Fußball Fußball: Wechsel auf Steuerbrücke
Merseburg/MZ. - Da verließ ein Steuermann nicht Hals über Kopf die Brücke, sondern übergab das Kommando des Schiffes in einem relativ ruhigem Fahrwasser.
Der 1942 in Reichenberg (Sudetengau) geborene Zücker kam nach der Zwangsumsiedlung nach Schkopau, begeisterte sich für den Fußball und wurde 1952 Mitglied bei den 99ern (damals BSG Chemie Buna Schkopau). Und das blieb er ohne Unterbrechung bis heute. Über die Nachwuchsabteilung schaffte er den Sprung in die Erste und war jahrelang deren Spielführer. Rund 560 Spiele absolvierte er in der ersten Mannschaft, schaffte es mit seinem Team sportlich bis in die DDR-Liga. "Karl-Heinz war immer ein Vorbild an Einsatz und Disziplin, der auch die Fairness obenan stellte", betont der heutige Trainer der 99er, Bernd Donau. Er muss es wissen, denn er kickte mit ihm zusammen in der Ersten der Merseburger (1963-65). Auch beruflich zeigte sich Zücker zielstrebig. Nach dem Abitur studierte er an der Technischen Hochschule Merseburg und ging als Diplomingenieur ins Buna-Kombinat.
Nach der eigenen sportlichen Karriere vollzog sich bei Zücker der nahtlose Übergang in Ämter der Vereinsführung. Seit 1978 als Sektionsleiter war er bei den 99ern immer in führender Position tätig, egal ob als 1. Vorsitzender oder ab 1998 als Geschäftsführer. Nach der politischen Wende war es hauptsächlich mit sein Verdienst, dass der SV 99 nach der Neugründung nicht vollkommen in der Versenkung verschwand. Für den heute 67-Jährigen war klar, dass er die Geschäftsführung in jüngere Hände geben wird, wenn der Verein auf einer soliden Basis steht.
Dies schien für ihn zu Beginn dieses Jahres gekommen, als er seinen Verzicht für eine Wiederwahl lange vor den Neuwahlen bekannt gab. Matthias Mattke, der nun als geschäftsführender Vizepräsident bei den 99ern im Amt ist, galt gewissermaßen als Wunschkandidat Zückers. "Die Lücke, die er hinterlässt, ist schwer zu schließen. Sein Angebot zur Hilfe aber steht", hebt Mattke hervor. Die Verdienste des ehemaligen Geschäftsführers für den SV 99 sind unbestritten, schließlich hatte er sich im gesamten Landesverband einen Namen gemacht. Bei seinem Abschied wurde er mit der Ehrenmedaille des LSB ausgezeichnet. Dies erfüllt Zücker mit Stolz. "Doch auch die Aufnahme in den "Club der 100" (Ehrenamtspreisträger des DFB) im Jahre 2004 war eine tolle Sache", blickt er zurück. Als Fördermitglied wird Zücker seinem SV 99 weiter die Treue halten, denn der Verein ist fast ein Lebenswerk für ihn. "Ohne das Verständnis meiner Frau Inge wäre das alles nicht gegangen", hebt er hervor. Nachdem er 2005 auch bei den Senioren die Töppen an den Nagel gehängt hatte, hält er sich nun verstärkt mit Laufen und Radfahren fit.
Aber die Hände in den Schoß legen wird der Merseburger nicht, denn das Wochenendgrundstück und der Vorsitz einer Garagen-Interessengemeinschaft verlangen sein Engagement. Mehr Zeit wird Zücker aber nun sicher für ein weiteres Hobby - das Reisen - haben. Aber vor allem die fünfjährige Enkeltochter Chiara kann ihren Opa nun viel öfter an ihrer Seite haben. Chiara heißt so viel wie Sonnenschein, wenn das kein gutes Omen ist.