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Free-Fight-Championship Free-Fight-Championship: «Ich hätte gern länger gekämpft»

Von STEFAN SCHRÖTER 28.07.2009, 15:02

KÖTHEN/MZ. - Der Trainer verweilt mit seinem Schützling im Kabinengang und wartet darauf, dass die Musik abgespielt wird. Lange Sekunden vergehen, bis endlich die Technik diesem Verlangen gerecht geworden ist. Jetzt gehen sie raus in den Ring, der mitten in der Heinz-Fricke-Halle aufgebaut wurde. Das Licht geht an, der Ring wird hell erleuchtet, und auch die zu hunderten zur Free-Fight-Championship (FFC) angereisten Zuschauer werden erkennbar.

26 Kämpfer duellieren sich an diesem Sonntagabend in 13 Kämpfen und unterschiedlichen Kategorien: Boxen, K 1 (eine Erweiterung des Kickboxens) und eben dem Free-Fight.

Organisator und Kämpfer Marko Zschörner macht dabei den Auftakt in der Free-Fight-Kategorie und gewinnt bereits nach wenigen Sekunden, weil sein Gegner unglücklich mit dem Rücken in den Seilen landete. "Das war kein richtiger Sieg, ich hätte gern länger gekämpft", berichtete Zschörner im Anschluss. So blieb ihm mehr Energie, um seine neun noch folgenden Schützlinge des "Bushido Free-Fight-Teams" (BFFT) zu betreuen und zu motivieren. Am Ende des Abends standen für das BFF-Team sieben Siege und drei Niederlagen auf dem Konto. Dabei genoss der 38 Jahre alte und 118 Kilo schwere Köthener und sein ganzes Team einen deutlich hörbaren Heimvorteil.

Doch das Publikum honorierte auch im Allgemeinen gute Szenen der Kämpfe sowie äußert intensive Schlagabtausche. Stimmen, die meinen, dies sei ein brutaler Sport, hält Zschörner entgegen, dass sie sich "selten mit dem Sport auseinander gesetzt" haben. Für ihn ist es wie "Schach spielen auf eine andere Art".

Nachdem Zschörner Sieg und Pokal aus dem Ring getragen hat, kommt es in der Köthener Heinz-Fricke-Halle laut Ringsprecher zur Premiere: Zwei Frauen stehen sich in der Kategorie K 1 gegenüber und schenken sich nichts. "Ich fand das nicht so toll und bin nicht für so etwas", fand Jacqueline Dannemann aus Dessau, die zum ersten Mal einen Free-Fight miterlebt.

Solche Stimmen sind der Siegerin des Frauenkampfes allerdings egal: "Ich mache das, weil es mir Spaß macht", berichtet Jana Lorenz aus dem Stall "Shuri Plauen", die sich trotz ihres Hobbys nicht weniger als Frau fühlt. Nach ihrem Erfolg mischt sie sich unters Publikum und verfolgt die Kämpfe ihrer männlichen Kollegen.

In der härtesten Form des Free-Fight, der korrekterweise als "Mixed-Martial Arts" bezeichnet wird, betreten die Kämpfer anstatt eines Rings einen Käfig. Dass es diesen Käfig beim Köthener Wettstreit nicht gegeben hat, bedauern einige Zuschauer. Doch für Frank Höppner wäre das etwas zu viel: "Das ist die brutalste Form und muss ja nicht unbedingt sein. Für Köthen", findet der 46-Jährige, der in dieser Stadt lebt, "ist es okay, dass es keinen Käfig gibt."

Der letzte Sieger des Abends heißt Marko Bilsing (BFFT). Weil es jedoch zum wiederholten Male vorkam, dass auch er den Sieg frühzeitig davon trug, da sein Gegenüber sich an der Schulter verletzte, verließen einige Zuschauer schnellen Schrittes die Halle.

"So etwas passiert halt. Im Autorennen kann man auch in der ersten Kurve rausfliegen", weiß Organisator Marko Zschörner zu berichten, der sich nun, nachdem die Hallenbeleuchtung ausgeschaltet ist und die Zuschauer nach Hause fahren, mit einem Bier in der Hand in Richtung Kabinen aufmacht - ganz ohne Musik.