Erzeugermarkt Erzeugermarkt: Händler denken an Aufgeben
Halle/MZ. - Die Händler des Erzeugermarktes sind unzufrieden. Der Kundenstrom hat nachgelassen. Man könne sich gerade noch über Wasser halten. Schuld sei vor allem der ungünstige Standort auf dem Hallmarkt, heißt es. Die Stadt sieht indes keine andere Möglichkeit. Sie wolle keine Konkurrenzsituation auf dem Obermarkt schaffen, heißt es. In Hochstimmung war Gärtnereibesitzer Dietmar Meyer aus Reideburg Ende Mai, als der Erzeugermarkt eröffnet wurde. Die Kunden kamen. Meyer machte gute Geschäfte. Dann der Einbruch. "Während der Händel-Festspiele durften wir nicht verkaufen, und dann waren die Kunden weg." Mittlerweile haben sich er und andere zwar wieder eine Stammkundschaft aufgebaut. Doch die reiche nicht zum Überleben. Laufkunden müssten her. Die aber kommen nicht bis zum Hallmarkt.
Und damit beginnt ein alter Streit erneut zu schwelen. Ursprünglich wollten die Erzeuger ebenso wie die Frischehändler auf den Obermarkt. Mehrmals hatte Ingo Hohler, Produzent vom Gartenbau Stiftsgut Stichelsdorf, mit dem Marktamt verhandelt - ohne befriedigendes Ergebnis. "Der Negativtrend ist kaum aufzuhalten", sagt Hohler. "Wegen des schlechten Standorts kommen weniger Kunden. Weil weniger Kunden kommen, geben Händler auf. Weil weniger Händler da stehen, kommen weniger Kunden..." Und Ute Rohleder vom Gartenbaubetrieb Landblume Teicha sieht schon die nächste Gefahr. "Bislang müssen wir noch keine Standgebühren zahlen. Das war eine Starthilfe der Stadt." Ab August aber solle sich das ändern. Ute Rohleder: "Das ist das Ende des Erzeugermarktes. So viel verdienen wir hier einfach nicht." Und Karin Simon vom Obsthof Martin bei Zeitz bestätigt das. "In Halle machen wir den wenigsten Umsatz." Tags zuvor in Leipzig habe sie ihre 25 Kisten Kirschen nach drei Stunden verkauft. In Halle muss sie etliche wieder mitnehmen. "Das guckt sich mein Chef nicht lange an. Dann verzichtet er auf den Standort."
Mal abgesehen vom ungünstigen Standort moniert Holger Hintz vom Bauernladen "Die Waage" aus Bernburg, dass zum Beispiel Wurst und Käse nicht verkauft werden dürfen. "Das aber sind Zugpferde für die Kunden." Zudem sei die Sache mit dem Parken nicht geregelt. "Andere Städte sperren vorübergehend eine Fläche für Händlerfahrzeuge in der Nähe." In Halle müsse Hintz nach dem Ausladen ewig nach einem Parkplatz suchen, den Stand in der Zeit allein lassen. "Das ist ein Unding." Die Zusammenarbeit mit der Stadt sei denkbar schlecht. Diese Erfahrung haben scheinbar alle gemacht. Die Vermutung liege nahe, so die Händler, dass man die Erzeuger nicht haben wolle.
Das will Heike Bast vom städtischen Presseamt nicht bestätigen. Doch es gebe Festlegungen, an dieman sich halten müsse. Und es gebe objektive Grenzen. Zum Beispieldie der Parkmöglichkeiten. Es seinicht möglich, eine Fläche fürHändlerfahrzeuge zu sperren, weildann der fließende Verkehr - auchBusse und Bahnen - behindertwürde. Der Beschluss zum Erzeugermarkt sehe zudem nur Ständevor, die dem Marktcharakter entsprechen. Kühlwagen für Wurstund Käse zählten nicht dazu.Schließlich der Standort. Erzeuger,die direkt, also nicht über Großhändler, verkaufen, könnten billigere Angebote machen und seiendaher eine unzumutbare Konkurrenz, meint die Stadt. Sie habe daher die vom Marktbeirat des Obermarktes geforderte Trennung derStandorte durchgesetzt. Vor allemdarüber schüttelt man auf demHallmarkt die Köpfe. ?Ökoproduktesind viel aufwändiger?, sagt SabineScholz vom Stiftsgut Stichelsdorf.?Unsere Erzeugnisse sind teurerals oben auf dem Markt. Das Argument zieht nicht.?