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Dr. Peil im Interview Dr. Peil im Interview: Keine Kompromisse im Bezug auf Gesundheit von Schumacher

Von Jens Marx 02.08.2009, 14:38

Bad Nauheim/Hamburg/dpa. - Seit neun Jahren betreut Dr. JohannesPeil mit seinem Team der Sportklinik Bad Nauheim Michael Schumacher.Das geplante Comeback des Formel-1-Rekordweltmeisters bedeutet auchfür die Mediziner eine besondere Herausforderung. «Für uns ist eseine absolute Ausnahmesituation, weil man weder damit rechnen, nochsich auf ein so komprimiertes Training vorbereiten konnte», sagtePeil in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur dpa. Wofür sonstMonate blieben, stehen nur drei Wochen zur Verfügung, wenn Schumacheram 23. August für den verunglückten Felipe Massa im Ferrarieinspringen will. Erst nach Ende aller Untersuchungen jedoch «wissenwir, ob er fahren kann. Es gibt keine Kompromisse im Bezug auf dieGesundheit oder Sicherheit von Michael.»

Worauf muss Michael Schumacher aus körperlicher Sicht in denkommenden zwei Wochen bis zum geplanten Comeback besonders achten?

Peil: «In der Vergangenheit hatten wir Wochen und Monate für dieVorbereitung. Diesmal sind es nur drei Wochen. Alles ist komprimiert.Wir fahren bis Valencia ein Notprogramm, danach kommt dieRoutinearbeit. Alles ist wichtig, aber für alles bleibt nur eine sehrbeschränkte Zeit.»

Würde seine aktuelle Verfassung für die hohen Belastungen einesFormel-1-Rennens ausreichen?

Peil: «Nur weil Michael so viel in der Zwischenzeit für sich undseinen anderen Sport gemacht hat, ist ein Wiedereinstieg überhauptdenkbar. Selbst bei einer Pause von drei, vier Wochen jedoch brauchtein Formel-1-Pilot einige Zeit, um stabil und ökonomisch in dieseExtrem-Belastung hineinzukommen. Das betrifft die Wirbelsäule. Dasgilt aber auch für die Unterarme und die Hände. Jegliches Trainingist weniger aussagekräftig als die Erfahrung im Rennwagen.»

Wie kann man sich einen Tagesablauf inklusive Gesundheitschecks undTraining vorstellen?

Peil: «Michael bekommt jetzt viel Physiotherapie, bis zu dreiEinheiten am Tag. Dazu kommen Ausdauertraining und sportspezifischeEinheiten. Wir werden die nächsten zwei bis drei Wochen mit zweiPhysiotherapeuten arbeiten, um die unterschiedlichen Aufgabenwahrnehmen zu können.»

Sie und ihr Team betreuen Michael Schumacher seit neun Jahren -vergleichen Sie doch mal seinen physischen Zustand gegen Ende seinerKarriere 2006 und nun - kurz vor seiner Rückkehr in die Formel 1?

Peil: «Das System Michael Schumacher ist auf den Erhalt seinerKörperleistung ausgerichtet. Basis für die erfolgreiche Arbeit ist,dass er dabei immer die notwendige Konsequenz und Aufmerksamkeitmitbringt. Natürlich jedoch muss er sich die nächsten zwei, dreiWochen verbessern, um an die spezifische Fitness der Saison 2006heranzukommen.»

Wie sehr müssen Sie ihn eigentlich bremsen - Michael Schumacher giltja als Fitness-Fanatiker...?

Peil: «In den nächsten zwei, drei Wochen muss ich ihn überhaupt nichtbremsen, weil die Aufgabe so vielfältig und die Zeit so knapp ist,dass wir gemeinsam entscheiden und bestimmen können, wo dieSchwerpunkte liegen.»

Spüren Sie das Rennfieber bei Michael Schumacher?

Peil: «Das spüre ich ganz extrem. Das lässt uns hoffen, dass wirunsere Ergebnisse auch erreichen werden, die wir brauchen, damit erfahren kann. Er will es schaffen. Die ganze Professionalität vonSchumacher steckt hinter dieser Vorbereitung.»

Welchen Einfluss hat die Verletzung im Nackenbereich, die er sich imFebruar bei einem Sturz mit dem Motorrad zugezogen hat?

Peil: «Sämtliche Verletzungen, die sich ein Fahrer innerhalb seinerKarriere zugezogen hat, beeinflussen seine Leistungsfähigkeit undwerden in der Vorbereitung beachtet und berücksichtigt. Wirversuchen, sie bestmöglich auszugleichen. Aber erst nach Abschlussaller Untersuchungen werden wir wissen, ob er fahren kann.»

Wenn Sie abwägen würden - was ist gefährlicher für MichaelSchumacher: Weiterhin Motorrad zu fahren oder aber wieder - wenn auchnur für ein paar Rennen - in den Formel-1-Wagen zu steigen?

Peil: «Alles, was Michael macht, macht er mit vollem Einsatz. DieSicherheitsstandards in der Formel 1 und die Fortschritte in derStabilität der Fahrerzelle halte ich für so weitreichend, dass es imFormel-1-Wagen sicherer ist als auf dem Motorrad.»

Welche Herausforderung bedeutet es für Sie und ihr Team, MichaelSchumacher fit zu machen für eines der wohl meistbeachteten Comebacksim Sport?

Peil: «Für uns ist es eine absolute Ausnahmesituation, weil man wederdamit rechnen, noch sich auf ein so komprimiertes Trainingvorbereiten konnte. Wir müssen jeden Tag neu reagieren. Es gibt aberkeine Kompromisse im Bezug auf die Gesundheit oder Sicherheit vonMichael.»