Eisschnelllauf/Männer/1000m Eisschnelllauf/Männer/1000m: Weltrekord nach Ducati-Deal

Salt Lake City/dpa. - Während sich Weltrekordler Jeremy Wotherspoon aus Kanada nachseinem zweiten Olympia-Debakel mit Platz 13 heulend in seiner Kabineverkroch und für niemanden zu sprechen war, durfte Nobody van Veldedie Ehrenrunde mit der niederländischen Fahne drehen. Als ob erseinen Triumph ahnte, hatte sich der Motorrad-Freak noch eine Stundevor Wettkampfbeginn selbst ein Geschenk gemacht und sich per Interneteine rote Ducati 748 gekauft. «Wenn es nicht geklappt hätte mit derMedaille, wäre mir wenigstens die Freude auf die neue Maschinegeblieben», begründete er die spontane Aktion.
Eigentlich galt van Velde als der Verlierer schlechthin. Seinerster Olympia-Auftritt in Albertville: Platz vier. Der Auftakt inSalt Lake City über 500 m: Platz vier. Sein bestes Ergebnis bei einerEinzelstrecken-WM: Platz vier. Und schließlich vor drei Wochen beider Sprint-Weltmeisterschaft: Platz vier. «Irgendwie bin ich derWeltrekordler der vierten Plätze. Ich habe schon selbst nicht mehr aneine Medaille geglaubt. Doch meine Freundin Pauline hat mich wiederaufgerichtet: Denk' dran, wo du herkommst. Nimm es leicht.»
Vor fünf Jahren allerdings war dem Frauenschwarm aus Heerde diefreude am Eislaufen schon einmal vergällt. Mit dem Klappschuh, deranderen Flügel verlieh, wollte nichts mehr gelingen. Nach verpassterOlympia-Qualifikation für Nagano dann das Aus: Der Name van Veldeverschwand aus den Startlisten. «Ich quälte mich ein bisschen beimEis-Marathon, aber über 100 Runden waren für einen Sprinter doch zuviel. Also verkaufte ich eben Autos», erzählte er und verschwieg auchnicht, dass einem knallroten Ferrari seine zweite Liebe gehört.
Erst im Winter 1999 redete Superstar Rintje Ritsma seinem Kumpelins Gewissen: «Das war doch nicht alles. Versuch es. Autos verkaufenkannst du immer noch, wenn es schief geht.» Und van Velde versuchtees. «Als er bei uns im Privatteam Sanex anfing, hat er alles getan,um aus der Kurve zu fliegen», erinnerte sich Trainer Geert Kuiper,der ihn unter dem Dach des TVM-Teams noch immer betreut.
Zur Lebensgeschichte, die van Velde auf der Presskonferenzerzählte, nachdem er zuvor mit einem lustigen Frage-Antwort-Spielchenmit dem zweitplatzierten Jan Bos die Journalisten belustigt hatte,gehört auch ein Plakat mit der Aufschrift 1:07,3, das sein Zimmer imOlympischen Dorf schmückt. «Du spinnst», war Kuipers Reaktion aufdiese unverhohlene Zielstellung.
In Holland ist van Velde vor allem so beliebt, weil er nicht nuran das Geld denkt wie andere Stars und auch nie abgehoben ist. SeineLocken pflegt er nicht nur aus Image-Gründen. «Ich muss Pauline 5000Gulden zahlen, wenn ich sie abschneide. Dazu bin zu geizig», scherzteder 20. Oranje-Olympionike der Eisschnelllauf-Historie.
Ergebnis Eisschnelllauf 1000 m, Herren:
Gold: Gerard van Velde (Niederlande) 1:07,18 Min. (WR)
Silber: Jan Bos (Niederlande) 1:07,53
Bronze: Joey Cheek (USA) 1:07,61
4. Kip Carpenter (USA) 1:07,89; 5. Erben Wennemars (Niederlande) 1:07,95; 6. Nick Pearson (USA) 1:07,97; 7. Casey Fitzrandolph (USA) 1:08,15; 8. Kyu-Hyuk Lee (Südkorea) 1:08,37; 9. Sergej Klewschenja (Russland) 1:08,41; 10. Janne Hänninen (Finnland) 1:08,45; ...24. Michael Künzel (Berlin) 1:09,64; 30. Christian Breuer (Grefrath) 1:10,38; 34. Jan Friesinger (Inzell) 1:10,71