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FC Köln FC Köln: Profi-Geschäft hat den Christen zermürbt

Von MICHAEL KRÄMER 19.04.2011, 14:40

Köln/dpa. - Frank Schaefer hatte es nach dem Vormittagstraining des 1. FC Köln am Dienstag eilig. Ungewohnt schnell versammelte der Trainer sein Team in der Umkleide. Erst nach einer knappen Stunde öffnete sich die Tür und Dieter Trzolek kam heraus - mit unmissverständlicher Geste. Der Physiotherapeut machte die Scheibenwischer-Handbewegung, um seine Meinung über den Inhalt der Teamsitzung zu demonstrieren.

Eine Stunde später informierte der Klub die Öffentlichkeit. Frank Schaefer saß zwischen Präsident Wolfgang Overath und Sportdirektor Volker Finke und verkündete seine Entscheidung, das Amt des Profi-Trainers beim 1. FC Köln nach der Saison niederzulegen.

Die Trainerdebatte hatte an Dynamik gewonnen, nachdem Finke den Glauben des Trainers thematisiert und darin einen Grund gesehen hatte, warum der Vertrag noch nicht verlängert sei. Immer wieder hatte Schaefer dann erklären müssen, ob sein christlicher Glaube für einen Bundesliga-Trainer hinderlich sei. Selbst aus seinem ehemaligen Bibelkreis wurden Personen zitiert. Zudem waren Interna aus der Kabine bekanntgeworden, und der Zusammenhalt innerhalb des Teams hatte stark gelitten.

Diskussionen um seine Zukunft im Zusammenhang mit dem sportlichen Abwärtstrend haben Schaefer nun bewogen, eine Entscheidung zu treffen. "Ich möchte, dass durch die Klärung meiner Situation die Basis geschaffen wird, um den Klassenerhalt zu schaffen", sagte er. Sein Hauptmotiv für den Rückzug: "Ich hatte den Eindruck, dass ich den Verein belaste."

Wolfgang Overath bemühte sich im Anschluss herauszustellen, wie gern der Vorstand mit Schaefer verlängert hätte. "Wir haben alles versucht, um ihm zu zeigen, dass er das Beste ist, was diesem Klub passieren konnte. Diese Entscheidung hat er allein getroffen, und die müssen wir alle akzeptieren", sagte er. Und: "Wir sind sehr, sehr traurig." Der FC-Präsident zeigte jedoch auch Unverständnis für den Entschluss des 47-Jährigen. "Ich kann es mir kaum vorstellen, dass es einen Trainer gibt, der in seinem geliebten Verein Profitrainer wird, so viele Erfolge hat und einer der großen Trainer werden kann und viel Geld verdienen, viel viel Geld verdienen kann. Und dass dieser Mensch sagt, es gibt private und persönliche Dinge, die für mich wichtiger sind. Das hätte ich nie für möglich gehalten", sagte Overath.

Der Bundesliga-Endspurt gegen Wolfsburg, Leverkusen, Frankfurt und Schalke wird nun zur Abschiedstournee des Profi-Trainers Schaefer. Wie sein Assistent Dirk Lottner wird er aber weiter für den FC arbeiten. "Bereich und Funktion sind noch nicht abgesprochen", sagte Schaefer. Sportchef Finke schloss derweil aus, selbst die Nachfolge Schaefers anzutreten. "Es gab keinen Plan B. Wir haben mit niemandem geredet", sagte Finke, der nun ein Nachfolger finden muss.