GPS-Wanderungen: Auf High-Tech-Schatzsuche im Vogelsberg
Hoherodskopf/dpa. - Das robuste, gelbe, handyähnliche Gerät streikt. «Suche Koordinaten» steht auf der Anzeige. Als das GPS-Gerät schließlich doch Verbindung zum Satelliten gefunden hat, zeigt es die richtigen Koordinaten seines Standorts an.
«9 Grad 13 Minuten 42,3 Sekunden östlicher Länge, 50 Grad 30 Minuten 38,8 Sekunden nördlicher Breite» - exakt dort befindet sich das Besucherzentrum auf dem Hoherodskopf im Vogelsberg als Ausgangspunkt der sogenannten Geocaching-Touren.
«Geocaching ist eine Art Schnitzeljagd mit technischer Hilfe», sagt Ellen Bienert, die Gruppen in den Gebrauch der Geräte einweist. Satelliten helfen bei der Schatzsuche, bei der die «caches» (Schätze) per Global Positioning System (GPS) gefunden werden sollen. Welche Schätze gesucht werden, hängt auf dem Hoherodskopf von der Gruppe ab - denn hier wird meist für den Tourschnellsten ein Preis vergeben. «Diesen Preis loben die Gruppen aus», sagt Bienert.
Bei anderen Geocaching-Routen - Technikbegeisterte wandern inzwischen weltweit mit GPS-Geräten durch Wald und Flur - ist das «cache» in der Regel eine Plastikbox mit einem Logbuch und kleinen Gegenständen. Die Koordinaten dieser Dose sind auf einer internationalen Website gelistet. Ist die Box gefunden, trägt der «Schatzsucher» seinen Namen in das Logbuch ein und kann einen der Gegenstände als Schatz mitnehmen - wenn er im Gegenzug einen neuen hinterlegt.
Auf dem Hoherodskopf allerdings ist der Weg das Ziel. «Wir haben Wegpunkte auf der Wanderung verzeichnet, die es zu entdecken gilt», sagt Bienert. Seit Frühjahr dieses Jahres werden die Geräte für ein paar Euro verliehen, Gruppen sollten sich zur Tour anmelden. Wenn alle mit dem Gerät vertraut sind, müssen sie den Pfeilen in die Himmelsrichtung hinterher, die auf dem kleinen Bildschirm angezeigt wird. Auf der Suche nach den Wegpunkten sind sie ausgestattet mit einem Klemmbord und einem Fragebogen, auf dem die manchmal kniffeligen Fragen verzeichnet sind.
Welche Sportart man an der Langlaufloipe betreiben kann oder welche von sieben gelisteten Baumarten rund um den Turm auf dem höchsten Berg im Vogelsberg stehen, gehört noch zu den einfacheren Rätseln. Am Wegpunkt 06 wird das ganze schon schwieriger. «Was haben die Menschen hier vor über 100 Jahren aus dem Boden geholt und wofür wurde es genutzt», liest Claudia von dem Fragebogen ab.
Die Kinder einer privaten Gruppe aus Frankfurt grübeln - ein ziemliches Loch ist da im Boden. «Das war bestimmt ein Steinbruch», sagt Martin und trifft damit ins Schwarze. Aus diesem Steinbruch haben sich die Vogelsberger vor mehr als einem Jahrhundert ihr Baumaterial besorgt. Vorbei an einer Wildschweinsuhle, an abgestorbenen Bäumen und noch sehr lebendigen Sträuchern, an Basaltsäulen und einem Wildbienenhotel geht die Wanderung weiter - und an all diesen Orten müssen die Schatzsucher Fragen beantworten.
«Sie sollen nicht nur mit der Technik in der Hand rumlaufen, sondern sich auch mit der Natur beschäftigen», sagt Bienert. Verstehen sollen die Besucher, was sie auf der rund drei Kilometer langen Wanderung vor sich sehen. Damit nicht alle in dieselbe Richtung laufen und im Rudel an den Wegpunkten stehen, gibt es zwei verschiedene Routen zu den gleichen Stellen, wie Bienert sagt. «Gedränge gibt es dabei eigentlich nicht, denn manche kommen besser mit der Technik klar und darum schneller an als andere.»
Weitere Informationen: www.vogelsberg-touristik.de