Ein kleiner Schritt für den Sturm
Halle/MZ. - Nils Pichinot wusste, was ihm gerade gelungen war. Seine persönliche Erlösung und gleichzeitig die für den Halleschen FC. Nach 842 Minuten in dieser Saison ohne Stürmertor erzielte Pichinot in der 32. Minute im Landespokalspiel beim Verbandsligisten Lok Stendal am Sonnabend den Führungstreffer. Mit einem satten Schuss von der Strafraumlinie überwand er Torhüter André Ronneburg. "Klar ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen", sagte der Mittelstürmer, der selbst seit 633 Minuten ohne Tor geblieben war. Am Ende siegte der HFC mit 5:0.
Damit ist zumindest ein Teil der Strategie von Trainer Sven Köhler aufgegangen. "Die Offensive sollte sich Selbstvertrauen holen", sagte er. Deswegen hatte Köhler auch seine beste Mannschaft aufgeboten - mit Ausnahme von Torwart Darko Horvat sowie der verletzten Anton Müller, Dennis Mast und Patrick Mouaya. Bei Pichinot ging das Kalkül gleich doppelt auf. Nach schöner Vorarbeit von Eric Sautner erzielte der Mittelstürmer kurz nach der Pause sein zweites Tor zum 3:0. Zuvor hatte Steven Ruprecht zum Ende der ersten Halbzeit per Kopf nach einer Ecke auf 2:0 erhöht.
Die Tore vier und fünf waren dann der Seelenmassage des zweiten offensiven HFC-Sorgenkindes, Telmo Teixeira-Rebelo, vorbehalten. In der 60. Minute brauchte er nach Vorarbeit von Toni Lindenhahn nur noch einzuschieben. Und eine Flanke des eingewechselten Max Hecht verwertete Teixeira zum Endstand (85.).
Strahlend verließ er nach dem Spiel den Platz. "Ich habe doppelt getroffen, das tut gut. Jetzt heißt es so weiter machen und gegen Darmstadt die drei Punkte holen", sagte Teixeira, dem das gewonnene Selbstbewusstsein augenblicklich anzumerken war.
Allerdings gilt bei aller Erleichterung: Lok Stendal ist nur ein Verbandsligist, weit entfernt von der Dynamik, dem Tempo und der Zweikampfhärte in der dritten Liga. Das ist auch Doppeltorschütze Pichinot klar: "Zufrieden kann ich erst sein, wenn es jetzt auch in der Liga klappt." Es war also nur ein kleiner Schritt für die HFC-Offensive.
Das Bild verfestigt sich auch angesichts der mangelnden Chancenauswertung - trotz der fünf Tore. Denn gerade in den ersten 30 Minuten ließ der HFC die eine oder andere Hundertprozentige ungenutzt liegen. Schon nach acht Minuten hätte Erich Sautner den Favoriten in Führung bringen müssen. Vollkommen frei vor dem Tor schoss er Ronneburg an. "Der Winkel war vielleicht ein bisschen spitz", sagte der 20-Jährige. Weitere Großchancen ließen Pichinot (15.) und Marco Hartmann (18.) aus. "Wir müssen die Situationen einfach noch besser ausspielen. Wir haben vielleicht zwei oder drei Tore zu wenig gemacht", sagte Kapitän Maik Wagefeld.
Und so hätte das Spiel in der 22. Minute beinah eine katastrophale Wendung genommen. Innenverteidiger Philipp Zeiger wollte einen Befreiungsschlag der Stendaler zu Rittenauer zurückköpfen, erwischte den Ball allerdings nicht richtig. Loks Brasilianer Juninho spritzte dazwischen und kam im Strafraum zu Fall. Der Schiedsrichter ließ zum Glück für den HFC weiterlaufen.
"Man muss gegen einen unterklassigen Gegner schnell das erste Tor machen. Aber in so einer Konstellation ist es nie so, dass die erste Chance reingeht", sagte Köhler. Dennoch war er am Ende wie seine ganze Offensive zufrieden.
Das galt auch für Ronneburg, den Torhüter von Lok Stendal. "Ich wollte auf alle Fälle unter sieben Gegentoren bleiben", sagte der neue Schlussmann bei Lok. Sein Vorgänger Nico Thomaschewski hatte im Landespokal-Halbfinale in der vergangenen Saison sieben Mal hinter sich greifen müssen.
Trotz der geringeren Torausbeute ist die Hoffnung auf eine positive Wende im Angriffsspiel groß. "Ich hoffe, dass dieses Spiel Auftrieb, Sicherheit und Mut gibt", schaute Marco Hartmann voraus.
Das wird dringend benötigt. Am kommenden Sonnabend kommt der Tabellen-17. Darmstadt 98 nach Halle in den Erdgas-Sportpark. Ein sogenanntes Sechs-Punkte-Spiel. Sollte da ein Stürmer treffen, dann wäre aus dem kleinen, ein großer Schritt für die HFC-Offensive geworden.