Formel 1 Formel 1: Strategiefehler und Patzer kosten Schumacher Punkte

Istanbul/dpa. - Der siebenmaligeFormel-1-Weltmeister büßte beim Großen Preis der Türkei durch einespäte Abfertigung beim parallelen Boxenstopp mit seinem TeamkollegenFelipe Massa während einer Safety-Car-Phase den sicheren zweitenPlatz ein. «Die gute Nachricht für das Team ist, dass einer dasWochenende rettete, obwohl es der andere vergeigt hat», lobteSchumacher selbstkritisch den erstmals siegenden Massa.
Massas Grand-Prix-Triumph am Sonntag vor 70 000 Zuschauern im«Istanbul Park» und die erstmalige Führung in derKonstrukteurswertung waren angesichts dieses herben Rückschlags nurein schwacher Trost für die Scuderia. Renault-Rivale Alonso bautedurch seinen geschenkten zweiten Rang seinen WM-Vorsprung weiter aus.«Das ist wie ein Sieg für uns», jubelte Renault-Teamchef FlavioBriatore.
Nach 14 von 18 Saisonläufen führt Alonso die Fahrer-WM (108Punkte) mit zwölf Zählern vor Schumacher (96) an. Der 37 Jahre alteKerpener kann damit den Spanier beim prestigeträchtigen Ferrari-Heimrennen in 14 Tagen in Monza, bei dem auch das Geheimnis um seineGrand-Prix-Zukunft gelüftet werden soll, nicht überholen. Massafestigte seinen dritten Gesamtplatz (62).
Der Brasilianer gewann das spannende Hitzerennen auf dem 5,338Kilometer langen Kurs in 1:28:51,082 Stunden. «Fantastisch,zauberhaft», jubelte der 25 Jahre alte Massa über sein perfektesWochenende mit Pole-Position und Grand-Prix-Gewinn. «Ich habe fürdiesen Augenblick so geschuftet. Ein Traum ist wahr geworden.»Schumacher lobte seinen Assistenten: «Ein toller Job von Felipe, derkeinen Fehler gemacht hat.»
Der 5,575 Sekunden zurückliegende Titelverteidiger Alonso bewies,dass Renault auch ohne Schwingungsdämpfer, dessen Verbot unmittelbarvor dem Türkei-Rennen für viel Wirbel sorgte, konkurrenzfähig ist.Schumacher, der in der spannenden Schlussphase den Spanier wildattackierte, wies nach 309,356 Kilometer nur 81 tausendstel SekundenRückstand auf Alonso auf.
«In Kurve 8 habe ich die Zeit verloren, die ich nicht mehraufholen konnte», stufte Schumacher seinen Fahrfehler für dieNiederlage als ebenso ausschlaggebend wie den verpatzten Boxenstoppein. Für den davon profitierenden Alonso war «Michaels Problem dieSchlüsselszene». Mit der Safety-Car-Phase zuvor habe er zudem Glückgehabt. Brawn kritisierte Schumacher wegen des Ausritts: «Das warnicht sehr hilfreich.» Der Technik-Direktor wies aber auch daraufhin, dass das Safety-Car für Ferrari zum falschen Zeitpunktausgerückt sei. «Schade, wir waren eindeutig schneller. Aber wirkonnten unsere Piloten nicht gleichzeitig an der Box abfertigen.»
Ralf Schumacher lieferte eine gute Vorstellung: Der Toyota-Pilotaus Kerpen arbeitete sich trotz eines nicht selbst verschuldetenStartunfalls vom 15. auf den 7. Rang vor und holte so zwei WM-Punkte.Nick Heidfeld (Mönchengladbach) reichte es im BMW-Sauber nur zum 14.Platz. Nico Rosberg musste seinen Williams-Cosworth in der 26. von 58Runden wegen eines Motorproblems abstellen. Der 21 Jahre alteWiesbadener fiel damit zum dritten Mal hintereinander aus.
Unter keinem besonders gute Stern stand das Jubiläum für McLaren-Mercedes. Der Spanier Pedro de la Rosa holte im 200. Grand Prix desenglisch-schwäbischen Teams als Fünfter wenigstens Punkte. KimiRäikkönen schied dagegen bereits in der dritten Runde nach einemtechnisch bedingten spektakulären Abflug aus.
Das Spitzentrio Massa, Michael Schumacher und Alonso überstand denvon einem Crash überschatteten Start schadlos. Heidfeld und RalfSchumacher mussten dagegen gleich nach der ersten Runde wegen Schädenan ihren Rennwagen zur Reparatur an die Box.
Massa nutzte seine erste Pole-Position und fuhr einen Vorsprungvor seinem Teamkollegen heraus. Schumacher konnte sich entscheidendvon Alonso absetzen. Nachdem in der 14. Runden das Safety Car auf diePiste fuhr, weil Antonio Liuzzi nach einem Dreher mit seinem ToroRosso halb auf der Strecke stand, war der Vorteil dahin. Zudem büßteSchumacher durch den groben Taktikschnitzer den zweiten Platz gegenseinen Renault-Rivalen ein: Weil die Ferrari-Crew beim Doppel-Tankstopp erst Massa abfertigte und den Rekord-Weltmeister wartenließ, konnte Alonso den Deutschen in der Box überholen.
Nach Freigabe des Rennens drei Runden später behauptete derSpanier seinen geschenkten zweiten Rang. Durch einen Fahrfehler beiHalbzeit, bei dem Schumacher den Grünstreifen durchpflügte, verlorSchumacher weitere wertvolle Sekunden.
Auch der zweite Boxenhalt brachte keine Veränderung. Schumacher,der vier Runden später als Massa und Alonso tankte, rückte demSpanier in der spannenden Schlussphase allerdings immer näher auf diePelle. Mit wilden Attacken versuchte er, Alonso zu überholen,schaffte es aber nicht. «Das war ein toller Kampf am Schluss»,tröstete er sich.