Formel 1 Formel 1: Licht für die Strecke, Schatten auf der Strecke
Nürburgring/dapd. - Sebastian Vettel streifte eine dickeWinterjacke über und suchte das Weite, Daimler-Boss Dieter Zetschemachte sich verschnupft auf den Heimweg, und die durchgefrorenenFans standen noch stundenlang im Stau: Nach dem vorläufig letztenFormel-1-Rennen in der bitterkalten Eifel hat das große Zittern amNürburgring begonnen. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone machte denStreckenbetreibern mit netten Worten zwar etwas Hoffnung, doch dieZukunft der Königsklasse auf dem Traditionskurs steht weiter in denSternen.
Vettel: «Die anderen haben den Turbo gezündet»
Aus deutscher Sicht war das Renn-Wochenende ein Fiasko. Vettelbelegte Platz vier und war damit ausgerechnet bei seinem Heimspielzum ersten Mal in diesem Jahr nicht bei einer Siegerehrung dabei.Dafür hatte der Weltmeister eine ganz einfache Erklärung: «Es warso, als hätten die anderen vorne einen Turbo gezündet, und ichkonnte nicht mithalten.» Die anderen, das waren Sieger LewisHamilton, Ferrari-Pilot Fernando Alonso und Red-Bull-TeamkollegeMark Webber. In der WM-Wertung liegt Vettel aber weiterhin mit 77Punkten Vorsprung klar vor Webber an der Spitze - deshalb war seinAuftritt in der Heimat nur ein kleiner Ausrutscher, mehr nicht.
Christian Horner sieht keinen Grund zur Beunruhigung. «Einvierter Platz ist alles andere als eine Katastrophe. Diese zwölfPunkte sind sehr wertvoll für Sebastian», sagte derRed-Bull-Teamchef. Natürlich habe Vettel bei seinem Heimspiel mehrerwartet, sagte Horner, der dann verriet: «So unwohl wie an diesemWochenende hat er sich in dieser Saison noch nie gefühlt.» Viel Zeitzur Analyse bleibt aber nicht, denn schon am kommenden Sonntag (31.Juli) geht das Titelrennen in Budapest weiter. Und Hornerverspricht: «Da wird Sebastian deutlich stärker zurückkehren, da binich ganz sicher.»
Daimler-Boss: «Hausaufgaben machen»
Größere Probleme gibt es da schon bei Mercedes. Ausgerechnet ander Geburtsstätte der Silberpfeile wurden Nico Rosberg (7. Platz)und Rekord-Weltmeister Michael Schumacher (8. Platz) überrundet.Nach dieser Demütigung war Daimler-Chef Zetsche erstmal bedient.«Wir müssen vor allem unsere Hausaufgaben bei den Fahrzeugen machen.Sie sind derzeit sicher wettbewerbsfähig, aber nicht so gut, wie wiruns das gewünscht haben», sagte der 58-Jährige.
Alle Hände voll zu tun haben die Verantwortlichen am Nürburgring.Es gibt nach den ersten Gesprächen mit Formel-1-Boss BernieEcclestone zwar noch keinen Durchbruch, aber immerhin einigepositive Signale. «Die Gespräche mit Herrn Ecclestone waren sehrpositiv. Ich denke, dass die deutschen Fans auch künftigFormel-1-Rennen auf dem Nürburgring sehen werden», sagte derrheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck der «Bild-Zeitung».
Jetzt ist Ecclestone am Zug
Ecclestones Vertrag mit dem Nürburgring ist seit Sonntagabgelaufen. Sollte der Brite den Streckenbetreibern nichtentgegenkommen, wird es kein Formel-1-Rennen mehr auf demTraditionskurs geben. Denn die rheinland-pfälzischeWirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) will den Geldhahnzudrehen und finanzielle Zuschüsse ab sofort streichen. Das Landunterstützte den Nürburgring beim Großen Preis von Deutschland amvergangenen Wochenende mit 13 Millionen Euro. Ohne dieses Geld istder Nürburgring nicht länger in der Lage, Ecclestone auch weiterhineine Gebühr von 20 Millionen Euro zu überweisen.
Um nicht in die Verlustzone zu fahren, müssten mehr als 120.000Fans zum Grand Prix kommen. Der Rekord aus den Boom-Jahren mitMichael Schumacher Mitte der 90er liegt bei 148.000. Am vergangenenSonntag kamen aber nur 68.000, was nach vorsichtigen Schätzungeneinen Verlust von mehr als sechs Millionen Euro bedeuten könnte.Nach einer Rechnung der «Bild-Zeitung» soll das Minus bei zehnMillionen Euro liegen. In den Verhandlungen mit Ecclestone ist aberkeine Eile geboten, da der Große Preis von Deutschland im jährlichenWechsel mit Hockenheim stattfindet. Und 2012 ist die Rennstrecke inBaden-Württemberg wieder an der Reihe.