Fußball Fußball: Verwirrung durch Zeugen
Dessau/MZ. - Doch dafür ist es eigentlich schon zu spät.
"Wir konnten nicht mehr weitermachen. Ich war froh, als ich in der Kabine war." Marko Bachmann SchiedsrichterEs war schon zu spät, als am 13. August Schiedsrichter Marko Bachmann ein Fußballspiel in der zweiten Kreisklasse zwischen Gastgeber Blau-Weiß Dessau III und Stahlbau Dessau vorzeitig beenden musste. Die neue Saison im KFV Anhalt war gerade einmal eine knappe Stunde alt, da sah Bachmann keine andere Möglichkeit als den Abbruch der Partie. Wie es dazu kam und wer dafür die Schuld trägt, sollte das Sportgericht des Fußball-Kreisverbandes am Mittwochabend klären. Dazu hatte sich das sechsköpfige Gremium unter der Leitung von Frank Griebel mit Klaus Funke (Blau-Weiß) und Florian Naumann (Stahlbau) Vertreter der beiden beteiligten Vereine sowie zahlreiche Zeugen eingeladen.
Zwei Stunden lang versuchten Griebel und seine Kollegen, objektiv Licht in einen Vorfall zu bringen, der mit Fußball wenig zu tun hat und stießen dabei an ihre Grenzen. Als erstes äußert sich Schiedsrichter Marko Bachmann. Er habe in besagtem Spiel Anfang der zweiten Halbzeit einen Zweikampf zwischen Labinot Muslijaj (Blau-Weiß) und Peter Fieseler (Stahlbau) beobachtet, bei dem Muslijaj nachtrat.
Wenig später sei Stahlbau-Auswechselspieler Kai Matthäus auf das Feld gestürmt und habe Muslijaj geschlagen. Das in der Folge auf dem Platz entstandene Gemenge und die allgemeine Gefühlslage ließen für Bachmann nur einen Schluss zu. "Wir konnten nicht mehr weitermachen. Ich war froh, als ich in der Kabine war." In den nächsten beiden Stunden der Verhandlung werden von Spielern, Betreuern und Zuschauern viele weitere Versionen des Geschehens angeboten. Mit jedem Zeugen wächst die Verwirrung, werden neue Nebenschauplätze eröffnet. Muslijaj will nicht getreten haben. "Das war nur angedeutet." Im Gegenteil, zuvor sei er selbst in die Hacken getroffen worden. Peter Fieseler, immer noch sichtlich betroffen von den Ereignissen, schildert in seiner Aussage den Angriff von Muslijaj drastisch. Drei, vier Mal wurde er ins Gesicht geschlagen und danach am Boden liegend in die Rippen getreten. Das Zuhilfeeilen seines Mitspielers Matthäus verteidigt er. "Ich hätte es auch gemacht."
Matthäus selbst wiederum gibt an, er habe nur schlichten wollen und sich im Anschluss gegen Muslijajs Angriffe gewehrt. Seine Freundin bestätigt forsch diese Darstellung. Spätestens jetzt platzt Funke der Kragen. Er wittert Absprachen und Lügen. Er ist enttäuscht, dass Muslijaj den Tritt nicht zugibt. Und obwohl es sein eigener Spieler ist, belastet er ihn. "Er hat getreten", sagt Funke, "doch niemand hat das Recht, auf den Platz zu laufen." Wäre das nicht passiert, wäre das Spiel fortgesetzt worden, glaubt er.
Das Sportgericht folgt nach kurzer Beratung diesem Argument, belegt Stahlbau mit einer Strafe von 250 Euro, erteilt Blau-Weiß Auflagen zum Ordnerdienst und spricht den Törtenern den Sieg mit 3:0 Toren zu. Doch gewonnen hat trotzdem niemand. "Diese Partie", sagt Funke traurig, "war in jeder Hinsicht ein Spiel der tiefsten Klasse."
Gegen die Spieler im einzelnen laufen zusätzlich noch gesonderte Verfahren vor dem Sportgericht.