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Geschichte der Digitalkamera Geschichte der Digitalkamera: Entwicklung brauchte viel Zeit

Von Tobias Wiethoff 10.06.2003, 12:08
Noch keine Gefahr für die herkömmliche Fotografie - der Mitte der siebziger Jahre von Kodak entwickelte erste Prototyp einer Digitalkamera benötigte 23 Sekunden, um ein Schwarz-Weiß-Bild zu erzeugen. (Foto: Kodak/dpa)
Noch keine Gefahr für die herkömmliche Fotografie - der Mitte der siebziger Jahre von Kodak entwickelte erste Prototyp einer Digitalkamera benötigte 23 Sekunden, um ein Schwarz-Weiß-Bild zu erzeugen. (Foto: Kodak/dpa) Kodak

Freiburg/Lübeck/dpa. - Eine analoge Kamera besitzt fast jeder, eine digitale noch nicht. Wer heute in die filmlose Fotografie einsteigt, fühlt sich noch immer ein wenig als Pionier - trotz einer deutschlandweit verkauften Stückzahl von 2,4 Millionen im Jahr 2002. Der Siegeszug der Digitalskameras hat sich zwar in Riesenschritten vollzogen. Doch geradlinig war die Entwicklung nicht: Hohe Erwartungen und tiefe Ernüchterung lagen oft dicht beieinander.

Die Entwicklung des ersten Prototyps nimmt Kodak für sich in Anspruch: Eine echte Gefahr für die chemische Fotografie stellte der 1976 bis zur Einsatzfähigkeit entwickelte Versuchsträger aber nicht dar: Er brauchte 23 Sekunden, bis er ein einziges Schwarz-Weiß-Bild in einer Auflösung von 10 000 Pixeln erzeugt hatte. Der Testlauf blieb den Augen der Öffentlichkeit verborgen.

Das war bei der Sony Mavica anders. Sie wurde im Jahr 1981 auf der Branchenmesse photokina in Köln den Besuchern präsentiert. Mavica steht für Magnet Video Camera: Standbilder wurden auf Magnetdisketten gespeichert, allerdings analog, nicht digital. Trotzdem war in der Mavica bereits alles angelegt, was Digitalkameras heute kennzeichnet: Eine chemische Entwicklung war nicht mehr nötig.

Die Mavica blieb nicht lange allein: «Auf den photokinas wurden in der Folgezeit immer neue Prototypen vorgestellt», sagt Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband in Frankfurt. In einem Feldversuch erprobte Canon anlässlich der Olympischen Spiele 1984 die Übermittlung elektronischer Fotos an eine japanische Tageszeitung über Telefonleitung. Das entsprechende Modell kam unter der Bezeichnung RC-701 zwei Jahre später auf den Markt - als erste tatsächlich für Kunden erhältliche elektronische Kamera.

Die eigentliche Geschichte der Digitalkamera läutete erst 1990 wiederum Kodak ein, wo man zwischenzeitlich im Verborgenen weitergeforscht hatte. Die DCS 100 basierte auf einem Gehäuse von Nikon. Die gesamte Elektronik samt Monitor und einer 200 Megabyte großen Festplatte steckte in einem fünf Kilogramm schweren Umhängepack. Überhaupt waren die ersten echten Digitalkameras unförmige Monstren: «Ich habe meine ersten Erfahrungen vor genau zehn Jahren mit einer Profi-Kamera von Sony gesammelt», erinnert sich Martin Knapp vom Arbeitskreis Digitale Fotografie in Freiburg. «Das war eine umgebaute Fernsehkamera.»

Den Angriff auf den Massenmarkt versuchte als einer der ersten der Hersteller Logitech, ursprünglich spezialisiert auf Computermäuse. Klein war der 1992 vorgestellte Fotoman mit einer Höhe von 16,8 Zentimetern aber auch nicht gerade. «Und er verfügte nur über ein einziges Bedienelement: den Auslöser», sagt Jan-Markus Rupprecht, Betreiber des Internetdienstes «digitalkamera.de» mit Sitz in Lübeck.

Die Einführung der neuen Technik wirbelte jedoch die gesamte Branche durcheinander. Zu den klassischen Anbietern von Kameras gesellten sich solche, die vorher nur Unterhaltungselektronik oder Computerzubehör im Sortiment geführt hatten: zum Beispiel Sony, Panasonic oder Hewlett-Packard.

Kodak, aber auch Fuji, heute bei den Verkaufszahlen weltweit Nummer zwei hinter Sony, hatten sich ihren Namen als Filmhersteller gemacht. «Wir haben früh erkannt, dass der digitale Markt expandiert», sagt Achim Obermüller von Fuji in Düsseldorf. Die erste digitale Amateurkamera der Marke kam Ende 1996 auf den Markt und bot zu einem Preis von 1200 Mark eine Auflösung von 310 000 Pixeln.

In der Zwischenzeit hat sich viel getan - vor allem bei der Auflösung. Eine Kamera mit vier Millionen Pixeln gibt es inzwischen bei Aldi für 259 Euro. Doch schon eine Auflösung von zwei oder drei Millionen Pixeln reicht für die Zwecke von Fotoamateuren vollkommen aus. Zum begrenzenden Faktor werden wieder eher die Objektive, die in vielen billigen Modellen von minderer Qualität sind - eine alte, aber kostenaufwendige Technik.