Gedenkseiten und Kondolenzlisten im Internet
Düsseldorf/Hannover/dpa. - Das Internet gehört zum modernen Leben. Und wie eine wachsende Zahl an Webseiten zeigt, gehört es auch zum Tod: Auf Trauerportalen tauschen sich Angehörige aus, zeigen Mitgefühl und halten die Erinnerung an Verstorbene lebendig.
Dabei helfen Nachrufe mit Fotos, Briefen oder Erinnerungssprüchen. Psychologen und Vertreter der Kirche begrüßen das überwiegend. Die Portale heißen «trauer.de», «memosite.de», «tod-und-trauer.de», «e-bestattungen.de» oder «memoriam.de». Hinter ersterem steht ein Unternehmen aus München, die Memosite sowie «tod-und-trauer.de» werden von einem EDV-Techniker aus Gladbeck betreut. Die Webseite «memoriam.de» betreibt der Bundesverband Deutscher Bestatter.
In der Regel haben Angehörige auf den Portalen die Möglichkeit, Gedenkseiten und Nachrufe zu erstellen. Und wer sich diese Seiten ansieht, kann sich in ein Online-Kondolenzbuch eintragen - mit Trauerbekundungen an die Angehörigen oder auch mit persönlichen Erinnerungen an den Verstorbenen.
Die Betreiber von «trauer.de» arbeiten mit Tageszeitungen zusammen, die ihre Todesanzeigen auf dem Portal veröffentlichen. Wer über die Suche eine solche Anzeige oder eine Gedenkseite gefunden hat, kann direkt Freunde oder Verwandte über den Todesfall informieren. Bei «memosite.de» können Trauermails gestaltet und versendet werden.
Auf den Portalen finden sich auch Ratschläge, die bei einem Todesfall nützlich sind: Wie verhalte ich mich gegenüber den Angehörigen, was sind mögliche Aufmerksamkeiten zur Kondolenz? Einige Betreiber bieten eine Suche nach Bestattern sowie Trauerberatern und -rednern an - so etwa der Bestatter-Verband unter «memoriam.de».
Dort gibt es auch ein Angehörigen-Forum. Laut Geschäftsführer Rolf Lichtner in Düsseldorf wird es ausgiebig genutzt - im Gegensatz zur Möglichkeit, Gedenkseiten zu erstellen. Deren Zahl ist auch anderswo überschaubar. Dennoch ist Lichtner überzeugt, dass diese Art der Trauerbewältigung wichtiger wird. Das glaubt auch Ralf Michalowsky, der Betreiber von memosite.de. Nutzer von letzterem Portal können sich für den eigenen Todesfall selbst Gedenkseiten gestalten.
Anni Braun, Psychologische Psychotherapeutin und Trauerbegleiterin aus Wöllstein in Rheinland-Pfalz, fände es gut, wenn Menschen «solche interessanten Angebote» nutzen würden: «Jeder sollte sich schon zu Lebzeiten mit seinem Tod beschäftigen.» Ebenso begrüßt sie das Gesamtangebot der Portale: alles, was Betroffenen hilft, sei gut.
Das sehen auch Kirchenvertreter so: Laut Hans Christian Brandy, Oberlandeskirchenrat der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, ist Trauer ein ebenso notwendiger wie vielseitiger Prozess - der eben auch online stattfinden kann. Die Portale seien eine sinnvolle Ergänzung zur Trauerbegleitung in Kirchengemeinden.
Die Trauer-Pädagogin Renate Felicitas Hartjenstein aus dem hessischen Bensheim hat ebenfalls nichts gegen die Angebote. Sie warnt aber vor möglichen negativen Folgen: «Vor allem Jugendliche müssen nach dem Verlust eines Angehörigen für sich prüfen, ob sie sich durch solche Portale nicht noch extremer zurückziehen.»
Traueranzeigen aus Tageszeitungen: www.trauer.de
Trauermails gestalten und versenden: www.memosite.de
Hilfe und Ratschläge im Trauerfall: www.tod-und-trauer.de
Gedenkseiten von Hinterbliebenen: www.e-bestattungen.de
Trauerportal der deutschen Bestatter: www.memoriam.de