Fußball Fußball: Rund ums Waldstadion wächst eine neue Fußball-Euphorie
GOSECK/MZ. - Dass es nur zu Platz zwei in der 2. Fußball-Kreisklasse gereicht hat, grämt die Verantwortlichen der Landsportgemeinschaft (LSG) Goseck noch immer ein wenig. Dabei hätte es in der vergangenen Saison so schön sein können. Gegen Aufsteiger Burgwerben II wurde nur einmal knapp verloren, aber die Statistik wies elf mehr geschossene Tore und einen Treffer weniger aus, der im eigenen Netz landete. Doch dann gab es dieses verflixte Match in Borau, das nach zwei Herunterstellungen mit einer Punkteteilung endete. Mit zwei weiteren Zählern wäre man als Neuling, der zu Saisonbeginn noch nicht wirklich harmonierte, gleich in die 1. Kreisklasse geklettert. Immerhin besitzt die Mannschaft Potenzial. Udo Paul als Abteilungsleiter Fußball verweist beispielsweise auf Torschützenkönig Christian Haffner, der schon in der Landesliga kickte, auf seinen Sohn René, der ebenso Landesklasse-Erfahrung besitzt wie Sören Dost, Jörg Ködel und Markus Haffner. Dass man plötzlich wieder in der Lage ist, den Fans nicht nur Seniorenfußball, sondern regelrechte Punktspiele zu bieten, hat freilich tiefere Ursachen.
LSG-Chef Willibald Eiselt verweist darauf, dass einige der Ballkünstler, die in Uichteritz aufliefen, dort unzufrieden waren und wechseln wollten. Als diese Gedanken von rund 40 Sportfreunden vor zwei Jahren das erste Mal laut wurden, habe man sich noch mit der sportlichen Leitung in der Nachbargemeinde zusammengesetzt und die Wogen zu glätten versucht. Immerhin war Udo Paul in Uichteritz selbst Übungsleiter und Pressesprecher. Als das Anliegen dann im Vorjahr neuerlich an die Gosecker herangetragen wurde, habe man keine Wahl gehabt. Eiselt äußert: "Wir haben zunächst gesagt, dass das nicht der richtige Weg sein kann und erst zugestimmt, als die Wechselwilligen auch aus Pettstädt und Weißenfels drohten, sich anderen Vereinen anzuschließen."
Plötzlich stieg die Mitgliederzahl von 28 auf 52, kamen im Frühjahr noch einmal zwölf Aktive zur LSG. Die Situation sei nicht unproblematisch gewesen, weil plötzlich Ablösesummen im Gespräch waren, die Leute eingekleidet werden mussten und auch für jeden Spielerpass rund zehn Euro zu zahlen waren. Allein die Spielergarnituren kosteten rund 1 500 Euro und an Ablöse waren 900 Euro fällig. Freia und Karl Respondeck aus Brühl halfen und sponsorten 10 000 Euro.
Dabei hat der Sport in Goseck eine lange Tradition. Vor 87 Jahren waren zunächst Arbeitersportler aktiv. Die BSG Traktor entstand nach dem Krieg und nach der Wende die LSG. Sogar den Bezirkspokal beim Fußballturnier um den "Silbernen Traktor" konnte Goseck Mitte der 60er Jahre mal erkämpfen. Daneben gab es die Abteilungen Tischtennis und Orientierungslauf. Jetzt sind die Läufer um Helmut Zausch weiterhin sehr erfolgreich. Ab Mitte der 90er Jahre gab es nur noch Alte-Herren-Fußball, während die Männer und der Nachwuchs auch wegen der geburtenschwachen Jahrgänge in Uichteritz aufliefen.
Nun peilt die LSG laut Udo Paul "mindestens die Kreisliga an". Das sei angesichts des Personals realistisch. Man hoffe jedenfalls, dass die Euphorie anhalte, auch wenn es Siege wie das 18:0 gegen Borau sicher nicht mehr geben wird. Immerhin verfüge die LSG aber mit dem Waldstadion über eine attraktive Anlage und bis zu 50 Fans kämen sogar zum Seniorenfußball. Der Abteilungsleiter ist sich sicher, dass im zweiten Jahr "die Erfolge nicht in den Schoß fallen werden". Inzwischen gibt es zudem eine zweite Mannschaft in einer weiteren Staffel, "weil natürlich alle gern spielen wollen".