Eiskunstlauf Eiskunstlauf: Winkler und Lohse kritisieren Wertungssystem

Malmö/dpa. - Ein Jahr nach dem olympischen Paarlauf-Skandal und der Einführung eines neuen Wertungssystems ist der Eistanz immer noch wie eine Lotterie. Das behauptet die fünffache deutsche Meisterin Kati Winkler, die mit ihrem Partner René Lohse bei ihren achten Europameisterschaften um einen Spitzenplatz kämpft. «Wir laufen gegen einen russischen Block, das ist wie gegen eine Wand zu rennen», sagte die Berlinerin vor dem Originaltanz am Donnerstag.
Eiskunstlauf-Fachleute handeln die Olympia-Achten seit Jahren als Kandidaten für einen Medaillenplatz, dem deutschen Paar scheint aber auch in Malmö die Lobby zu fehlen. Nach der Pflicht wurden die in Oberstdorf lebenden Sportsoldaten auf Rang fünf eingestuft, vor ihnen sind zwei russische, ein ukrainisches und ein bulgarisches Paar. «Ich bin eigentlich froh, dass wir immer unseren eigenen Weg gegangen sind. Wahrscheinlich hätten wir auch zu einem russischen Trainer oder Choreografen gehen müssen, um Erfolg zu haben. Aber wir sind ehrliche Arbeiter und können jeden Morgen in den Spiegel schauen», betont die 29 Jahre alte Sportlerin.
Genau diese Block-Entscheidungen, die zuletzt in Salt Lake City für Aufsehen sorgten, wollte die Internationale Eislauf-Union (ISU) mit ihrem neuen System verhindern. Seit Saisonbeginn werten die Preisrichter anonym, aus 14 Noten wählt ein Computer neun aus. Damit sollte der Bestechung Einhalt geboten werden. Doch zeigt sich auch in diesem Winter, dass die Eistanz-Hierarchie nach wie vor fest zementiert ist. «Es ist alles viel schlimmer geworden, nun werten die Preisrichter inkognito. Das ist kein Fortschritt», wettert Martin Skotnicky, der Trainer von Winkler/Lohse.
Es gibt viele Kritiker des Benotungssystems, das nur ein Übergangsmodell sein soll. Schon im kommenden Winter wird eine viel weiter gehende Reform getestet, nach der es die Traumnote 6,0 nicht mehr geben soll. Stattdessen werden wie im Turnen die einzelnen Elemente gewertet und addiert. Dabei sollen dann die zwei höchsten und niedrigsten Punktzahlen wegfallen. Zudem will die ISU nur noch acht Sprünge in einer Damen- oder Herren-Kür erlauben, damit der Trend zum Eis-Sprung-Laufen gestoppt wird. «Das ist die größte Veränderung in unserer Sportart seit der Abschaffung der Pflicht vor 13 Jahren», betont ISU-Vizepräsident David Dore.
Die reformorientierten Länder - wie Deutschland - hätten das neue System gern so schnell wie möglich. In der Diskussion war sogar die Einführung bei der Weltmeisterschaft im März 2004 in Dortmund. Doch dagegen laufen die konservativen ISU-Mitglieder Sturm. So wird das technisch und personell aufwendige Zukunftsmodell vorerst nur getestet. «Wir sortieren uns ein in die Gruppe, die die Zukunft gestalten will. Wenn wir nicht grundlegende Veränderungen beschließen, kann sich der Eiskunstlauf ganz ausklinken», sagt Reinhard Mirmseker, Präsident der Deutschen Eislauf-Union (DEU) und langjähriger internationaler Preisrichter.