FC Hansa Rostock FC Hansa Rostock: Schwere Vorwürfe gegen Essener Sicherheitsdienst
Rostock/dpa. - Am Tag zwei nach den Krawallen beim Zweitliga-Spiel zwischen Rot-Weiss Essen und Hansa Rostock schien auf denersten Blick bei den Hanseaten bereits der Alltag wieder Einzuggehalten zu haben. Trainer Frank Pagelsdorf bat am Mittwoch dieMannschaft zu einem einstündigen Waldlauf, Torwarttrainer PerryBräutigam spielte mit den drei Keepern ein bisschen Fußball und diePlatzwarte kümmerten sich wie immer um das geschundene Grün imOstseestadion. Hinter den Kulissen wurde jedoch die Aufarbeitung derschrecklichen Ereignisse von Essen vorangetrieben, als nach einemFeuer im Hansa-Block und der anschließenden Prügelei 14 Menschenverletzt und 75 Personen vorläufig festgenommen wurden. Dabei wurdenschwere Vorwürfe gegen den Essener Sicherheitsdienst laut. DerKontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) will am FreitagAnklage erheben.
«Einige Zuschauer wurden gar nicht richtig kontrolliert. Es wurdenicht gründlich in Rucksäcke geschaut. Auch durften die mitgereistenRostocker Ordner nur als Platzanweiser tätig werden», sagt SebastianEggert, Sprecher des Rostocker Fan-Clubs «Suptras», der in derVergangenheit immer wieder für Negativschlagzeilen sorgte. Nach einemZeitungsbericht soll auch die Aktion in Essen auf das Konto dieserUltra-Fans gehen, als Rache für die Ausbootung der Gruppe durch denVerein. Hansa hatte vor einiger Zeit die privilegierte Zusammenarbeitmit den «Suptras» ausgesetzt. So sollen sie unter anderem für dieKrawalle auf dem Stendaler Bahnhof vor gut einem Jahrmitverantwortlich gewesen sein. Es entstand ein Sachschaden von 250000 Euro.
«Das ist totaler Schwachsinn. Wir haben diese Aktion in Essennicht geplant. Das würde ich eidesstattlich erklären. Wer so etwasmacht, ist geisteskrank», weißt der eloquente Eggert, der sich amMittwoch mit Hansas Fan-Beauftragtem Axel Klingbeil im Ostseestadionzum Gespräch traf, die Anschuldigungen zurück. Eggert stellt aberauch nüchtern fest: «Natürlich kann ich nicht ausschließen, dassSuptras daran beteiligt waren. Ich kann ja nicht für alle sprechen.»
50 Meter neben dem «Suptras»-Sprecher steht Rainer Friedrich. DerVeranstaltungsleiter im Ostseestadion, der die Hansa-Sonderkommissionnach den Krawallen in Essen leitet, genehmigt sich mit Zigarette undeinem Becher Kaffee vor dem VIP-Eingang des Ostseestadions eine kurzePause. «Wir haben erste Hinweise per Telefon und E-Mail erhalten»,erklärt er. Nach seinen Worten werde die Kommission auf«privatrechtlicher Grundlage» arbeiten. Ziel der Arbeit sei es, sichmögliche Geldstrafen des DFB gegen den Verein dann von den Täternzurückzuholen. Die Erfolgsaussichten dafür stehen nicht schlecht.Nachdem die Rostocker vom DFB wegen wiederholter Stadionflitzer miteiner Geldstrafe belegt worden waren, klagte Hansa dieses Geld vonden Schuldigen ein und bekam Recht.
Bei der Aufarbeitung der Randale von Essen tritt dagegen diesportliche Situation in den Hintergrund. Dabei steht Hansa nach zweiJahren 2. Liga drei Spieltage vor Ende der Saison vor der Rückkehr indie Bundesliga. Aber darüber sprachen am Mittwoch nicht einmal dieZuschauer beim Training.