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Fußball Fußball: Nienburg ist der Meistermacher

Von HELMUT WITTE UND CARSTEN ROLOFF 08.07.2010, 16:50

NIENBURG/MZ. - In der Fußball-Landesliga Sachsen-Anhalts wurde die Saison 2009 / 2010 mit einer Neuheit in Angriff genommen. Denn die Anzahl der Staffeln wurde von drei auf zwei reduziert. In den Staffeln Nord und Süd gingen jeweils 18 Mannschaften an den Saisonstart. Mit dem SV 09 Staßfurt, dem Schönebecker SV, der TSG Calbe, dem Schönebecker SC und dem 1. FSV Nienburg wurden die fünf Teams aus dem Salzlandkreis in die Staffel Nord eingeteilt. Als Landesliga-Neulinge nahmen in dieser Staffel der Verbandligaabsteiger SV 09 Staßfurt sowie die Aufsteiger SG Handwerk Magdeburg, der Blankenburger FV, der 1. FC Nienburg und der FSV Barleben die Saison in Angriff.

Erster Spitzenreiter war der SV Stahl Thale. Das erwies sich aber nur als Strohfeuer. Aus ganz anderem Holz geschnitzt präsentierte sich der SV 09 Staßfurt, der ab Spieltag zwei die Tabellenführung übernahm und sich dann auch die inoffizielle Herbstmeisterschaft vor dem Magdeburger SV Börde und dem Schönebecker SC sichern konnte. Auch wenn die Rückrunde geprägt war von zahlreichen wetterbedingten Spielabsagen - demzufolge zeigte die Tabelle über weite Strecken ein schiefes Bild - ging es an der Tabellenspitze und auch im Kampf gegen den Abstieg sehr brisant zu.

Im Kampf um die Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die Verbandsliga entwickelte sich ein spannendes, aber auch brisantes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Salzlandteams aus Staßfurt und des Schönebecker SC. Diese beiden Kontrahenten hatten sich auf der Saisonzielgeraden von ihren Verfolgern mit einem satten Zehn-Punkte-Polster abgesetzt.

An den letzten beiden Spieltagen überschlugen sich dann die Ereignisse. Die Schönebecker, mit dem weitaus besseren Torkonto gegenüber Staßfurt, leisteten sich beim als Absteiger feststehenden 1. FSV Nienburg am vorletzten Spieltag eine Niederlage. Der SV 09 Staßfurt kam am gleichen Spieltag bei der Oberliga-Reserve von Germania Halberstadt über ein mageres 2:2 nicht hinaus. Das reichte aber, die zwei Spieltage zuvor verlorene Tabellenführung mit einem Punkt mehr wieder zurückzuerobern.

Als dann am letzten Spieltag die Schönebecker beim FSV Barleben deutlich in Führung lagen und sich in der Partie der Staßfurter gegen Blau-Weiß Gerwisch ein Unentschieden andeutete, war für die Schönebecker die Meisterschaft schon zum Greifen nahe. Aber es sollte anders kommen. Denn in der Schlussminute nahm sich der Staßfurter Christian Wegener, der in der kommenden Saison bei Askania Bernburg spielen wird, ein Herz und donnerte den Ball aus gut 30 Metern zum umjubelten 2:1-Sieg ins Netz. Damit hatte das junge Staßfurter Team von Trainer René Schulze das an Spannung kaum zu übertreffende Herzschlagfinale für sich entschieden. "Wir haben mit jungen Spielern aus der Region auf uns aufmerksam gemacht. Auf das Erreichte können wir allesamt stolz sein", so 09-Geschäftsführer Dietmar Scholz.

Das Rennen gegen den Abstieg war demgegenüber weitaus weniger spannend. Mit dem Quedlinburger SV, dem FSV Barleben, dem 1. FSV Nienburg (viermal Platz 14 als beste Platzierung) und dem Blankenburger FV mussten vier der späteren Absteiger zeitig erkennen, dass für sie die Landesliga doch noch eine Nummer zu groß ist. Um den Platz des fünften Absteigers entbrannte dann noch ein brisanter Kampf. Verwickelt waren der Schönebecker SV, die TSG Calbe und der SSV Gardelegen. Während der Schönebecker SV und die TSG Calbe sich gerade so retten konnten, musste SSV Gardelegen dann als fünftes Teams in den sauren Apfel des Abstiegs beißen. Damit steigen von den fünf Aufsteigern vier postwendend wieder ab. Nur die SG Handwerk Magdeburg hat den Klassenerhalt geschafft.

SV 09 Staßfurt (A)

Die Staßfurter, die von den Experten im Vorfeld der Saison nicht zum engen Kreis der Meisterschaftsaspiranten gerechnet wurden, haben in der ersten Halbserie auf eigenem Platz fest eingeplante Punkte liegen gelassen. Das änderte sich nach der Winterpause. Denn nun blieben die Schützlinge von Trainer René Schulze im heimischen Stadion der Einheit ungeschlagen. Auch wenn die Staßfurter vom Verletzungspech nicht verschont blieben - die für die Langzeitverletzten Danny Tonn, Stefan Pingel, Tobias Witte, Felix Jesse, André Dörfler, Oliver Drachenberg, Marcel Mähnert oder Markus Petermann in die Bresche gesprungenen Akteure aus dem Anschlusskader machten ihre Sache sehr ordentlich.

Schönebecker SC

Die Schönebecker starteten auf einem Abstiegsplatz in die Saison. Doch sofort setzten sie zur Aufholjagd an. Für den Platz an der Sonne (31. und 32. Spieltag) sollte es aber erst in der zweiten Hälfte der Rückrunde reichen. Mit 89 Saisontreffern haben sich die Schützlinge von Trainer Christian Kehr als das mit Abstand treffsicherste Team der Staffel Nord präsentiert. Die Meisterschaft wurde nicht nur durch die Niederlage gegen den 1. FSV Nienburg verspielt, denn schon nach den beiden Heimpleiten gegen den Stadtrivalen vom Schönebecker SV und Eintracht Salzwedel rückte der Traum von der Meisterschaft eigentlich in weite Ferne.

TSG Calbe / Saale

Die TSG war bis in die Schlussphase der Saison mit sechs Nachholspielen im Hintertreffen. Erst mit einem gehörigen Kraftakt, wobei mehrere englische Wochen zu absolvieren waren, brachten die Schützlinge von Trainer Detlef Drachenberg am allerletzten Spieltag den Klassenerhalt unter Dach und Fach. Entscheidend für den Landesligaverbleib waren nicht zuletzt die Siege gegen die mitabstiegsbedrohten Teams aus Gardelegen und des Blankenburger FV.

1. FSV Nienburg (N)

Der Neuling, der im gesamten Saisonverlauf auf einem Abstiegsplatz zu finden war, konnte erst am fünften Spieltag seinen ersten Saisonerfolg landen. Am elften Spieltag folgte dann der zweite Dreier. Dieser wurde bei Eintracht Salzwedel eingefahren. Dies war zugleich der einzige Sieg auf des Gegners Platz. Mit nur 35 Saisontreffern haben die Nienburger die wenigsten Treffer aller Mannschaften der Staffel Nord erzielt. Auch in der Fair-Play-Wertung belegen sie den mit Abstand letzten Platz aller 18 Vertretungen. "Der Abstieg war gleich aus mehreren Gründen auf alle Fälle vermeidbar gewesen", meinte der Präsident des 1. FSV, Mario Thiele, der in erster Linie die Undiszipliniertheit in den eigenen Reihen anprangerte. "Wir haben uns vor allem in der Hinrunde zu viele Karten eingefangen. Außerdem habe ich auch phasenweise die nötige Einstellung insbesondere in den Abstiegsduellen vermisst. Das hat uns viele Zähler gekostet."

Während der 1. FSV gegen die Kellerkinder regelmäßig patzte, sorgte er gegen die Spitzenteams für Überraschungen. So trotzten die Nienburger dem Aufsteiger Staßfurt beim 0:0 einen Punkt ab, bezwangen daheim Eintracht Mechau mit 2:0 und spielten im Kampf um den Staffelsieg das Zünglein an der Waage, als sie im Salzland-Derby den Schönebecker SC mit 2:1 besiegten. In diesen Begegnungen hat das Team bewiesen, dass es in der Landesliga bestehen kann. "Doch in den Partien gegen die Mitkonkurrenten konnten wir an diese Leistungen nicht anknüpfen. Die Mannschaft wirkte gehemmt und agierte zu hektisch", sagt Thiele.

Doch vor allem die Ladehemmung im Angriff verdonnerte den Aufsteiger zum sofortigen Abstieg. Nur die beiden Stürmer Sebastian Trensinger und Tobias Donath strahlten Torgefahr aus. "Danach kam eine Weile gar nichts. Unser Mittelfeld blieb hinsichtlich der Offensive blass", legt der Präsident den Finger in die Wunde.

In der Landesklasse soll Trensinger nicht nur die Tore schießen, sondern gemeinsam mit Ingo Gorzinsky die Mannschaft trainieren. Sie treten die Nachfolge von Torsten Brinkmann an, der nach der 0:4-Heimpleite gegen Salzwedel entlassen wurde. "Wir mussten uns von ihm trennen, obwohl Brinkmann der beste Coach war, den wir je in Nienburg hatten. Es stand nicht fest, ob er nach dem Abstieg bei uns bleibt. Deswegen haben wir den Neuanfang gewagt", begründete Thiele die Trennung vom Coach, der ab der Saison 2010 / 11 die Reserve des TV Askania Bernburg betreut.

Trensinger und Gorzinsky treten auch wegen der Abgänge von Jan Thiele (Baalberge), Marcel Schulze (Schwarz-Gelb Bernburg), Tobias Donath (TV Askania Bernburg) und Sebastian Burchardt (Eintracht Salzwedel) ein schweres Erbe an. "Uns haben vor drei Jahren 13 Kicker verlassen. Diesmal ist es nur ein Quartett. Bitter ist jedoch, dass wir in den letzten drei Jahren fünf Eigengewächse verloren habe. Da spreche ich nicht von Jan Reichel oder Stephan Duscha", so der Nienburger Präsident. Toni Adam (Staßfurt), Thomas Duscha (Askania), Denis Neumeister (Calbe), Benjamin Stahn und Marcus Hechler (beide Schwarz-Gelb Bernburg) haben sich teilweise auch in höherklassigen Vereinen durchgebissen.

Schönebecker SV 1861

Der Schönebecker SV musste lange um den Klassenerhalt zittern. Vor allem zu Hause wurden zu viele Punkte abgegeben. Nur die Absteiger Quedlinburg, Barleben und Blankenburg holten auf eigenem Platz weniger Punkte. Auswärts war das Team dagegen effektiver. 18 Tore reichten immerhin für 20 Zähler. Bester Torschütze bei den Elbestädtern war Thomas Hellige (11).