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El Escorial: Monumentalpalast nördlich von Madrid

Von Horst Heinz Grimm 02.01.2008, 16:06

El Escorial/dpa. - Die Spanier sprechen gern vom «achten Weltwunder», wenn die Rede auf das gewaltige Klosterschloss El Escorial kommt. Etwa 50 Kilometer nördlich von Madrid liegt dieser größte Renaissancebau der Welt.

Fast täglich pilgern Touristenscharen dort hin. 207 Meter Länge und 161 Meter Breite misst die Anlage, in deren Mittelpunkt sich eine mächtige Kirchenkuppel 90 Meter hoch erhebt. In der Gruft liegen die Sarkophage fast aller spanischen Könige.

Der spanische Geschichtsstudent Miguel Pelayo schildert die Geschichte des Monumentalbaus, den König Philipp II. in nur 19 Jahren zwischen 1563 und 1584 errichten ließ: «Grund war ein Gelübde nach einer gewonnen Schlacht gegen die Franzosen am 10. August 1557, dem Gedenktag des Heiligen Laurentius», sagt er. Astrologen hätten dann das dünn besiedelte Gebiet von El Escorial in mehr als 1000 Meter über den Meeresspiegel auserkoren. «Deshalb lautet der vollständige Name des Palastes auch Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial.» Es entstand ein steinernes Symbol der Größe Spaniens, damals eine Weltmacht.

Zeitgenossen beschreiben Philipp II. als tief religiösen, düsteren und asketischen Menschen, der bescheiden lebte. «Unter seiner Regentschaft nahm die gefürchtete Inquisition in Spanien größte Ausmaße an», sagt die Historikerin Alice Schmidhuber aus Wien. Nach der Fertigstellung des Palastes verbrachte der Herrscher die Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 1598 in drei Räumen seiner Klosterresidenz. Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger bezeichnete den Bau als «kaltprächtig». Eine Ausnahme machen die reich ausgestattete Kirche sowie der beeindruckende Bibliothekssaal,in dessen Regalen kostbare Folianten stehen.

Philipp II. dürfte wohl kaum den gesamten Escorial kennengelernt haben. Auch Touristen bekommen nur einen winzigen Teil zu sehen. «Hier gibt es etwa 2000 Räume, 3000 Türen, 2673 Fenster, 16 Höfe, 86 Treppenhäuser und 88 Brunnen», schnarrt der Fremdenführer namens José sein Wissen herunter. «Spaniens Könige residieren seit 1861 nicht mehr in diesem gigantischen Palast», ruft José seiner Reisegruppe zu. Und ergänzt kurz darauf: «El Escorial gehört seit 1984 zum Weltkulturerbe der UNESCO.»

Alice Schmidhuber streift lieber allein durch die Anlage und konzentriert sich auf die Gemäldegalerie. «In der Sammlung finden Sie gemalte Kostbarkeiten von Bosch, El Greco, Velázquez, Tizian und El Greco», schwärmt sie. «Allein hier kann man einen ganzen Tag verbringen.»

INFO-KASTEN: Zu Besuch im El Escorial

ANREISE: In Madrid mit der Metro Nr. 3 zum Busbahnhof an der Station Moncloa fahren und von dort mit einem Bus nach El Escorial. Bis zum Kloster sind es etwa zehn Minuten Fußweg. Vom Nordbahnhof Chamartin, den man mit der Metro Nr. 1 erreicht, verkehrt der Nahverkehrszug C 8a zum Schloss. Von der Bahnstation sind es zu Fuß etwa 20 Minuten bis zum Eingang.

REISEZEIT: Das ganze Jahr über, im Winter kann es empfindlich kalt sein, in Hochsommer (August) sollte man einen Besuch meiden.

ÖFFNUNGSZEITEN: Von April bis September Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet, sonst nur bis 17.00 Uhr. Der Eintritt in die Gesamtanlage kostet 10 Euro, für EU-Bürger gibt es Ermäßigungen. Mittwochs ist der Eintritt frei.

INFORMATIONEN: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Myliusstraße 14, 60323 Frankfurt, Hotline für Infomaterial: 06123/991 34

Reiseinformationen: www.spain.info und www.tourspain.es