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Doping im Radsport Doping im Radsport: Kritik an Einstellung des Verfahrens gegen Fuentes

Von Hubert Kahl 20.03.2007, 18:33

Madrid/dpa. - Die Ermittlungen gegen den spanischen ArztEufemiano Fuentes und dessen Helfer sind zu den Akten gelegt, aberder größte Dopingskandal in der Geschichte des Profi-Radsports istnoch nicht zu Ende. Zehn Tage nach Einstellung der Ermittlungen imFall der «Operación Puerto» (Operation Bergpass) gerät der zuständigeUntersuchungsrichter in Spanien zunehmend in die Kritik.

Die Madrider Zeitung «El País» hielt dem Richter Antonio Serranovor, das Verfahren vorschnell beendet und viele Fragen offen gelassenzu haben. Die Staatsanwaltschaft legte Serrano zur Last, bei denErmittlungen nicht allen Spuren nachgegangen zu sein.

Auch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) will trotz derEinstellung den skandalösen Fall nicht auf sich beruhen lassen.Deshalb bat die WADA am Dienstag die spanischen Behörden, Zugang zuden Ermittlungsakten zu bekommen. «Die WADA hofft, relevante Aktenvon der Justiz zu bekommen und die Erlaubnis zu erhalten, allevorliegenden Beweise für disziplinarische Zwecke verwenden zudürfen», hieß es in einem WADA-Statement in Montréal. DieWeltorganisation wolle die Zusammenarbeit mit den spanischen Behördenund der Sportbewegung fortsetzen, «so dass die Betrüger bestraft undfür Wettbewerbe gesperrt werden können».

In Dopingverdacht geratene Radprofis hatten beklagt, dass sie vonihren Verbänden bestraft werden könnten, während die Drahtzieherungestraft blieben. Ex-Radprofi Jan Ullrich schaltete nachPresseberichten das spanische Verfassungsgericht ein, um zuverhindern, dass ihm zugeschriebene Blutbeutel von der spanischenJustiz zu einem Abgleich an die Staatsanwaltschaft Bonn geschicktwerden. Bei dem im Mai 2006 aufgedeckten Skandal waren über 50Radprofi in Dopingverdacht geraten, darunter Größen wie Ullrich oderder Giro-Sieger Ivan Basso.

Der Ermittlungsrichter hatte das Verfahren zu den Akten gelegt,weil im Mai 2006 Doping in Spanien kein Straftatbestand war. Dies, sohält «El País» dem Richter nun entgegen, hätte Serrano sich früherüberlegen sollen. Der Jurist hatte nach Aufdeckung des Skandalsangeordnet, dass die Polizei Telefone der Verdächtigen abhörte undBüros und Arztpraxen durchsuchte. «Solche Einschränkungen derGrundrechte sind nur angebracht, wenn es um gravierende Straftatengeht», hält das angesehene Blatt dem Richter vor. «Entweder hatteSerrano damals leichtfertig gehandelt, oder seine jetzige Einstellungdes Verfahrens ist nicht gerechtfertigt.»

Der Richter hatte seine Entscheidung auch damit begründet, dassdie Gesundheit der Radprofis nicht gefährdet gewesen sei. DieStaatsanwaltschaft bezweifelt dies. Der Ex-Radprofi Jesús Manzanohatte schon vor Jahren berichtet, dass er an den Folgen von Dopingbeinahe gestorben sei. Von seinen Aussagen wollten die Ermittlerjedoch nichts wissen.

«El País» erinnerte auch an die Fahrer Santi Pérez und TylerHamilton. Die damaligen Phonak-Profis waren 2004 positiv getestetworden. Die spanischen Ermittler identifizierten die Fahrer späterals Kunden des Fuentes-Rings. Nach dem - von dem mutmaßlichenDopingarzt praktizierten - Verfahren hätten die beide Fahrereigentlich nicht auffliegen können.

«Die einzige logische Erklärung ist, dass die Blutbeutelverwechselt wurden, Pérez sich das Blut von Hamilton injizierte undumgekehrt», schreibt die Zeitung. Dies zeige, dass das Blutdopingdoch mit erheblichen Risiken verbunden sei. Auch der Fall von RobertoHeras lege einen solchen Schluss nahe. Der Sieger der Spanien-Rundfahrt von 2005 sei nach Vermutungen der Ermittler möglicherweisedeshalb bei einer Kontrolle positiv getestet worden, weil ihm Blutaus einer verunreinigten Konserve injiziert worden sei.