Fußball Fußball: Der Kapitän geht von Bord
Sandersdorf/MZ. - Im nächsten Jahr hätte der gebürtige Berliner, sieht man von seinem Halbjahresgastspiel beim FC Grün-Weiß Wolfen einmal ab, zehnjähriges Jubiläum in Sachsen-Anhalts höchster Spielklasse gehabt. Dazu aber kommt es nun nicht mehr. Mit knapp 36 Jahren hängt der Mann, der sowohl in Wolfen als auch zuletzt bei Union Sandersdorf die Kapitänsbinde trug, die aktiven Töppen an den Nagel.
Studium in Leipzig
Das Studium der Sportwissenschaften führte Marganus nach der Wende an die Leipziger Uni und nach erfolgreichem Abschluss 1995 wieder in die Heimat Berlin, wo er im Alter von sieben Jahren seinen fußballerischen Werdegang begonnen hatte. "Meine Studienkontakte mit Blickrichtung Fußball jedoch blieben bestehen", so Marganus. Im Berliner Stadtteil Lichtenberg bei der BSG Motor Ost fing alles an. Schon kurz darauf in der damaligen Knabenklasse zog es ihn zur BSG Brandenburger Tor. Beide Vereine nutzten kurioserweise zu Trainings- und Wettkampfbetrieb die gleiche Spielstätte. "Mit welchen späteren Fußballgrößen ich dann ab meinem dreizehnten Lebensjahr zusammen gespielt und trainiert habe, war mir zu dieser Zeit logischerweise noch nicht bewusst", erinnert sich der heutige Wahl-Bitterfelder mit ein wenig Stolz gern zurück.
Beinlich im Team
Zum damals legendären BFC-Dynamo gewechselt, kickte er fortan gemeinsam mit den späteren Profis Stefan Beinlich (Leverkusen, Hertha), Angelo Vier (Werder) oder Christian Beeck (Union, Cottbus). Im Wendejahr 1989 zur BSG Bergmann-Borsig gegangen, errang "Maggi", so kennt ihn die Fußballszene im Landkreis, zusammen mit dem aus Verletzungsgründen vom BFC degradierten Beinlich den sechsten Platz in der damals zweithöchsten Jugendspielklasse der DDR. Sein erster Arbeitsvertrag war ein Profivertrag, den er nach der politischen Wende bei Bergmann-Borsig in der DDR-Liga unterschrieb. Dieser sollte ihm wenig Glück bringen. Nach knapp drei Monaten warf er die Brocken hin, ging nach Leipzig an die Uni. Erst nach dem Studium lockte ihn bei Lichtenberg 47 der aktive Berliner Fußball wieder. Mit den F- und D-Junioren übernahm der damals 24-Jährige erstmalig ein Traineramt, war mit Geschäftsstellenleitung, Fußball-Arbeitsgemeinschaft an Schulen, Nachwuchsarbeit und eigenem Training mehr als gut ausgelastet. Wer Jörg Marganus kennt, weiß genau, dass er nicht auf halbe Sachen steht.
Auch privat glücklich
Alte Kontakte über den ehemaligen Dortmunder Champions-Leaque Sieger Rene Tretschok und Ulf Saborofski, dem Leiter der Tretschok-Fußballschule in Wolfen, spülten ihn wieder Richtung Sachsen-Anhalt, wo er in Wolfen sowohl beruflich als auch fußballerisch schnell Fuß fasste. Es sollte spätestens nach dem Kennenlernen seiner heutigen Ehefrau Anke ein Ortswechsel auf Lebenszeit werden. Ein spätes Glück wurde es auch für seinen heutigen Verein Union Sandersdorf. Nach einigen Differenzen bei Grün-Weiß zog es ihn zur Verbandsligakonkurrenz in den Nachbarort. Neben der Arbeit auf der Sandersdorfer Geschäftsstelle und dem Kapitänsamt sammelte der nunmehrige Sachsen-Anhalter Titel um Titel in seiner beispiellosen Nachwuchsarbeit mit Union. Im Jahr nach seinem Wechsel stand mit dem 92er Jahrgang sofort die Kreismeisterschaft, der Kreispokalsieg sowie der Hallenkreismeistertitel auf der Erfolgsliste des Trainers. Mit seinen jetzigen F-Junioren sieht das nur unwesentlich anders aus. Das Traineramt des positiv Fußballverrückten wird ihm und seinem Verein Union Sandersdorf in Zukunft im Gegensatz zum aktiven Sport erhalten bleiben. Körperlich noch voll auf der Höhe entschied sich der Ex-Kapitän, er hat mittlerweile auch beruflich sein Fundament gesetzt, nur noch für Union Sandersdorfs Altherren-Elf aufzulaufen, für deren dritte Halbzeit er jedoch trainingstechnisch zulegen muss. Doch einem wie Jörg Marganus dürfte auch das irgendwann gelingen.