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Die Stepenitz - Heimat für Lachse und Forellen

Von Thomas Bein 10.06.2008, 09:17

Perleberg/dpa. - Glasklares Wasser, naturbelassen und keine schädlichen Einträge durch die Landwirtschaft: Die Stepenitz in Brandenburg gilt als einer der saubersten Flüsse Deutschlands - und wird so wieder wie früher zur Heimat für Lachse und Meerforellen.

Die Natürlichkeit des Flusssystems war ausschlaggebend dafür, im Jahr 1999 hier das Programm «Lachs 2000» zu starten. Bei Schönhagen wurden in der Dömnitz, einem Zufluss der Stepenitz, die ersten 100 000 Lachsbrütlinge ausgesetzt. Mittlerweile tummeln sich einige hunderttausend Jungfische im Einzugsgebiet der Stepenitz. «Das Jahr 2007 war für das Lachsprogramm eines der erfolgreichsten», berichtet Ullrich Thiel vom Landesanglerverband Brandenburg. Bei Fängen in und um Perleberg wurden bis Dezember 29 zurückgekehrte Lachse und 44 Meerforellen nachgewiesen. Die Fische brachten es auf ein Gesamtgewicht von 204 Kilogramm.

«Der größte Fisch war eine Meerforelle von 72 Zentimeter Länge und einem Gewicht von 4,3 Kilogramm», erzählt Thiel. Ziel des Fischprojektes sei, sich selbst reproduzierende Bestände von Lachs und Meerforelle aufzubauen. Vor etwa 100 Jahren wurde in dem Fluss der letzte Wildlachs gefangen. Die Industrialisierung im Mündungsbereich von Wittenberge und viele Wehre machten den Fischen ihre gewohnten Wanderungen unmöglich. In den letzten Jahren jedoch wurden viele Wehranlagen durch sogenannte Solgleiten ersetzt, was den Fischen den Aufstieg erlaubt.

Die Stepenitz gilt als der am stärksten naturbelassene Fluss in Brandenburg. Zwischen Schmolde und Warnsdorf ist ein kleiner Bach ihre Quelle; nach 84 Kilometern erreicht sie schließlich die Elbe bei Wittenberge. In der Nähe der Quelle entspringen auch Dosse und Elde, die Richtung Müritz und Havel abfließen. Das Besondere an dem Flachlandfluss, der sich aus zahlreichen Bächen speist, ist das weite Einzugsgebiet von fast 1300 Quadratkilometern. Dazu kommt ein für die Region untypisches Gefälle von 80 Höhenmetern von der Quelle bis zur Mündung.

Das Gewässer wird verstärkt für den Tourismus entdeckt. So führen Kanuwanderungen von Wolfshagen bis Perleberg. Eine 80 Kilometer lange Radwanderroute folgt den Spuren der Adelsfamilie Gans Edle zu Putlitz, die sich vor mehr als 1000 Jahren an den Ufern der Stepenitz niedergelassen hatte. Heute erinnert unter anderem noch ein durch die Familie begründetes Klosterstift im Ort Stepenitz an das alte Geschlecht.

Weite Teile des Flusslaufes sind Landschaftsschutzgebiet. Fällt ein Baum ins Wasser, bleibt er dort, bis ihn Fäulnis oder Hochwasser beseitigen. In ihrem Oberlauf durchzieht die Stepenitz viele waldreiche Feuchtgebiete, zwischen Perleberg und Wittenberge wiederum ist sie Teil einer begradigten Wiesen- und Weidenlandschaft. Erst hier und im Stadtgebiet von Perleberg wird der Fluss zum Problem: Beim Elbehochwasser 2002 staute sich das Wasser zu einem riesigen Seengebiet auf, das von Wittenberge fast bis nach Perleberg reichte. Die Orte Weisen und Breese waren seinerzeit nicht so sehr durch das Hochwasser der Elbe bedroht, sondern durch die sich anstauende Stepenitz.