Endgültig digital Endgültig digital: Die Kamera-Trends der «photokina 2006»

Köln/Hamburg/dpa. - Dank schnellerer Prozessoren fängt die Bildkorrektur gleich nach dem Auslösen an, und Fotoapparate erkennen Gesichter. «Das ist die erste photokina, bei der es keine Innovationen im Bereich der Analogfotografie gibt», sagt Michael J. Hußmann vom Portal «digicam-experts.de» in Hamburg. Laut Photoindustrie-Verband (PIV) in Frankfurt/Main werden 2006 in Deutschland nur noch 500 000 Analogkameras verkauft - gegenüber 7,5 Millionen Digitalkameras.
Weiter fällt auf: Die Kompaktkameras werden nicht mehr kleiner - wegen der immer größeren Displays. «Man findet jetzt immer mehr mit 3-Zoll-Display», sagt Hußmann. Sinn macht das nur, wenn die Auflösung mitwächst. Top-Displays mit 2,5-Zoll-Bilddiagonale erreichen 230 000 Bildpunkte. Dennoch schätzt Hußmann den Nutzen der größeren Monitore eher gering. Der Hauptvorteil solcher Kameras: «Sie sehen gut aus.»
Die Blicke der Messebesucher werden die neuen Spiegelreflexkameras auf sich ziehen: «Die Auflösung der Einsteigermodelle wird sich bei 10 Megapixeln einpendeln», sagt Hußmann. Als Beispiele sind die neue D80 von Nikon oder die alpha100 von Sony zu nennen. Auch Pentax hat ein Modell mit 10,2 Megapixeln angekündigt.
Eine solche Auflösung bieten auch immer mehr Kompaktkameras. «Da ist es eigentlich sinnlos, weil die Sensoren sehr viel kleiner sind», sagt Hußmann. Daher distanzieren sich erste Hersteller hier von neuen Rekorden: «Nikon bringt vorerst keine 10-Megapixel-Kompaktkamera heraus», sagt Yvan Boeres vom Portal «Digitalkamera.de» in Lübeck.
Die Größe der Sensoren ist vor allem bei Spiegelreflexkameras ein Thema: Welchen Formaten gehört die Zukunft? APS-C, Four-Thirds (4/3) oder Vollformat-Sensoren? Momentan gibt APS-C den Ton an. Das von Olympus und Panasonic vorangetriebene 4/3-System werde mit der voraussichtlichen Präsentation einer entsprechenden Leica-Kamera aber aufholen, glaubt PIV-Sprecherin Constanze Clauß. Einziger Anbieter von Vollformat-Sensoren ist derzeit Canon.
Bei der jüngsten Neuheit im Spiegelreflex-Bereich sind Olympus und Panasonic führend: «Live View» ermöglicht, so zu fotografieren, wie viele Digitalfotografen es von ihrer Kompaktkamera gewohnt sind: mit ausgestrecktem Arm und den Augen auf dem Monitor. Bislang hat das der Spiegel im Strahlengang der Spiegelreflexkameras verhindert.
Immer mehr durchsetzen werden sich Bildstabilisatoren. Die meisten Hersteller arbeiten mit schwingenden Linsen, Sony und Pentax mit einem beweglichen Sensor. Die Linsen sind nach Hußmanns Ansicht zwar derzeit noch etwas besser. Ihr Nachteil: Mit jedem neuen Objektiv muss die Technik neu gekauft werden. Bei Sonys alpha100 funktioniert es auch mit alten Objektiven von Konica-Minolta.
Die höhere Rechenleistung der kommenden Fotoapparate hat weitere Vorteile: «Auslöseverzögerung gehört der Vergangenheit an», sagt Clauß. Nach dem Einschalten seien die Kameras sofort betriebsbereit. Und die Bildbearbeitung fängt in der Kamera an. «Rote Augen können wegretuschiert werden, Schatten lassen sich aufhellen», sagt Boeres.
Die neuen Kameras begradigen stürzende Linien von Gebäuden. Sie stellen gezielt auf die Gesichter der Fotomodelle scharf und messen die notwendige Belichtung. Wie sich mit guter Elektronik auch aus kleineren Sensoren viel herausholen lässt, zeigen etwa der «Real Photo Processor II» von Fuji oder Panasonics «Venus Engine III».