Eiskunstlaufen Eiskunstlaufen: Vlascenko und Smalun stürzen bei WM ab

Washington/dpa. - Nach blamablen Leistungen in der Kurzkür blieb den deutschen Eiskunstläufern Andrejs Vlascenko (München) und Silvio Smalun (Oberstdorf) nur noch die Flucht ins Selbstmitleid. «Das ist irgendwie nicht meine Weltmeisterschaft, es klappt nichts», beklagte sich Vlascenko, der vorerst auf Rang 22 zwei Plätze vor dem deutschen Meister liegt. «Ich musste mein Programm umstellen, weil der Verband nicht wollte, dass ich einen Vierfach-Sprung riskiere», erklärte Smalun dagegen sein Sturzfestival in Washington. Die Folgen sind für die Deutsche Eislauf-Union (DEU) fatal: Bei der WM im kommenden Jahr in Dortmund wird sie nur noch einen Startplatz haben.
Um ganz auf Sicherheit zu gehen und den zweiten Startplatz zu retten, sollte Smalun auf seine Höchstschwierigkeit verzichten. Doch das verunsicherte den 22-Jährigen in seinem Charlie-Chaplin-Programm so sehr, dass gar nichts mehr gelang. Viel gravierender jedoch ist der Absturz von Vlascenko zu bewerten, der 1998 immerhin schon einmal WM-Fünfter war. Der 28 Jahre alte gebürtige Russe, der in den vergangenen Jahren die besten Ergebnisse für die DEU eingefahren hat, scheint nach seinem Trainerwechsel zu stagnieren.
Die Weltspitze ist den Deutschen allemal enteilt. Europameister Ewgeni Pluschenko unterstrich im Kurzprogramm trotz einer Knieverletzung eindrucksvoll seine Favoritenrolle. Mit einer nahezu fehlerfreien Darbietung setzte sich der 20 Jahre alte Russe vor den Amerikaner Timothy Goebel und den Japaner Takeshi Honda.
Für großen Wirbel und auch Verstimmung sorgte am Dienstag die Gründung eines konkurrierenden Eislauf-Verbandes. Ein Jahr nach dem Wertungsskandal von Salt Lake City gründeten enttäuschte Preisrichter und Läufer am Rande der WM den Welt-Kunstlauf-Verband (WSF). Die WSF will vor allem das gerade eingeführte anonyme Wertungssystem bekämpfen. Prominente Unterstützerin ist Katarina Witt. «Es ist ein großartiges Konzept, die Organisation ist wirklich für die Sportler da», sagte die Doppel-Olympiasiegerin, die bei einer Pressekonferenz in der US-Hauptstadt per Video zugeschaltet wurde.
In ihrem Statement griff sie den ISU-Präsidenten Ottavio Cinquanta an: «Der Chef eines Eiskunstlauf-Verbandes sollte ein Eiskunstläufer sein und kein Eisschnellläufer.» Die WSF, die von vielen bekannten Ex-Läufern wie Scott Hamilton und den kanadischen Olympiasiegern Jamie Sale/David Pelletier unterstützt wird, richtete einen Brief an das Internationale Olympische Komitee (IOC) und bat um Anerkennung.
An der Spitze des neuen Verbandes steht der Amerikaner Ronald Pfenning, der als Oberschiedsrichter Licht in die Paarlauf-Affäre der Olympischen Winterspiele 2002 gebracht hatte. Er wollte das neue Wertungssystem, das die Preisrichter anonym werten lässt, nicht mehr länger mittragen und protestierte bei der ISU. Deshalb suspendierte ihn Cinquanta von den Welttitelkämpfen. Der Italiener will sich erst bei einer Pressekonferenz am Samstag zu dem neuen Verband äußern.
Klare Worte fand dagegen DEU-Präsident Reinhard Mirmseker: «Dieser Verband hat keine Chance, anerkannt zu werden. Zudem ist so eine Gegenentwicklung nicht förderlich, wenn man gerade versucht, etwas zu Gunsten der Läufer zu verändern.» Für ihn sind die Abtrünnigen eine «Koalition der Frustrierten».
