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Elfenbeinküste Elfenbeinküste: 22 Tote nach Massenpanik im Fußballstadion

30.03.2009, 08:02

Nairobi/Abidjan/dpa. - Noch vor dem Anpfiff des WM-Qualifikationsspiels zwischen dem westafrikanischen GastgeberElfenbeinküste und Malawi kam es am Sonntag zu einer Massenpanik, alstausende Fans versuchten, trotz fehlender Eintrittskarten noch in dasbereits ausverkaufte und völlig überfüllte Houphouet-Boigny-Stadionin Abidjan zu gelangen.

«Ich möchte mein großes Bedauern ausdrücken und derFußballgemeinschaft der Elfenbeinküste sowie den Familien undFreunden nach den tragischen Todesfällen unser Beileid aussprechen»,erklärte FIFA-Präsident Joseph Blatter am Montag in einer Mitteilung.Mehr als 130 Personen wurden verletzt, nach anfänglich 19 Totenerhöhte sich die Zahl nach Behördenangaben auf 22.

Der Weltverband forderte umgehend einen vollständigen Bericht desnationalen Verbandes und der lokalen Behörden zu dem Unglück an, umdas Geschehene bewerten zu können. Dann könne auch entschiedenwerden, ob weitere Maßnahmen zu ergreifen sind, um solche Unglückekünftig zu verhindern. Der Premierminister der Elfenbeinküste berieflaut State TV für Montag eine Sondersitzung des Kabinetts ein.

Das Organisationskomitee der WM vom 11. Juni bis 11. Juli 2010schloss in einer ersten Reaktion ähnliche Vorfälle für dasEndrundenturnier aus. Probleme, die in Afrika oft zu einerMassenpanik führten, würden bei der WM kein Thema sein, versicherteKomitee-Sprecher Danny Jordaan in Johannesburg. In Afrika würdenviele Fans ihre Eintrittskarten erst kurz vor Spielbeginn am Stadionkaufen. Dabei könne die ungeduldige Menge eine Panik verursachen. Beider WM müssten Tickets aber schon im Vorfeld gekauft werden. Menschenohne Karten sollen bereits Kilometer vor dem Stadion gestoppt werden.

Bevor sich die Tragödie in Abidjan ereignete, hatten Fans ihrenKickern schon am Nachmittag skandiert. Allen voran Chelsea-StürmerDidier Drogba, dem Idol der Afrikaner über die Grenzen derElfenbeinküste hinaus, der die Anhänger in Scharen anlockte.Augenzeugen und Überlebende berichteten, Polizisten hätten gegen einSchmiergeld auch Fußballfans ohne Eintrittskarten noch ins Stadiongelassen.

Doch dann seien die Tore geschlossen und Tränengas gegen die immernoch herbeiströmenden Menschen eingesetzt worden, sagte der 25-jährige Mouamé Kouassie der Zeitung «Le Noveau Reveil». Als eineMauer unter dem Andrang der Menschenmassen zusammenbrach, kam es zurPanik. «Ich bin vor den Menschen weggelaufen, die in meine Richtungrannten», schilderte der 20 Jahre alte Mezo Firmin. Sein Freund Adamahatte nicht so viel Glück, er starb, als er von den Menschenmassenniedergetrampelt wurde.

Betroffen äußerte sich der verletzte Nationalspieler Yaya Toure.Viele Fans kämen, um die Auswahlspiele anzuschauen, weil sie soglücklich seien, die in europäischen Vereinen tätigen Ivorer zu Hausespielen zu sehen. «Wir sind uns alle bewusst, dass das etwas sehrSchwerwiegendes ist und ich möchte eine Botschaft der Solidaritätschicken», erklärte der Profi des FC Barcelona. «Wir müssen für dieMenschen, die getötet wurden, soweit kommen in dem Wettbewerb, wiewir nur können», meinte er mit Blick auf die WM-Qualifikation.

Die Tragödie von Abidjan überschattet nicht nur den 5:0-Sieg desGastgebers Elfenbeinküste mit zwei Drogba-Toren, sie wirft erneutauch Fragen zur Stadionsicherheit in Afrika auf. Denn es ist nichtdas erste Mal, dass es in afrikanischen Stadien zu derartigenUnglücken kommt. Im April 2001 starben bei einem Einsturz im EllisPark Stadion in Johannesburg 43 Menschen, einen Monat später kamenbei einem ähnlichen Unglück in der ghanaischen Hauptstadt Accra 126Fußballfans ums Leben.

Schlechte Baumaterialien, mangelnde Bauaufsicht und Pfusch sindhäufig Ursachen für die verheerenden Unglücke. Nicht selten kletternArbeiter ohne Schutzhelm und Sicherheitsschuhe auch in der viertenoder fünften Etage auf wackeligen Holzgerüsten, die nur mit Seilenzusammengehalten werden.