Eisschnelllauf-Weltmeisterschaft Eisschnelllauf-Weltmeisterschaft: Infekt verhindert WM-Start von Favoritin Anschütz
Hamar/Erfurt/dpa. - «Das Leben ist hart und ungerecht», ärgerte sich die34 Jahre alte Erfurterin, die sich beim Weltcup am Wochenende inihrer Heimatstadt in großartiger Form befand und sich mit zweitenPlätzen über 1500 und 3000 Meter in die Favoritenstellung für dieTitelkämpfe im Wikingerschiff gebracht hatte.
Schon am Sonntagabend habe sie gespürt, dass mit ihrem Körperirgendetwas nicht stimmt. «In den zurückliegenden zwei Tagen ging esmir richtig dreckig. Ich bin sicher, dass ich in dieser Verfassung inHamar nicht auf das Podest gekommen wäre», bedauerte die ThüringerTeam-Olympiasiegerin. Mit 34 Jahren befand sie sich in dieser Saison in der Form ihres Lebens, ehe sie der bittere Rückschlag ereilte.
Vier zweite Plätze in dieser Weltcup-Saison, Rang zwei bei derMehrkampf-EM in Heerenveen und der dortige Streckensieg über 1500Meter - das alles waren Resultate, die die Erfurterin bislang niezuvor in ihrer Karriere erreichte. Viele hatten sie daher angesichtsder Formkrisen im niederländischen Team und der Zwangspause vonEuropameisterin Claudia Pechstein wegen eines fiebrigen Infekts inder zurückliegenden Woche bereits mit der Goldmedaille für Hamar inVerbindung gebracht.
«Fieber habe ich nicht, die Situation ist auch nichtmegadramatisch», räumte Daniela Anschütz-Thoms enttäuscht ein. «Aberich darf kein Risiko eingehen und muss an die Einzelstrecken-WM inVancouver denken. Dort findet für uns die wichtigste WM des Jahresstatt und nicht in Hamar», begründete sie ihre Entscheidung. «EinVierkampf, das sind vier harte Strecken, das steckt man nicht soleicht weg», fügte sie hinzu.
«Das ist natürlich ganz großer Mist, denn eine Medaille hätte siemit Sicherheit gewonnen», ärgerte sich auch Teamchef Helge Jasch, dendie Hiobsbotschaft per SMS von Teamarzt Gerald Lutz nach der Landungin Oslo erreichte. Der Mediziner hatte die Top-Läuferin amMittwochmittag noch einmal gründlich untersucht und dann mit ihrgemeinsam wegen des akuten Infekts der oberen Atemwege den Entschlussgefasst, auf einen Start zu verzichten.
«Wir wussten schon in Erfurt, dass dort am Wochenende die 'Pest anBord' war. Ich hatte gehört, dass in einer Schule unmittelbar nebender Eishalle 100 Schüler an dem Virus erkrankt waren», sagte Jasch.Die Teamleitung handelte schnell und meldete die Berlinerin IsabellOst anstelle von Anschütz-Thoms für Hamar nach. Die Nachwuchs-Läuferin sollte noch am Mittwochabend in Norwegen eintreffen.