Dynamo Dresden Dynamo Dresden: Fußball-Idol Dieter Riedel wird 60

Dresden/dpa. - Wenn Dieter Riedel über Dynamo Dresden spricht,dann wirkt er euphorisch und nachdenklich zugleich. Dann sinniert erüber unvergessene Europacupspiele in den 70er Jahren, ärgert sich überdie Talfahrt Mitte der 90er und analysiert den aktuellen Kampf um denAufstieg. Obwohl der frühere Stürmer die Fußballschuhe schon vor 26Jahren an den Nagel gehängt hat, ist er beim Traditionsverein an derElbe stets präsent geblieben: als Jugendleiter, Co-Trainer, Präsident,Marketingchef und zuletzt als Manager der Traditionsmannschaft. «MeinHerz ist hier nie weggegangen», sagt er. Seit wenigen Tagen sitztRiedel im Dynamo-Aufsichtsrat. Er will sich stärker einbringen.«Momentan habe ich bei dem Verein wahnsinnige Bauchschmerzen. So vieleTabletten kann man gar nicht schlucken», meint er. An diesem Sonntagwird Dieter Riedel 60 Jahre alt.
Riedel war das, was man heute einen Straßenfußballer nennt. Mit denKindern der Umgebung kickte er als Steppke auf dem Hof. War keiner da,drosch er das Leder an die Hauswand, bis es dunkel wurde. Bei der BSGStahl Gröditz erlernte er als Neunjähriger die nötige Technik undwurde 1966 als 18-jähriger Jungspund zu Dynamo delegiert. «Ich habenie das Bedürfnis gehabt, wegzugehen. Es war kein leichter Weg»,betont Riedel, der bei Dynamo auf eine Riege gestandener Spieler trafund sich zunächst unterordnen musste: «Ich war sicher sehrwillensstark und ballsicher. Aber als junger Spieler muss man sich vonden älteren führen lassen.»
Dieter Riedel misst 1,70 Meter. Seine körperlichen Defizite machteer jeher durch seine Wendigkeit wett, so dass ihn seine Gegner meistnur schwer stoppen konnten. Damit punktete er in Dresden, wo er sichzwischen Namen wie Siegmar Wätzlich, Frank Ganzera oder Gerd Heidler -mit dem er ein legendäres Sturmduo bildete - etablierte. Zwischen 1967und 1981 schoss er in 230 DDR-Oberliga-Spielen insgesamt 51 Tore. Indieser Zeit wurde der Club fünf Mal DDR-Meister und zweifacherPokalsieger. Auch seine 46 Europacup-Einsätze seien bis heuteunvergessen. «Ich weiß noch genau, wie jedes einzelne Spiel ablief»,schwärmt Riedel.
Fußball war ihm immer wichtig, eine Ausbildung auch. Die Lehre alsWerkzeugmacher brachte er in Dresden zu Ende. Neben dem Training holteer auf Wunsch von Großvater Paul das Abitur an der Volkshochschulenach. «Er sagte immer: Du machst mal schön die Schule. Irgendwann istes vorbei mit dem Fußball.» Während des anschließenden Sportstudiumswurde Riedel 1974 in die DDR-Auswahl berufen, holte 1976 Gold bei denOlympischen Spielen in Montreal. «Man kann sich vorstellen, dass ichnicht viele Seminare mitbekam», sagt Riedel, der heute als Sportlehreran einer Mittelschule in Dresden arbeitet, augenzwinkernd.
1981 beendete er seine Laufbahn, wurde Co-Trainer an der Seite vonKlaus Sammer. Nach dem wirtschaftlichen und sportlichen Abstiegübernahm er 1995 den Präsidentenstuhl von Rolf-Jürgen Otto. Trotz desAusverkaufs an Spielern und der ständigen Konfrontation mit demSchuldenberg eine erfolgreiche Phase: «Es war zwei Jahre lang eineheroische Leistung. Denn das Türschild Dynamo Dresden konnten wirdranlassen.»
Seinen Geburtstag am 16. September will er groß feiern. Geplant seiein Empfang in einem Hotel, verrät er. «Ich freue mich, alteWeggefährten wiederzusehen, die mit mir Fußball gespielt oderzusammengearbeitet haben», sagt Riedel.