Fußball Fußball: Eschke blieb Motor stets treu
Dessau/MZ. - Fortan gehörte Eschke zu den verlässlichsten Spielern, wenn ihn nicht gerade Verletzungen zum Pausieren zwangen. Er war kein technisch überragender Kicker, aber enorm kampfstark, schnell und auf vielen Positionen einsetzbar. Doch der Anfang gestaltete sich auch für den Allrounder nicht einfach. "Ich hatte es schwer, mich gegen Hans Höhne durchzusetzen. Bin dann von der Mitte auf die linke Position in der Abwehr ausgewichen", erzählt er. Sein Teamkollege Höhne habe oft auf der Linie gerettet, spektakulär versteht sich. "Warum er vorher nicht an seinem Mann war, das hat keiner mehr gefragt", erinnert sich Eschke mit einem Augenzwinkern.
In guter Erinnerung hat er auch noch das Freundschaftsspiel gegen Hannover 96 am 13. April 1952 im heimischen Schillerpark.
"Die schnellen Außenstürmer und der Zweizenter-Mann Erich Loth als Tank bissen bei der intakten Motor-Deckung meist auf Granit. Allen voran ist Eschke zu nennen, der sich bis zu seiner Verletzung in der 60. Minute in blendender Verfassung vorstellte", hieß es damals in der Presse. Diese Bewertung schmälert auch nicht, dass es ausgerechnet Eschkes Gegenspieler Heinrich Mokroß gewesen war, der für das einzige Tor des Tages und für den Erfolg der Gäste aus Hannover gesorgt hatte.
Im Sommer 1952 erholte sich die Mannschaft nach der strapazenreichen Saison (12. Platz) gemeinsam in Binz. Als sie dann von der Ostsee zurückkam, übernahm mit Willi Braun ein bis dahin völlig Unbekannter das Training im Schillerpark. Für Eschke währte diese Zeit indes nur kurz. Er wurde am 2. Oktober 1952 in der Uniklinik in Magdeburg am Meniskus operiert, brachte es so in der Saison 1952 / 53 nur auf sieben Einsätze. Vom neuen Trainer spricht er indes heute noch mit Hochachtung. "Braun hat viel verlangt, er ging auf jeden Spieler persönlich ein und hat mir am meisten beigebracht", sagt er.
Nach dem Weggang von Braun im Februar 1953 verlassen zum Saisonende etliche Spieler Dessau. So gehen unter anderem Hans-Theo Dose und Horst Krämer zu Motor Hennigsdorf. Auch Eschke, was nur wenigen bekannt sein dürfte, hatte die Absicht, nach Hennigsdorf zu wechseln. Er sprach dort vor, entschied nach seiner Rückkehr jedoch, in Dessau zu bleiben. "Meine Frau und die Schwiegermutter waren dagegen. Ich wollte aber nur mit Familie gehen."
Über Dose, dessen Bruder in Westberlin lebte, kam dann im Juni 1953 ein Kontakt mit Ex-Trainer Braun zustande. "Wir sollten am 21. Juni 1953 über Berlin nach Ulm zu Braun kommen. Die Flugtickets lagen bereit. Bloß nach den Ereignissen vom 17. Juni 1953 gab es Fahrkarten nach Berlin nur noch mit einer Bescheinigung des Betriebes, die wir natürlich nicht hatten. Dose und ich sollten beide eine Anstellung in der Stadtverwaltung erhalten und dann für Ulm spielen. Außerdem waren 4 000 Mark pro Spieler für die Wohnungseinrichtung usw. versprochen", erinnert sich Eschke an turbulente Zeiten und ein attraktives Angebot.
Eschke blieb also in Dessau, überstand auch die Zeit ab August 1953 unter dem von ihm wenig geschätzten Trainer Walter Fritzsch und brachte es in der Saison 1953 / 54 auf immerhin 27 Einsätze. 1961 nahm er dann Abschied von Motor, wurde später erfolgreicher Trainer bei Lok Dessau.
In der "Kupplung", der Waggonbau-Betriebszeitung, hieß es damals: "Mehr als zehn Jahre teilte Erich Eschke Freud und Leid mit Motor Dessau. Große Oberliga-, weniger angenehme Erste-, dann Zweite-Liga-Zeiten, all diese Höhen und Tiefen erlebte er. Eine erneut notwendige Knieoperation zwingt ihn zum Rücktritt vom Leistungssport. Eigenwillig, doch mit großer Treue, viel Ehrgeiz und vorbildlichem Einsatz, so wird er allen Fußballfans in Erinnerung bleiben."
Am 5. Januar wird Erich Eschke seinen 80. Geburtstag mit vielen Freunden und Weggefährten feiern. Dann werden sie wieder lebendig, die erfolgreichsten Zeiten des Dessauer Fußballs. An denen auch Erich Eschke ein Stück mitgeschrieben hat.