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Extra Extra: Schiedsrichter Wack sorgt für Pokal-Novum

Von Frank Thomas 12.05.2002, 14:50

Berlin/dpa. - Verwaiste Trainerbänke, heftige Schiedsrichter-Schelte: Referee Franz-Xaver Wack aus Biberach hat mit dem doppeltenTribünen-Verweis für Huub Stevens und Klaus Toppmöller für ein Novumin der Geschichte deutscher Pokalendspiele gesorgt und sich damitheftige Kritik der Betroffenen zugezogen. Ausgangspunkt für dieFeldverweise war jedoch Wacks Assistent Knut Kircher, der sich alsvierter Schiedsrichter der DFB-Order stellte, das «Gemotze» von denTrainerbänken einzudämmen.

«Herr Stevens hat in der ersten Halbzeit mehrfach Schiedsrichter-Entscheidungen unsportlich moniert. Den Ausschlag für seinen Verweisauf die Tribüne hat aber gegeben, dass er zur Pause denSchiedsrichter bedrängt hat. Da mussten wir präventiv eingreifen»,erklärte der 33-jährige Referee aus Rottenburg. «Herr Toppmöller hatWorte im Mund geführt wie 'seid ihr blind?' - das konnten wir unsauch nicht bieten lassen», ergänzte Kircher. Von Minute 61 an durftesomit auch Leverkusens Coach den Untergang seiner Bayer-Mannen vonder Tribüne des Olympiastadions verfolgen. Kontakt zu seinem Teamblieb ihm nur über Handy zu Assistenzcoach Holger Gehrke.

Schärfste Kritik zogen die Entscheidungen bei Schalke-Manager RudiAssauer nach sich, der sogar von einem «erbärmlichen Zeugnis für diedeutschen Schiedsrichter» sprach. Im Mittelpunkt seiner Angriffe aufdie Männer in Schwarz stand die Tatsache, dass Wack Stevens nicht insGesicht geschaut hatte, sondern zu ihm kam, um dem Trainer dieNachricht von seinem Tribünen-Verweis zu übermitteln. «Es isttraurig, wenn der Schiedsrichter nicht so viel Mut, so viel Arsch inder Hose hat, dem Trainer das selbst zu sagen. Und wenn Emotionennicht mehr dabei sein dürfen, dann müssen wir sagen: Gehen wir in dieKirche und spielen auf der Orgel», donnerte Assauer.

«Ich wollte den Schiri zur Pause nur fragen, welcher Spieler Gelb-Rot gefährdet ist, aber er wollte nicht mir mir reden. Beleidigendbin ich nicht gewesen. Aber ich hatte den Eindruck, derSchiedsrichter wollte hier irgendwelche Zeichen setzen», verteidigtesich der Trainer des alten und neuen DFB-Pokalsiegers Schalke 04, deran seiner künftigen Wirkungsstätte bei Hertha BSC gleich mal dieSichtbedingungen der Fans studieren konnte. Auch Toppmöller hatteeine Erklärung parat: «Ich habe nur gesagt, «der Blinde hält ihnfest» und meinte damit einen Schalker Spieler. Keineswegs jedoch denReferee», so der Leverkusener.

Die verschärfte Gangart der Spielleiter könnte wahrlich einZeichen auch für die kommende Bundesliga-Saison gesetzt haben, wennder 4. Mann an der Seite künftig speziell die Trainer im Auge behält.«Es kann doch aber nicht sein, dass Eugen Strigel im Sportstudio wieein großer Meister auftritt und seine Leute in die Pfanne haut»,weitete Assauer seine Kritik auch auf den Schiedsrichter-Lehrwartaus, der im ZDF allwöchentlich brisante Spielsituationen analysiert.

«Fehlendes Fingerspitzengefühl» unterstellte der smarte Mann mitder Zigarre Wack auch nach der Roten Karte für Victor Agali Sekundenvor dem Abpfiff. «Da kann man in so einem Spiel auch mal wasdurchgehen lassen», bezog er sich auf den Würgegriff, den derNigerianer beim Leverkusener Thomas Brdaric angesetzt hatte. Wackhingegen konterte: «Fingerspitzengefühl brauche ich bei meiner Frauzu Hause, nicht in so einer Situation. Jeder weiß, was Rudelbildungfür Konsequenzen hat».