell zu reformieren, greift Tretschok seit dem Sonnabend nun auch aktiv in das fußballerische Geschehen ein: Bei der 0:2-Niederlage seiner Wolfener in Makranstädt spielte Tretschok neunzig Minuten und machte damit seine Comeback-Ankündigung vor einigen Wochen wahr. "Wir haben uns Samstagfrüh für diese Option entschieden", meinte Tretschok, "die Entscheidung getroffen aber hat ausschließlich Rastislav Hodul."
Der Trainer beorderte den früheren Mittelfeldmann Tretschok zunächst auf den zentralen Abwehrposten, dafür rückte Lars Georg als zweiter Abräumer neben Andreas Mieth. Offensiv sollte der leicht angeschlagene Markus Zschieche als hängende Spitze die Fäden ziehen - doch das misslang. "Makranstädt hat uns vorgemacht, wie man aus seinen Möglichkeiten das Beste macht", so Tretschok, "wir dagegen haben kontrollierten Mist geboten." Während die Gastgeber an der Mittellinie geduldig auf Konter warteten und einen davon in der 7. Minute auch zur frühen Führung nutzen konnten, unterstrichen die Gäste einmal mehr ihre offensive Harmlosigkeit. Möglichkeiten für Treffer gab es trotzdem, doch in den drei, vier gefährlichen Standardsituationen wussten die Wolfener nichts mit den hieraus resultierenden Bällen anzufangen.
Nach dem Seitenwechsel, Tretschok und Georg hatten nun die Positionen getauscht, lief Wolfen weiter vergebens an, sechs Minuten vor dem Ende trafen die Sachsen zum 2:0-Endstand. "Die hatten einfach den größeren Willen", gab Tretschok zu, der sich körperlich auch nach fast eineinhalb Jahren Pause gut fühlte. "Neunzig Minuten Vollgas sind natürlich nicht mehr drin", meinte der 39-Jährige. Die Freude an der Rückkehr war ihm trotz des Ergebnisses anzumerken. "Es ist ein tolles Gefühl, dass es mir in meinem Alter noch vergönnt ist, dabei zu sein", gab der in Wolfen geborene Tretschok zu, "ich gehöre ja eher zu dem Typ Fußballer, der nicht davon lassen kann." Natürlich sei es für den einen oder anderen Mitspieler eine neue Situation, "aber letztendlich arbeiten wir nun auch gemeinsam auf dem Platz für das gleiche Ziel."
Trotz der zusätzlichen Belastung will Tretschok, bei seinen anderen Funktionen im Verein keine Abstriche machen. "Ich bin weiter 24 Stunden für den Verein da, jetzt eben mit einer weiteren Baustelle." Der nächste Urlaub muss warten.