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Fußball Fußball: Fenger schließt Rückkehr nicht aus

01.02.2008, 19:34

Kemberg/MZ. - Die Ungewissheit wurde immer größer, bis vergangene Woche zumindest eines klar wurde: Fenger wird sich nicht beim FC Sachsen engagieren. Kann sich jetzt wieder Dessau 05 neue Hoffnungen machen? Mit dem 41-jährigen Fenger sprach Frank Harnack.

Retter des FC Sachsen, Sponsor und Vorstandsmitglied von Dessau 05 - was macht Torsten Fenger denn nun wirklich?

Fenger: Wie schon bekannt wurde, steige ich nicht beim FC Sachsen Leipzig ein. Nach sechswöchiger Sichtung aller Unterlagen, vor allem der Zahlen, wurde mir angesichts von 1,3 Millionen Euro Schulden abgeraten, mich dort zu engagieren. Es ging übrigens auch nicht um 300 000 Euro oder gar 500 000 Euro, die ich dort investieren wollte, sondern um 100 000 Euro. Um mehr nicht.

Wie sah bisher Ihr Engagement für Dessau 05 aus?

Fenger: Die Oberliga-Saison 2006 / 2007 habe ich zusammen mit Partnern, die ich mit ins Boot geholt habe, und zwei Vorstandsmitgliedern allein gestemmt. Das war eine sechsstellige Summe. Letztendlich stellte sich aber der angestrebte Effekt nicht ein, wir konnten die Liga nicht halten. Es ging auch der Spaß verloren, weil sich alle anderen bei 05 auf dem Wohlfühlpaket von Fenger ausgeruht haben.

Was meinen Sie damit?

Fenger: Es war immer Geld da, die Rechnungen wurden bezahlt. Man konnte fremdes Geld ausgeben. Das erste Problem dabei aber war, dass sich keiner mehr wirklich um weitere Sponsoren gekümmert hat. Das wäre aber nötig gewesen.

Und das zweite Problem?

Fenger: Das zweite Fiasko war, dass ich zwar den Oberbürgermeister-Wahlkampf von Klemens Koschig finanziell unterstützt habe, dies aber unter der Maßgabe tat, dass Koschig bei seiner Wahl zum Oberbürgermeister mehr für 05 tut. Daraufhin gab es eine klare Zusage. Als dann 05-Präsident Hans-Werner Pohl im September bei Koschig um einen Termin in Sachen Dessau 05 bat, erhielt er auch einen. Für März 2008. Das empfinde ich als absolute Frechheit.

Sind Sie der Meinung, dass höherklassiger Fußball seitens der Politik in Dessau-Roßlau nicht gewünscht ist?

Fenger: Man braucht sich doch nur einmal ansehen, wie viele Kinder allein durch den Fußball eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung in Dessau-Roßlau haben und nicht auf der Straße rumlungern. Und dann betrachtet man, wie einerseits die Kultur mit Millionen von Euro großzügig gefördert und andererseits der Sport in der Stadt mit ein paar tausend Euro abgespeist werden. Dessau 05 bekam für die Oberligasaison 10 000 Euro von der Stadt, einfach nur lächerlich. Zum Vergleich: Leipzig pumpt 650 000 Euro in den FC Sachsen. Und das ist nur ein Verein in der Messestadt. Da muss man annehmen, dass in Dessau-Roßlau überhaupt kein Sport gewollt ist.

Übersehen Sie mit dieser Aussage nicht die zahlreichen großen Sportveranstaltungen, die in Dessau-Roßlau stattfinden?

Fenger: Ralph Hirsch tut wirklich alles, kämpft mit seinen Möglichkeiten. Ihm ist es zu verdanken, dass noch ein Hauch davon da ist, was man als Sportstadt Dessau bezeichnen kann.

Sie glauben also nicht, dass in Dessau-Roßlau höherklassiger Fußball noch einmal möglich ist?

Fenger: Sehen Sie, Dessau 05 braucht für den Gesamtverein einen Etat von 350 000 Euro. Von der Stadt kamen in der Oberligasaison 10 000 Euro Förderung und 12 000 Euro Zuschuss für die Betriebskosten. Der Rest muss vor allem über Sponsoren abgesichert werden. Wie soll das in dieser Region denn gehen? Da müssen sich die Politiker die Frage gefallen lassen, ob in Dessau-Roßlau nur noch Theater gewünscht ist. Wenn die Stadt bereit ist, 100 000 bis 150 000 Euro zu geben, wäre höherklassiger Fußball möglich.

Dessau 05 hat zwei Mal vergeblich Anlauf genommen, sich in der Oberliga zu etablieren. Was ist beim letzten Versuch schief gegangen? Wo lagen aus Ihrer Sicht die entscheidenden Fehler?

Fenger: Die Mannschaft war personell nicht reif für die Oberliga, der Aufstieg kam zu zeitig. Es sah ja zwischendurch sehr gut aus, Tabellenzweiter, dann lange lange Sechster. Doch der Truppe ging die Luft aus. Verletzungen ließen den Kader schrumpfen, der dann den Anforderungen nicht mehr gewachsen war. Dann kamen noch die vermittelten Spielerflops des sportlichen Leiters Randolf Neumann in der Winterpause hinzu.

Waren Sie von der Zuschauerresonanz enttäuscht?

Fenger: Natürlich. Dass die Zuschauer wegblieben, war schon enttäuschend. Wobei ich noch einmal betone, dass die Mannschaft auf Wunsch der Spieler und Trainer Dieter Hausdörfer im Greifzu-Stadion spielte. Der Vorstand ist ja immer beschuldigt worden, dass er den Umzug veranlasst habe. Das stimmt so nicht.

Was muss denn Dessau 05 Ihrer Meinung nach tun, um für die Zukunft gewappnet zu sein?

Fenger: Eine optimale Jugendarbeit leisten, dabei auch über den Tellerrand hinaus blicken und junge Spieler holen. Das ist auch das Einzige, was Dessau 05 finanziell leisten kann. Wichtig ist auch, dass im organisatorischen Bereich deutlich professioneller gearbeitet wird, und Gelder nicht wieder fehlinvestiert werden. Das ist notwendig, wenn man irgendwann wieder Oberliga spielen will. Denn diese Liga ist weder Fisch noch Fleisch. Man hat kaum zusätzliche Einnahmen aus TV-Geldern oder vom DFB, aber Spieler, die schon nicht mehr arbeiten gehen wollen.

Welche Liga ist denn realistisch für Dessau 05?

Fenger: Momentan die, in der der Verein jetzt spielt. Von den Möglichkeiten her ginge es aber höher. Das hat Damian Halata mal gesagt, der ja nun schon viel rumgekommen ist, als er das Stadion, den Schillerpark mit Kunstrasenplatz und die Jugendarbeit gesehen hat.

Wie sieht Ihre derzeitige Unterstützung für Dessau 05 aus?

Fenger: Ich bezahle den hauptamtlicher Geschäftsführer Bernd Geipel, und zwar komplett mit allen Nebenkosten. Bis 31.12. 2007 hatte ich auch die Buchführung übernommen. Da galt es viel aufzuholen, weil jahrelang in diesem Bereich nichts getan wurde. Alle anderen Aktivitäten hatte ich, wie angekündigt, nach der Oberliga-Saison eingestellt.

Sind Sie mit der Arbeit von Geschäftsführer Geipel zufrieden?

Fenger: Ja bin ich, und einige meine Mitstreiter auch. Ich weiß, dass andere die Arbeit von Geipel anders bewerten. Diese Leute würden sich aber wundern, wenn er ab morgen nicht mehr da wäre.

Können Sie bestätigen, dass Dessau 05 derzeit Außenstände im fünfstelligen Bereich hat?

Fenger: Das kann gut sein. Wenn sind diese aber erst nach der Oberliga-Saison angehäuft worden. Im Sommer 2007 war Dessau 05 schuldenfrei. Das hatte ich vorher zugesichert.

Wie sieht die Zukunft von Torsten Fenger bei Dessau 05 aus?

Fenger: Ich warte jetzt erst einmal die Präsidentenwahlen ab, dann entscheide ich. Es müssen die richtige Köpfe gewählt werden.

Werden Sie selbst Mitglied des Präsidiums bleiben? Wollen Sie selbst Präsident werden?

Fenger: Nein. Für den Vorstand würde ich gern kandidieren. Wenn man mich dort will. Dann kann ich auch immer mit guten Ratschlägen dienen, so wie derzeit einige andere Vorstandsmitglieder.

Angenommen es werden die richtigen Köpfe, wie Sie es sagen, gewählt, währe dann eine Rückkehr von Torsten Fenger als direkt zahlender Sponsor denkbar?

Fenger: Ja, wäre es. Aber es muss bezahlbar sein. Alles Weitere wird man dann sehen. Glauben Sie mir, ich habe keine Interesse daran, dass Dessau 05 von der Fußball-Landkarte verschwindet.