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Fußball Fußball: Aus grün-weißem Gewand ist ein rot-weißes geworden

Von HOLGER BÄR 02.08.2010, 18:59

THALHEIM/MZ. - Die Zeiten haben nun ein Ende. "Die Tür in punkto Gespräch stand von meiner Seite aus lange offen. Doch selbst als vermeintlicher Insider sucht man im Jahnstadion zur Zeit vergeblich nach einem Ansprechpartner, der sich für gewisse Dinge auch verantwortlich fühlt", so der Mann, der in den kommenden Tagen 39 Jahre wird. "Bei Grün-Weiß redet man vom Leuchtturm der Region, und hat zur Zeit nicht mal ein Streichholz, um sich eine Zigarette anzuzünden." Block kommt ins Reden, wenn er an die Zeiten zurück denkt, die er mit seinem Verein alle durchleben durfte. "Also los war hier eigentlich immer etwas." Ralf Kalisch und Horst Bunzel stellten einst die Kontakte her, holten den jungen Spund vom Halleschen FC 1989 zum damaligen Bezirksligisten Chemie Wolfen. "Ralf Wanderer und Thomas Arendt hüteten zu jener Zeit das Tor der Chemiker. Arendt sollte zur Armee, und ich sah meine Chance", lacht der einstige Klassekeeper. Denn die Wende nahte und alles kam anders.

Arendt brauchte nun nicht mehr zum Wehrdienst und Block stand im dritten Glied. Doch der Mann, der bei der BSG Empor Oberröblingen mit dem Fußballspielen anfing und später durch die Kreisauswahl bei MK Sangerhausen anheuerte, blieb im Training dran. "Ralle Wanderer bekam irgendwann gegen Merseburg sieben Stück ins Netz. Die Woche darauf durfte ich dann gegen Schönebeck in den Kasten." Das war 1991, und das knapp 20 Jahre alte 1,90 m groß gewachsene Talent gab den Platz im Wolfener Tor über fast zwei Jahrzehnte nicht wieder Preis. "Es kamen über die Jahre viele Angebote. Doch nach dem Kennenlernen meiner Frau Diana und unserem ersten von vier Söhnen wusste ich, dass ich mein Geld nicht mit Fußball verdienen werde. Bodenständigkeit war mir immer wichtig", so Block.

Nach der Wende, ORWO als Trägerbetrieb war kaputt und Wolfen suchte neue Ufer, stand irgendwann mit Jürgen Vogel aus dem Rheinland ein neuer Mäzen auf der Türschwelle. "Das waren fette und verrückte Jahre, welche aber fast im Ruin des Wolfener Fußballs endeten. Nichts ging groß genug. Man holte Typen wie Matthias Liebers, eines der Aushängeschilder des einstigen DDR-Fußballs. Der war aber lange über seinen Zenit hinaus", so Block, der bei diesen Gedanken noch heute mit dem Kopf schüttelt. "Wir haben bis heute so einiges in Wolfen miterlebt." Auf die Frage nach dem größten Erfolg muss der Schlacks aber lange überlegen. "So groß waren die nicht. Ich bin stolz, als Aktiver nie abgestiegen zu sein und war wohl gefühlte 25 Mal Zweiter in der Verbandsliga. Klar war der Oberligaaufstieg zuletzt dann etwas besonderes."

Es ist knappe zwei Jahre her und doch ist bereits wieder eine Menge passiert. "Was momentan in dem Verein läuft, der logischerweise immer mein Verein bleiben wird, spottet jeder Beschreibung. Man hat aus dem Oberligajahr keine Lehren gezogen und beraubt sich wohl derzeit jeglicher Identifikation hier im Landkreis", zeigt sich der Neu-Thalheimer sehr enttäuscht von dem, was momentan abläuft. "Allein die Degradierung von Andreas Mieth am Samstag, ein Mann, der zehn Jahre die Knochen hinhielt, bestätigt mein eigenes Handeln." In einem Gespräch mit Michael Barth kam es für Block zu keiner klaren Antwort über die neuen Strukturen um den jetzigen Trainer Alexander Janke. "Es konnte mir auch kein anderer erklären", zeigt sich Block enttäuscht.

Daraufhin gab der eigentliche Ur-Wolfener nach. Zuvor geführten positiven Gesprächen folgte er dem Thalheimer Ruf. "Mit Ronald Lochmann und Heiko Schröder beraten wir alles im Team, so wie ich es gewohnt bin." Der 38-Jährige sieht gleichsam Potenzial im Team der Rot-Weißen: "Alle sind willig, und infrastrukturell hat Thalheim ja ohnehin Verbandsliganiveau." Gute Aussichten also für einen, der neben Sport sehr auf Familie setzt. "Es sind ja keine schlechten, halt nur etwas bekloppte Zeiten", lacht der Mann mit dem nun rot-weißen Shirt.