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Freiheit Freiheit: Flugsimulatoren machen Spieler zu Piloten

Von Thilo Mischke 07.11.2006, 11:07

Gießen/Heidelberg/dpa. - «Das war schwer!»,sagt der 26-Jährige - der kein Pilot ist, sondern in Gießen Biologiestudiert. Die Maschinen steuert er am PC - mit einem Flugsimulator.

«Meine große Leidenschaft ist das Fliegen», sagt Scheffter. Leiderreiche das Budget nur für wenige «echte» Flüge. Und wenn schonvirtuell, dann soll es immerhin professionell sein. Für Scheffterheißt das: Flugpläne studieren, die Wetterdaten aus dem Internet mitdem Flugsimulator abgleichen und eben fliegen wie die Profis -manchmal 30 Minuten, manchmal aber auch 8 Stunden am Stück.

Platzhirsch in der Szene der virtuellen Flieger ist Microsoft.Seit 1981 bringt das Unternehmen regelmäßig neue Versionen desschlicht «Flugsimulator» genannten Programms auf den Markt. Jüngstist Ausgabe Nummer zehn - «X» - erschienen, je nach Ausführung zuPreisen zwischen etwa 70 und 90 Euro.

Von Anfang an stand beim «Flugsimulator» eine enorme Zahl anMaschinen und ansteuerbaren Flugzeugen zur Auswahl. Inzwischen wurdenicht weniger als die gesamte Erde digitalisiert: Wer am Bildschirmetwa über die britischen Inseln fliegt, sieht deutlich deren Umrisse.

Die einzige Alternative zum Microsoft-Spiel ist «X-Plane». Das Programm für rund 40 Euro wird in Deutschland vom UnternehmenApplication Systems aus Heidelberg vertrieben. Es wartet ebenfallsmit jeder Menge Flugzeuge und -häfen und einer digitalisierten Weltauf. Hinzu kommt, dass es auch Mac-Nutzern Flüge ermöglicht.

Scott Andersen ist Pilot und Entwickler des «Flugsimulator X».«Etwa 80 Prozent der Nutzer Simulators sind normale Spieler.» Dieübrigen 20 Prozent sind Leute wie Robert: Freaks. Vor allem für siehat Andersen in die jüngste Version 50 spezielle Missionen eingebaut:von Hubschrauberrettungsflügen bis zu simulierten Triebwerksschäden.

Noch mehr Spaß können echte Fans haben, wenn sie ihren PC mitausgeklügelter Peripherie kombinieren - an den Rechner anschließbareGeräte, die den echten Vorbildern nachempfunden werden. Auf solcheImitate hat sich das Unternehmen Itra aus Berlin spezialisiert.

«Wer mag, kann sich von uns ein komplettes Airbus-320-Cockpit fürsein Wohnzimmer bauen lassen», sagt Geschäftsführer Lutz Ehricht übersein ausgefallenstes Produkt - das allerdings bis zu 50 000 Eurokostet. Mit knapp 1000 Euro deutlich billiger ist «Navstack» - «einGerät zur Einstellung der Radiofrequenzen und des Autopiloten.»

Für «X-Plane» gibt es solche Apparate nicht. Dafür setzen dieHersteller umso mehr auf eine realistische Darstellung: «"X-Plane"ist so realitätsgetreu, dass der Simulator in den USA von der FederalAviation Administration für das Pilotentraining zugelassen ist», sagtSven Kopacz von Application Systems. Diese Behörde ist für dieSicherheit im Flugverkehr über den Vereinigten Staaten zuständig.

Robert Scheffter betrachtet sein Hobby bei aller Begeisterungweniger als Training - ihm geht es vor allem um Freiheit über dendigitalen Wolken. Andere schalten zum Entspannen den Fernseher ein,sagt der Biologiestudent. «Ich fliege dann einfach über dieInselparadiese im Südpazifik.»